Energiekrise im Krankenhaus Wie viel Sparpotenzial steckt in IT und IoT wirklich?

Ein Großteil der Krankenhäuser kann die Mehrkosten für die explodierenden Energiepreise nicht über die laufenden Einnahmen decken. Zudem ist ein Großteil auf Gas angewiesen. Folglich muss an Energie gespart werden. IT-Systeme und IoT-Lösungen können hierbei helfen. Gebäudekomplexe abzuschotten, die aufgrund von Personalmangel ungenutzt sind, oder die Zimmertemperatur nachts um ein bis zwei Grad nach unten zu regulieren – solche Maßnahmen liegen auf der Hand. Doch auch IT verbraucht Energie, und das nicht wenig. Es lohnt sich also, seine IT nach Energiesparpotenzialen zu durchforsten, von Hardware bis IT-Infrastruktur. So ist ein Tablet wie ein iPad beispielsweise deutlich energieeffizienter als ein Desktop-PC. Zum Vergleich: Ein durchschnittlicher PC verbraucht bei einer täglichen Nutzung von vier Stunden bis zu 87 kWh pro Jahr, ein Tablet hingegen nur 6 kWh. Bei einem Strompreis von 10 Cent pro kWh und 100 Clients bedeutet das eine Ersparnis von 810 Euro jährlich. Intelligente Steuerung von Netzwerk- und Medizingeräten Ebenfalls nicht zu unterschätzen ist der Stromverbrauch von weiteren IT-Systemen wie Druckern oder Netzwerkkomponenten sowie Medizingeräten im Stand-by-Modus. Abhilfe dafür schaffen intelligente und zentral gemanagte Switches und Stromleisten. Sie erlauben ein automatisiertes Abschalten von WLAN-Access-Points und Geräten, die für eine durchgängige Patientenversorgung unerheblich sind und die keine kontinuierliche Netzwerkanbindung benötigen. Energieeffizienz in Rechenzentren optimieren Ein weitaus größerer Energiefresser ist das Rechenzentrum, das Herz der Krankenhaus-IT. Die Hälfte des Energieverbrauchs geht dort auf die IT-Hardware, also Server-, Storage- und Backup-Systeme zurück. Sind die Datacenter optimal ausgelastet? Können Workloads konsolidiert und virtualisiert werden? Lassen sich bestimmte IT-Aufgaben in die Cloud verlagern? All das ist relevant, um den Energieverbrauch zu senken. Ebenfalls muss sichergestellt sein, dass alte Geräte abgeschaltet und ordnungsgemäß entsorgt werden. Nicht selten laufen diese noch unbemerkt weiter. Den zweiten ausschlaggebenden Teil des Energieverbrauchs macht die Infrastruktur des Rechenzentrums aus. Dazu zählt unter anderem die Klimatisierung. Hier fallen die meisten Betriebskosten an. Ein Rechenzentrum erzeugt kontinuierlich Abwärme. Damit Server nicht überhitzen und eine optimale Leistung erbringen, müssen sie rund um die Uhr gekühlt werden. Die ideale Serverraumtemperatur liegt zwischen 22 und maximal 25 Grad – auch bei eingehausten Rechenzentren. Zwar sollte diese Spanne nicht über- oder unterschritten werden, der gegebene Spielraum lässt sich jedoch im Sinne der Energieeffizienz ausnutzen. Kostengünstige IoT-Umweltsensoren sind in der Lage, Temperatur und Feuchtigkeit im Rechenzentrum zu überwachen. Sie liefern die Datenbasis, um die Kühlung und die Luftführung möglichst energiesparend anzupassen und zu automatisieren. Das führt insbesondere bei alten Installationen, bei denen der Anteil der Kühlung am Gesamtstromverbrauch oftmals bei über 60 Prozent liegt, zu enormen Energieeinsparungen. Darüber hinaus erhöhen intelligente Sensordaten die Stabilität und Nutzungsdauer der IT-Anlagen. Nachhaltiger wirtschaften mithilfe von IoT-Lösungen Das Rechenzentrum ist nur eines von vielen Beispielen, wie IoT-Lösungen dazu beitragen können, nachhaltiger und günstiger zu wirtschaften. Einer Bitkom-Studie zufolge können digitale Technologien im Gesundheitssektor im Jahr 2030 insgesamt eine Millionen Tonnen CO2 reduzieren. Denn IoT ermöglicht es, Nachhaltigkeitsdaten zu erfassen, zu messen und zu überwachen sowie den Einsatz der Ressourcen an den tatsächlichen Bedarf anzupassen. So können Asset-Tracking-Lösungen in Kombination mit Sensoren die Auslastung von Medizingeräten verbessern. Die generierten Daten werden in einem zentralen System erfasst und schaffen Transparenz über den Standort und den Status der vorhandenen Geräte. Das Ergebnis: Weniger Technik mit einer besseren Verfügbarkeit und ein geringerer Stromverbrauch. Weitere Anwendungsfälle von IoT-Lösungen und -Plattformen sind Kühlkettenüberwachung von Medikamenten, Essen und Organen sowie Wasser- und Abfallmanagement. Im Bereich Kommunikation und Zusammenarbeit profitieren Krankenhäuser von Remote-Collaboration-Lösungen wie Cisco Webex und reduzieren dadurch Reisen. Die Liste ist beliebig fortsetzbar und zeigt: Das Sparpotenzial in und durch IT ist groß – und oft mit nur geringen finanziellen Mitteln zu realisieren. Kontakt zu den Autoren: Gerhard Hacker, gerhard.hacker@cancom.deWerner Schwarz, healthcare@cancom.de Quellen Bitkom: Energieeffizienz in Rechenzentren. https://www.bitkom.org/sites/main/files/file/import/150911-LF-Energieeffizienz-in-RZ.pdf. [24.10.2022]Bitkom: Klimaeffekte der Digitalisierung. https://www.bitkom.org/sites/main/files/2021-10/20211010_bitkom_studie_klimaeffekte_der_digitalisierung.pdf. [24.10.2022]Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz: Laptop oder PC – Beim Stromverbrauch haben Sie die Wahl. https://www.energiewechsel.de/KAENEF/Redaktion/DE/Standardartikel/Dossier/A-computer-energieeffizient.html. [24.10.2022]Cisco Meraki: Build a smarter, more sustainable future with MT sensors. https://meraki.cisco.com/product-collateral/meraki-tei-infographic/?file. [24.10.2022]GASAG: Welche Haushaltsgeräte wie viel Strom verbrauchen. https://www.gasag.de/magazin/energiesparen/stromverbrauch-haushaltsgeraete. [24.10.2022]Süddeutsche Zeitung: Kliniken schlagen Alarm. https://www.sueddeutsche.de/politik/inflation-kliniken-schlagen-alarm-1.5664340. [24.10.2022]

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