Ambulantisierung Wunsch nach einheitlicher sektorengleicher Vergütung

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Vertragsärztinnen und -ärzte sowie Kliniken sind für Ausweitung des ambulanten Operierens. Sie sehen unterschiedliche Ansätze zur Vergütungssystematik.

sektorengleiche Vergütung
Es soll mehr ambulante Operationen geben. Die Frage nach einer einheitlichen und sektorengleichen Vergütung ist aber noch ungeklärt. – © everythingpossible (stock.adobe.com)

Deutschland weist bei der Ambulantisierung sektorengleicher Leistungen im internationalen Vergleich noch Optimierungspotential auf. Dies zeigte eine wissenschaftliche Ausarbeitung der Technischen Universität Berlin unter Leitung von Prof. Dr. Reinhard Busse. Vertragsärztinnen und -ärzte sowie Krankenhäuser würden dieses Potenzial gerne heben und wünschen sich eine Erweiterung des Umfangs ambulant erbringbarer Leistungen. Als Hauptmotivation für das ambulante Operieren nennen beide v.a. die Möglichkeit, „Betreuung aus einer Hand“ anbieten zu können, die es den Patienten und Patientinnen erlaube, schnell ins häusliche Umfeld zurückzukehren. Beide Seiten würden grundsätzlich gerne mehr ambulant operieren, sehen als Haupthemmnis aber insbesondere eine unzureichende Vergütung und den Fachkräftemangel.

Wie sektorengleiche Vergütung aussehen könnte

Weniger einig sind sich beide Versorgungsbereiche hingegen bei der Frage, wie ein sektorengleiches Vergütungskonzept bezogen auf die Personalkosten ausgestaltet sein soll. Während 36 Prozent der Kliniken eine pauschalierte Vergütung bevorzugen würden, votieren nur 11 Prozent der Vertragsärzte und -ärztinnen für diese Option. 42 Prozent der Vertragsärzteschaft würden sich demgegenüber für eine einzelleistungsorientierte Vergütungssystematik aussprechen, während dies nur bei 18 Prozent der Krankenhäuser auf Zustimmung trifft. Das sind die zentralen Ergebnisse einer Befragung unter operativ tätiger Vertragsärzteschaft und Krankenhäusern, die das Deutsche Krankenhausinstitut (DKI) und das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi) im Rahmen des Innovationsfondsprojektes „Einheitliche, sektorengleiche Vergütung (ESV)“ aktuell ausgewertet hat.

Insgesamt geht das ESV-Projekt der Frage nach, wie zukünftig ein einheitliches, sektorengleiches Vergütungssystem für Leistungen in Deutschland aussehen kann, die sowohl ambulant wie stationär erbracht werden. Ziel des Projektes ist es, einen konkreten Vorschlag für ein solches Vergütungssystem vorzulegen. Die Anforderungen an das Vergütungsmodell, die aus der Befragung der Vertragsärzteschaft, der Krankenhäuser und der gesetzlichen Krankenkassen resultieren, sollen bei der Ausarbeitung des Vorschlags für ein einheitliches, sektorengleiches Vergütungssystem berücksichtigt werden. Das Projekt ist seit 2019 durch den Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses gefördert und endet voraussichtlich Ende 2022.

„Uns ist es sehr wichtig, die unterschiedlichen Seiten bei der nun anstehenden Konzeption eines Vorschlags für eine sektorengleiche Vergütung einzubeziehen. Die Befragung liefert uns dafür wertvolle Ergebnisse“, sagte Prof. Dr. Jonas Schreyögg, Konsortialführer des Projektes und wissenschaftlicher Direktor des Hamburg Center for Health Economics der Universität Hamburg (HCHE). In einem nächsten Schritt wird nun die Positionierung der gesetzlichen Krankenkassen mittels einer weiteren Befragung erfasst.