Zuke Green Health Kongress 2022 ,,Better Healthcare is greener Healthcare“   

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Digitalisierung und Nachhaltigkeit

Wie gelingt der Weg hin zu einem nachhaltigen Gesundheitswesen? Auf dem zweiten Zuke Green Health Kongress bekamen die Teilnehmenden Einblicke in die verschiedenen Strategien hin zu einem nachhaltigen Gesundheitswesen. Mehr als 50 Prozent der Teilnehmenden kamen aus medizinischen Einrichtungen.

Der Zuke Green Health Kongress findet im kommenden Jahr vom 28. bis 30. November online statt. – © Zukunft Krankenhaus-Einkauf

Fachkräftemangel, fehlende Gegenfinanzierung, Pandemie und Kostenexplosionen erschweren die Aufgabe, die ökologische Transformation zu bewältigen. Für Stefan Krojer, Veranstalter vom Zuke Green Health Kongress, bestehen die größten Herausforderungen, im fehlenden Wissen über Nachhaltigkeit sowie mangelnder Veränderungsfähigkeit. Nationale und internationale Nachhaltigkeitsnetzwerke werden essenziell werden. Auf dem Zuke Green Health Kongress gaben deshalb Vertreterinnen und Vertreter von Kliniken Informationen über ihre Erfolgskonzepte und ihr Nachhaltigkeitsmanagement preis.

Ein Highlight des Kongresses war der Vortrag von Sarah Ouanhnon, Senior Delivery Lead, Greener NHS Programme, aus England. Sie berichtete davon wie Kliniken in Großbritannien den Weg zu mehr Nachhaltigkeit angehen. Die NHS-Strategie setzt schon in der Lebensführung der Menschen an. Ziel ist es, die Menschen in Großbritannien über ihre Lebenszeit hinweg gesund zu halten. Wenn sie krank werden, sollen sie zur rechten Zeit die richtige Versorgung bekommen. Des Weiteren sollen eingebettete Kohlenstoffe in der Gesundheitsversorgung reduziert werden. 

Better healthcare with increased prevention – delivering the right care at the right time and in the right setting – is also generally greener healthcare, and therefore helps protect the health of future generations.

Sarah Ouanhnon

Best Practices aus Kliniken auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit

Auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit befindet sich z.B. das LMU Klinikum München Innenstadt. Dr. Irena Schwarzer, Zentrumsleiterin, berichtete vom Projekt Nachhaltigkeit in ihrem Haus. Die 2021 eröffnete Klinik verfügt u.a. über ein Blockheizkraftwerk, Beleuchtung in LED und einer Fassade aus keramischen Platten. An der Klinik werden weitere Themen auch von der Mitarbeiterbasis heraus entwickelt. Essenziell für die Entwicklung hin zu einem nachhaltigen Klinikum sei jedoch die Finanzierung, so Schwarzer. In naher Zukunft plant die Klinik zum Green Hospital zu werden. Im Rahmen der Bayerischen Green Hospital Initiative hat sich der Freistaat zum Ziel gesetzt, bis 2040 das erste klimaneutrale Bundesland zu werden.

Auch den Mühlkreiskliniken ist das Thema Nachhaltigkeit ein besonderes Anliegen. Aktuell verfügen sie über 178 Millionen Euro Landesförderung für zwei Neubauten. Die Bauphase ist für 2025 angesetzt. Anhand von mehr als acht Handlungsfeldern verläuft die Nachhaltigkeitsstrategie der Klinik. Neben der ökologischen Dimension haben die Handlungsfelder auch eine ökonomische und soziale Dimension. Zu den Handlungsfeldern zählen u.a. Speisenversorgung, Umweltschutz und die Rechte von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Hinsichtlich des Energiemanagements setzt die Klinik auf erneuerbare Energien und erzeugt Wärme über ein eigenes Blockheizkraftwerk. Des Weiteren haben die Mühlenkreiskliniken auch strategische und operative Ziele. Zu denen gehören eine nachhaltige Wäscheversorgung, die Entwicklung und Integration einer Nachhaltigkeitsstrategie und eine Cloud-basierte Datenanalyse sämtlicher Energieverbräuche. Im kommenden Jahr ist u.a. eine organisatorische Neuaufstellung geplant. Auch das Thema der Finanzierung ist für Dr. Jörg Noetzel, Vorstand Medizin bei den Mühlenkreiskliniken, ein großes. Er könnte sich eine Art Klimafond vorstellen.

Max von Holleben, Kaufmännische Leitung am RoMed Klinikum Rosenheim, betrachtet als promovierter Immunologe die Entwicklung am eigenen Klinikum kritisch. Das Klinikum Rosenheim gilt als eines der Paradebeispiele für die Berücksichtigung des Green-Hospital-Bayern-Ansatzes in einem Bestandskrankenhaus. Doch ist das Klinikum Rosenheim ein Green Hospital? 50 Prozent der Gebäude sind älter als 50 Jahre. Dennoch liegt das Krankenhaus mit seinem Energiebedarf 16 Prozent unter dem deutschen Durchschnitt. Der Hauptfokus liegt jetzt bei Stromsparmaßnahmen und der Entwicklung einer kompletten Nachhaltigkeitsagenda, die auch die genaue Definition weiterer Ziele enthält.

Der langer Weg hin zu mehr Nachhaltigkeit

Frank Dzukowski, Leiter Vorstands-Stabsstelle Nachhaltigkeit und Klimamanagement am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, legte die Strategie des Universitätsklinikums dar. Seit 2014 hat das Klinikum Nachhaltigkeit in seinem Leitbild verankert und versteht sich als Vorbild für Nachhaltigkeit im Gesundheitswesen. Die Nachhaltigkeitsstrategie fußt des Weiteren auf einem globalen Rahmen orientiert an den Sustainable Development Goals. Bis 2040 möchte das Universitätsklinikum klimaneutral sein. Mehr zur Nachhaltigkeitsstrategie des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf finden Sie hier.

Die Johannesbad-Gruppe versucht in vier Schritten eine nachhaltige Beschaffung zu implementieren. Im ersten Schritt schafft sie dafür eine Basis. Das geschieht über die Definierung von nachhaltigen Beschaffungszielen, einer Wesentlichkeitsanalyse, die Identifikation von Stakeholdern sowie die Unterstützung im Topmanagement und der Suche nach Verbündeten im Unternehmen. Im zweiten Schritt werden die Beschaffungsprozesse um Nachhaltigkeitsaspekte erweitert. Der dritte Schritt umfasst die aktive Einbindung der Lieferkette; der Vierte die Erfolgskontrolle. Bis zum Jahr 2035 soll so der Einkauf nachhaltig transformiert werden.

Nachhaltigkeit nicht ohne ausreichend Finanzierung möglich

Insgesamt wurde deutlich, dass bei den Akteurinnen und Akteuren ein Bewusstsein für die Notwendigkeit einer drastischen Veränderung im Gesundheitswesen hin zu einem klimaneutralen Gesundheitswesen besteht. Daher wird der Ausbau von nationalen sowie internationalen Nachhaltigkeitsnetzwerken in der Gesundheitsbranche unumgänglich sein. Des Weiteren wird ein wichtiger Punkt die Finanzierung bleiben. Bisher stemmen Kliniken und andere Gesundheitseinrichtungen die Kosten für eine Transformation hin zu mehr Nachhaltigkeit allein. Eine unterstützende staatliche Finanzierung oder eine Art Klimafond wird perspektivisch notwendig werden.