Interview mit Christiane Hörbiger „Würde ist ein Menschenrecht“

Das letzte Wort gibt HCM bekannten Persönlichkeiten der Gesellschaft. Diesmal lautet das Thema: selbstbestimmtes Sterben. Im Gespräch: die Schauspielerin Christiane Hörbiger.Dreharbeiten zu „Die letzte Reise“: Die kranke Katharina (Christiane Hörbiger) wartet am Hamburger Hauptbahnhof auf einen Zug, der sie zu einem Sterbehaus nach Zürich bringen soll.HCM: In „Die letzte Reise“ spielen Sie die arthrose- und lungenkranke Katharina. Warum sieht sie keinen anderen Ausweg als ein Sterbehaus in der Schweiz? Hörbiger: Sie ist lebensmüde, lebt allein und hat große Schmerzen. HCM: „Bin ich deshalb ein Feigling?“, fragt die zweifache Mutter den Schweizer Arzt. Wie sehen Sie das? Können Sie ihre Entscheidung nachvollziehen? Hörbiger: Nein, nicht einmal in einer ausweglosen Situation kann ich dies nachvollziehen. Ich habe übrigens schon als 12-Jährige meinem Vater versprochen, dass ich mich niemals umbringen würde. An dieses Versprechen halte ich mich. Ich bin als Katholikin gegen Sterbehilfe. Aber es ist leicht für mich so zu antworten, denn ich bin gesund und schmerzfrei. HCM: Gerade in den letzten Jahren haben Sie sich sehr komplexen Themen wie Alkoholsucht, Altersarmut, Demenz und Krebs gestellt. Was hat Sie an der neuen Rolle gereizt? Hörbiger: Diese G’schichterl „Wer liebt wen und verlässt ihn warum?“ interessieren mich nicht mehr. In meinen Filmen werden gesellschaftlich wichtige Themen für Erwachsene aufgegriffen und zur Diskussion gestellt. HCM: Kann man solche Figuren rein professionell-künstlerisch angehen oder schwingen hier auch persönliche Emotionen mit? Hörbiger: Das hat rein mit meiner Arbeit zu tun. HCM: Als Zuschauer berührt einen trotzdem die Szene, in der man eine junge kranke Frau in den letzten Minuten vor ihrem Tod im Sterbeheim erlebt. Ging es Ihnen ähnlich? Hörbiger: Ja, es war sehr hart, dem zuzusehen und sich in diese Situation einzufühlen. Ich finde, dass diese Szene insgesamt und dass dem Mädchen das Spiel großartig gelungen ist. HCM: Bei all den oben genannten Schicksalen, mit denen die Charaktere, die Sie spielten, kämpften, fällt auf, dass Sie stets bemüht sind, die Würde Ihrer Figuren zu wahren ... Hörbiger: Mein Mann und ich haben uns versprochen, nie die Würde des anderen zu verletzen. Und das gilt auch für die Charaktere, die ich spiele. Würde ist ein Menschenrecht! HCM: Der Film diskutiert nicht nur Selbstbestimmung, sondern auch den Sinn des Lebens bzw. was macht ein Leben lebenswert. Wie lauten dazu Ihre Definitionen? Hörbiger: Gesundheit und Lebensfreude machen das Leben lebenswert. HCM: Ohne das Ende des Dramas zu verraten – welche Zuschauerresonanz erhoffen Sie sich für „Die letzte Reise“? Hörbiger: Ich weiß, dass diese Frage auch im Deutschen Bundestag erläutert wurde. Und schon allein dadurch erhoffe ich mir das Interesse der Zuschauer.

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