Personalentwicklung
In Kliniken und Pflegeeinrichtungen mangelt es an qualifizierten Nachwuchskräften. Die verbleibenden Mitarbeitenden müssen große Lasten schultern und laufen dabei Gefahr, auszubrennen. Wie Krankenhäuser ihre Mitarbeitenden langfristig halten können.

Nur gesunde und zufriedene Mitarbeitende bleiben langfristig arbeitsfähig, motiviert und bei ihrem Arbeitgeber. In den vergangenen zwei Pandemiejahren kam es in vielen Bürokulturen zu einem Wandel hin zu mehr Home-Office, flexibleren Arbeitszeiten und einem generellen Umdenken hinsichtlich Arbeits(selbst)verständnissen. Im Gesundheitswesen hingegen habe sich für die Mitarbeitenden wenig geändert. Die (sozial) mediale öffentliche Anerkennung für die extrem belastenden Leistungen der dort Beschäftigten hat bislang wenig faktische Konsequenzen gezeigt.
Ein Drittel der Mitarbeitenden fühlt sich nicht wertgeschätzt
Für die Mitarbeitenden im Gesundheitswesen hat das Folgen. Laut der aktuellen Studie „State of the Deskless Workforce“ von Quinyx hat fast ein Drittel der Befragten das Gefühl, dass der Arbeitgebende ihre Leistung nicht wertschätzt. Laut Umfrage haben die Hälfte aller Mitarbeitenden im Gesundheitswesen innerhalb des DACH-Raums an Kündigung gedacht. Die vorrangigen Gründe sind z.B.
- niedrige Gehälter (53 Prozent),
- enormer Stress (45 Prozent) und
- fehlende Work-Life-Balance (34 Prozent).
Mehr als die Hälfte der Befragten gab an, dass sie nicht genug Zeit hätten, um sich zu entspannen oder ihrer geistigen und körperlichen Gesundheit nachzugehen. Wird der Druck zu groß, kündigen viele. Dies könne nicht aufgefangen werden – zu wenig Nachwuchs komme nach. Die verbleibenden Mitarbeitenden leiden durch diese Personalengpässe noch mehr. 87 Prozent geben an, dass sie im vergangenen Jahr aufgrund von Unterbesetzungen unter einem stressigen Arbeitsklima litten.
Führungskräfte und Personalverantwortliche sind gefordert
Die Situation werde dadurch verstärkt, dass die Ressourcen, die vorhanden seien, nicht oder nicht optimal genutzt werden. Eine grundlegende Änderung oder zumindest eine Anpassung der strukturellen und systemischen Probleme sei die Voraussetzung für eine langfristige Verbesserung. Hier ist die Politik gefragt. Aber es gibt auch akuten Handlungsbedarf und hier seien die Führungskräfte und Personalverantwortlichen in den Pflegeeinrichtungen und Kliniken gefordert.
Um Arbeitskräfte zu gewinnen und v.a. halten zu können, muss das Wohlbefinden der Mitarbeitenden aktiv in den Fokus genommen werden. Dabei gebe es verschiedene Ebenen, an denen angesetzt werden kann.
1. Wertschätzender Einbezug der Mitarbeitenden
Laut Umfrage sind knapp siebzig Prozent der Befragten der Meinung, ihr Arbeitgeber betrachte sie lediglich als austauschbare Ressource. Jeder Fünfte Arbeitnehmende gibt an, keinen Einfluss auf den eigenen Dienstplan zu haben, was laut Studie einer der Hauptgründe für die als negativ empfundene Work-Life-Balance ist. Nur wer seinen Mitarbeitenden glaubhaft vermittelt, dass sie Menschen und keine Ressource sind, wird diese halten können.
- Persönliche und wertschätzende Gespräche als effektives Mittel:
- regelmäßig das Gespräch mit den Mitarbeitenden suchen
- sich ausreichend Zeit für das Gespräch nehmen
- offene Fragen stellen und ggf. nachfragen, um dem Gespräch mehr Tiefe zu verleihen
- interessiert und beurteilungsfrei zuhören
- Wünsche und Bedürfnisse der Mitarbeitenden ernstnehmen
- konkrete Schritte planen, wenn notwendig
- für eine zuverlässige Umsetzung sorgen
- Aber auch gezielte Team-Trainings, die Spaß machen und sich gleichzeitig inhaltlichen Themen widmen, werden von Mitarbeitenden positiv gesehen und sie fühlen sich wertgeschätzt. Eine „Investition“ die sich langfristig bezahlt mache.
2. Lebenslanges Lernen und persönliche Weiterentwicklung
Dies erfordere sowohl zeitliche als auch mentale Ressourcen und Kapazitäten der Personalverantwortlichen und Führungskräfte sowie ein hohes Maß an Selbstführung und Eigenreflexion:
- Passende Online-Kurse oder Apps nutzen, um die Selbstfürsorge und Selbstreflexion zu schulen, z.B. Habit Minder (App für einen gesunden Lifestyle), Tangerine (App für Selbstfürsorge) – nur iOS, Forest (App für fokussiertes Arbeiten, Moment iOS/Quality Time (App für Digital Detox).
- Personalverantwortliche sollten auch selbst für einen gesunden Alltag und ausreichend Schlaf und Regeneration sorgen – nur wer selbst ausgeglichen und aufnahmefähig sei, könne auch für die Mitarbeitenden da sein.
- Sich der Vorbildfunktion bewusst sein – beispielsweise sich darin üben, Konflikte achtsam zu lösen.
- Einen Coach suchen, der bei persönlicher Weiterentwicklung hilft und dabei unterstützt, Veränderungen nachhaltig zu etablieren.
Die Situation ist, gerade nach den Extrembelastungen der vergangenen beiden Pandemiejahre, angespannt. Zentral wichtig ist das Wohlbefinden des einzelnen Mitarbeitenden. Denn: Nur gesunde und zufriedene Mitarbeitende bleiben langfristig arbeitsfähig, motiviert und bei ihrem Arbeitgeber.
Angebote zur (Selbst-)Befähigung an die Hand geben
Der Fokus sollte darauf liegen, Führungskräften wie Mitarbeitenden auf allen Ebenen Angebote zur (Selbst-)Befähigung an die Hand zu geben, die tiefer reichen und an den Herausforderungen ansetzen, die die Einzelnen haben. Eine Möglichkeit, dies zu erreichen, kann der gezielte Einsatz von Trainings und Coachings sein. Diese sollten keine pauschalen Empfehlungen geben, sondern die Herausforderungen des Einzelnen in den Blick nehmen. Führungskräfte sowie Personalverantwortliche können hier einen sinnvollen Ansatzpunkt darstellen – da sie das in den Coachings Erlernte nicht nur für die eigene Arbeitssituation nutzbar machen können, sondern es im Mitarbeitenden-Kontext wiederum weitervermitteln können. So könne schrittweise eine nachhaltige Verbesserung für alle Beteiligten erreicht werden.
Kontakt zur Autorin
Nadine Fink, Fink & Fink, nadine@fink-gesunderfolgreich.de