Die elektronische Patientenakte Wie sich Krankenhäuser für den Datenaustausch rüsten

Entscheidet sich der Patient für die Nutzung der ePA, hat er künftig einen Anspruch darauf, dass die ePA mit Informationen über die aktuelle Behandlung befüllt wird. Für Krankenhäuser bedeutet das, dass sie sich für den ePA-Datenaustausch an die Telematikinfrastruktur (TI) anschließen müssen. Andernfalls drohen ab 2022 Sanktionen.Am 15. Oktober 2020 ist das „Gesetz zum Schutz elektronischer Patientendaten in der Telematikinfrastruktur“ – kurz: Patienten-Datenschutz-Gesetz (PDSG) – in Kraft getreten. Damit ist ein weiterer Meilenstein auf dem Weg zur Digitalisierung des Gesundheitswesens erreicht. Ein wichtiger Teil ist dabei die elektronische Patientenakte (ePA), auf der medizinische Informationen digital gebündelt und zentral gespeichert werden. So hat der Patient jederzeit Zugriff auf alle relevanten Daten und kann sie dem behandelnden Arzt aber auch Apothekern, Pflegeheimen und anderen Gesundheitseinrichtungen zur Verfügung stellen. Entscheidet sich der Patient für die Nutzung der ePA, hat er künftig einen Anspruch darauf, dass die ePA mit Informationen über die aktuelle Behandlung befüllt wird. Für Krankenhäuser bedeutet das, dass sie sich für den ePA-Datenaustausch an die Telematikinfrastruktur (TI) anschließen müssen. Andernfalls drohen ab 2022 Sanktionen. Die elektronische Patientenakte nach § 341 SGB VDie ePA ist eine elektronische Akte, in die künftig gesundheitsbezogene Daten, insbesondere zu Befunden, Diagnosen, Therapien, Behandlungsberichten und Medikationsplänen gespeichert und verwaltet werden können. Die Nutzung ist für Patienten freiwillig. Ab 2022 sollen Impfausweis, Zahn-Bonusheft, Mutterpass und das gelbe U-Heft für Kinder hinzukommen. Ab diesem Zeitpunkt sollen Patienten darüber hinaus die Möglichkeit bekommen, für jedes in der ePA gespeicherte Dokument einzeln zu bestimmen, wer darauf zugreifen kann. Ab 2023 können Patienten die in der ePA abgelegten Daten im Rahmen einer Datenspende freiwillig der Forschung zur Verfügung zu stellen. Durch den digitalen Zugriff auf diese Informationen sind die Daten mobil und für den Patienten jederzeit griffbereit. Daneben ist ein Austausch der medizinischen Informationen zwischen den an der Behandlung beteiligten Ärzten und somit eine einrichtungs-, fach- und sektorenübergreifende Nutzung zur gezielten Unterstützung von Anamnese und Befunderhebung möglich. Krankenhäuser sollen seit dem 1. Januar 2021 an die TI angeschlossen und mit den für den Zugriff auf die ePA erforderlichen Komponenten und Diensten ausgestattet sein. Ebenso sollen Krankenhäuser auf Wunsch des Patienten Daten in die ePA übermitteln und bei deren Befüllung unterstützen, wobei sich die Verpflichtung ausschließlich auf den aktuellen Behandlungskontext beschränkt. Befüllen der ePA wird vergütet Für das erstmalige Befüllen der ePA erhält das Krankenhaus in diesem Jahr eine Beratungspauschale von zehn Euro. Für das Speichern von Daten in der ePA fünf Euro je Behandlungsfall. Ab dem 1. Januar 2022 droht den Krankenhäusern eine Abschlagszahlung in Höhe von einem Prozent des Rechnungsbetrags für jeden voll- und teilstationären Fall, sofern es seiner Verpflichtung zum Anschluss an die Telematikinfrastruktur nicht nachgekommen ist. Zugriffsfreigabe durch den Patienten auf die ePAÄrzte haben keinen direkten Zugriff auf die ePA, sondern können erst nach Einwilligung des Patienten und der technischen Zugriffsfreigabe auf die ePA zugreifen. Der Patient kann das Krankenhaus im Vorfeld seines Krankenhausaufenthalts für den Zugriff auf seine ePA-Daten oder per sog. „ad-hoc“-Zugriff an einem E-Health-Karten-terminal im Krankenhaus durch Eingabe seiner PIN berechtigen. Dieser Vorgang stellt eine konkludente Einwilligung des Patienten dar; eine explizite (schriftliche) Einwilligung des Patienten ist nicht erforderlich. Die Dauer der Zugriffsberechtigungen kann der Patient auf einen Zeitraum von mindestens einem Tag bis zu einer frei gewählten Dauer festlegen. Tipps zum StartAnders als in vielen Wirtschaftszweigen kommunizieren die Beteiligten im Gesundheitswesen bislang immer noch überwiegend per Brief und Fax. Die ePA löst die analog oder in Papierform ablaufenden Arbeitsschritte ab und ermöglicht, dass Patienten und Ärzte alle relevanten Dokumente sofort verfügbar haben. Dadurch lässt sich die Krankengeschichte auf einen Blick nachvollziehen und Mehrfachuntersuchungen können vermieden werden. Zum Start der ePA sollten Krankenhäuser die Zugriffsfreigabe des Patienten in ihren standardisierten Prozessablauf implementieren. Auch sollten die einzelnen Abteilungen über ausreichend Kartenlesegeräte verfügen, damit ein Zugriff auf die ePA routinemäßig im Rahmen der ärztlichen Anamnese möglich ist. Spätestens bis zum 31. Dezember 2021 sollte ein standardisiertes Prozessmanagement etabliert sein, um etwaige Sanktionszahlungen zu vermeiden. Zum Start der ePA sollten Krankenhäuser die Zugriffsfreigabe in ihren standardisierten Prozessablauf implementieren. Ines Martenstein

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