Nachhaltigkeitsstrategie: Wie sinnvolle Quick Wins unterstützen können

Ganzheitliches Nachhaltigkeitsmanagement berücksichtigt neben den fundamentalen langfristigen investiven Maßnahmen auch kurzfristige Hebel. Woran man erkennt, welche dieser Handlungen zu empfehlen sind – und welche nicht, veranschaulicht das Beispiel der Dr. Becker Unternehmensgruppe. Natürlich für morgen – so heißt die Nachhaltigkeitsinitiative mit der die Dr. Becker Unternehmensgruppe zusammen mit ihrem Nachhaltigkeitsreferenten Jonas Bettenbühl seit Anfang 2021 umfassende Maßnahmen aus den drei Bereichen der Nachhaltigkeit umsetzt: Ökologisch, sozial und ökonomisch. Strukturiert wird die Herangehensweise durch übergeordnete Ziele, die u.a. bis 2025 umgesetzt werden sollen: Das Mähen von Teilflächen schafft Lebensräume für Kleintiere und Insekten. 25 Prozent CO2-Einsparungen (50 Prozent bis 2030, 100 Prozent bis 2050),50 Prozent Reduktion des Restmülls,100 Prozent naturnahe Außenanlagen,50 Prozent Verbrauchsprodukte mit Öko-Siegel,100 Prozent faire Textilien,100 Prozent nachhaltige Finanzanlagen undGeschlechterparität über alle Führungsebenen. In der Umsetzung dieser dürfen auch kurzfristige Handlungs-Enabler nicht fehlen. Begleitende Quick Wins beweisen als gering oder nicht-investive und oft schnell wirkende Maßnahmen ihre Relevanz. Trotz der schnelleren Umsetzungsfähigkeit müssen sie gut durchdacht werden, damit sie nicht zu Schnellschusshandlungen werden. Die Quick Wins lassen sich in drei Kategorien einteilen. Kategorie 1: Quick Wins mit großem Effekt Im Bereich der Energie lassen sich einige Beispiele finden, die zu dieser Kategorie gehören: Ein schnell umzusetzender großer Hebel ist der Wechsel zu echtem, also zertifiziertem Ökostrom mit dem „Grüner Strom-Label“ oder „OK Power Label“. Die Mehrkosten sind marginal und gehen in den aktuellen Marktpreisentwicklungen unter. Durch wassersparende Duschköpfe und Strahlregler kann bis zu 50 Prozent Warmwasser eingespart und somit auch dessen Erdgasverbrauch deutlich reduziert werden. Auch das Einsetzen von LED-Lampen ist signifikant, denn durch die effizientere Nutzung von Strom wird viel Energie eingespart. Die Amortisationszeit liegt teilweise bei unter einem Jahr. Zuletzt spart das Herabsenken der Raumtemperatur um nur ein Grad fünf bis sieben Prozent Heizenergie ein. Naturnahe Außenanlagen eignen sich ebenfalls als sinnvoller Quick Win mit großem Effekt: Indem z.B. nicht genutzter Rasen weniger häufig oder gar nicht gemäht wird, entsteht Lebensraum für Insekten und Kleintiere. Eine zusätzliche Aufwertung erfolgt durch das Sähen regionaler Pflanzen. In der Speisenversorgung liegen die schnellsten und größten Hebel in der Reduktion von tierischen Produkten. Kategorie 2: Schnell sichtbare Quick Wins Dieser Kategorie lässt sich z.B. der Einkauf von nachhaltigen Papierprodukten, wie Kopier- oder Hygienepapier sowie Ärztekrepp mit den Siegeln „Blauer Engel“ oder „EU Ecolabel“ zuordnen. Der Wechsel zu nachhaltigeren Papierprodukten funktioniert meist problemlos und spart teilweise sogar Kosten ein. Auch weitere Büroartikel wie Kugelschreiber oder Ordner lassen sich schnell gegen zertifiziert nachhaltige Alternativen, z.B. aus recyceltem Plastik oder Holz austauschen. In der Speisenversorgung ist der Wechsel zu wiederverwendbaren „To Go“-Bechern ein schneller Gewinn. Zusammen mit der Abschaffung von kleinen Einmal-Verpackungen wie Ketchup wird so Abfall reduziert. Weitere schnell sichtbare Maßnahmen sind Müllsammelaktionen oder die gemeinsame Teilnahme an Klima-Challenges wie „Klimaretter Lebensretter“. Handlungen wie diese schaffen Bewusstsein für die Umwelt und zeigen eigene Handlungsmöglichkeiten auf. Die Beispiele aus Kategorie 1 und 2 wurden in der Dr. Becker Unternehmensgruppe parallel zu weiteren Maßnahmen bereits umgesetzt oder befinden sich in Umsetzung. Quick Wins in drei Kategorien Kategorie 1: Maßnahmen, die schnell geplant und umgesetzt werden können und gleichzeitig einen großen Effekt haben. Kategorie 2: Schnell umgesetzte Maßnahmen, die in der Bilanz zwar keine großen Hebel bewegen, jedoch durch ihre Präsenz im Alltag relevante Effekte erzielen. Kategorie 3: Kompensationsprojekte und Schnellschusshandlungen, die eine klimaneutrale CO2-Bilanz erkaufen, verborgene nicht nachhaltige Aspekte mitbringen oder keine relevanten Effekte erzielen. Kategorie 3: Nicht zu empfehlende Quick Wins Die Sinnhaftigkeit von Quick Wins lässt sich also erkennen, wenn sie in die erste oder zweite Kategorie fallen. In die dritte Kategorie lassen sich nicht zu empfehlende Quick Wins einordnen. CO2-Zertifikate können schnell erworben werden und wirken im ersten Moment vielleicht sinnvoll: externe Projekte, die CO2-Emissionen einsparen, werden dadurch finanziell unterstützt. Handlungen dieser Art zählen jedoch zu den Kompensationsprojekten, denn Unternehmen müssen an ihren eigenen Abläufen nichts ändern – Klimaneutralität wird somit „erkauft“. Werden unternehmenseigene Prozesse innerhalb einer Nachhaltigkeitsstrategie adressiert, können CO2-Zertifikate lediglich ergänzend und zur temporären Restwertkompensation erworben werden. Dabei sollten sowohl direkte, als auch indirekte Treibhausgas-Emissionen mit in die Rechnung aufgenommen werden. Auch Schnellschusshandlungen sollten vermieden werden: Besonders gefährdet ist dafür der Einkauf, da eine Vielzahl neuer Produkte mit Nachhaltigkeit wirbt. Verpackung, Lieferweg und Produkt sollten gründlich analysiert werden, bevor eine Entscheidung getroffen wird. So können nur oberflächlich nachhaltige oder versteckte, nicht nachhaltige Details entdeckt werden. Zuletzt begeben sich Unternehmen schnell in die Gefahr des Green-Washings, wenn sie ausschließlich Quick Wins der letzten beiden Kategorien durchführen. Eine fundierte Nachhaltigkeitsstrategie sollte im Kern langfristige investive Maßnahmen sowie Quick Wins der Kategorie eins enthalten und durch schnell sichtbare Maßnahmen der Kategorie zwei ergänzt werden. Kombiniert können so alle sinnvollen Hebel bewegt werden, die essenziell im ganzheitlichen und langfristigen Prozess der Klimaneutralität sind. Kontakt zur Autorin: Clara Kleine, ckleine@dbkg.de

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