Reinigung
In kaum einem Bereich haben Reinigung und Desinfektion eine ähnlich hohe Tragweite wie in Krankenhäusern. Sauberkeit ist die Voraussetzung für Hygiene. Welche Methoden sich bewährt haben und wo mögliche Fehlerquellen stecken – ein Fahrplan.

Die Böden in Eingangs-, Aufenthaltsbereichenund Fluren müssen laut Empfehlung des Robert-Koch-Instituts nicht desinfiziert, aber gründlich gereinigt werden. Je nach Größe, eignen sich dafür Scheuersaugmaschinen mit sehr guter Absaugung. Damit ließen sich die Flächen schnellerund vor allem gründlicher reinigen als durch manuelles Wischen, erklärt Kärcher
Um z.B. Schmutzfangmatten regelmäßig abzusaugen, sollten Staubsauger mit HEPA-Filtern (High-Efficiency-Particulate-Air-Filter) eingesetzt werden. Sie verfügen über eine so feine Filtration, dass möglichst wenige Krankheitserreger in die Umgebung gelangen. Dadurch werden auch viele Viren an der Verbreitung gehindert, da sie an anderen Partikeln anhaftenund gemeinsam mit diesen gefiltert werden.
Das Patientenzimmer: Kampf der Keimverschleppung
Um zu verhindern, dass Keime ihren Weg von einem Patientenzimmer in das nächste finden, sind bestimmte Abläufe bei der Reinigung unbedingt einzuhalten. Zunächst gibt das Vier-Farb-System Orientierung mit Blick auf die Verwendung verschiedener Tücherund dazugehöriger Eimer für verschiedene Einsatzzwecke. Rote Tücher sind für die Reinigung von Toiletten bestimmt, gelb für den restlichen Sanitärbereich , blau für Oberflächen und grün meist für Desinfektion . Um den Anwendenden zu schützen, sollte er stets auf die persönliche Schutzausrüstung achtenund Handschuhe tragen. Der zentrale Punkt bei der Oberflächenreinigung ist, dass Reinigungstextilien ausreichend oft gewechseltund nicht wieder in die Reinigungsflotte getaucht werden.
Daher eignet sich für den Einsatz in Krankenhäusern die 16-Seiten-Tuchfaltmethode und die Arbeit mit vorpräparierten Reinigungstüchern sehr gut. Das Reinigungstuch ist viermal jeweils zur Hälfte gefaltet, so dass insgesamt 16 Seiten entstehen. In einem Eimer wird eine genau definierte Menge gefaltete Tücher mit einer vorgegebenen Menge Reinigungsmittel getränkt. Sie saugen sich vollund sind dann einsatzbereit. Jede Oberfläche kann mit einer frischen Seite abgewischt werden – wurde jede Seite benutzt, wirft man das Tuch abund verwendet ein neues. Zudem wird für jedes Zimmer ein neues Tuch eingesetzt. Zu desinfizieren sind im Patientenzimmer die Oberflächen, die durch häufigen Hand-und Hautkontakt hohes Infektionsrisiko bergen.
Um Böden ergebnisorientiert sauber zu machenund Rutschgefahr zu vermeiden, wird zwischen losemund haftendem Schmutz unterschieden. Loser Schmutz lässt sich problemlos mit klebstoffimprägnierten Tüchern aufnehmen, lediglich haftende Verschmutzungen müssen nass entfernt werden. Standard ist mittlerweile die Wischbezugswechselmethode, um die Übertragung von Mikroorganismen von Zimmer zu Zimmer zu vermeiden .
Der Seifenfehler: Gelangt Desinfektionsmittel auf eine Oberfläche, auf der sich Reinigungsmittelrückstände auf Basis anionischer Tenside befinden, kann sich das kationische Tensid des Desinfektionsmittels mit dem anionischen Tensid des Reinigungsmittels verbinden. So entsteht ein wasserunlösliches Riesenmolekül. Dieser Seifenfehler kann die Wirkung des Desinfektionsmittels aufheben. Er istmeist daran zu erkennen, dass die Oberfläche klebrig ist. Es empfiehlt sich, sie gründlich mit klarem Wasser abzuspülen, damit Reinigungsmittelrückstände beseitigt werden. Danach kann nochmals desinfiziert werden. Ist die Oberfläche sehr klebrig, sollte ein lösemittelhaltiges Reinigungsmittel verwendet werden. |
Der Eiweißfehler: Befinden sich eiweißhaltige Verschmutzungen auf der Oberfläche, konzentriert sich das Desinfektionsmittel auf die Eiweißverschmutzungenund nicht auf die Inaktivierung der Viren oder das Abtöten der Bakterienund sonstiger Mikroorganismen. Somit ist die Leistung des Desinfektionsmittels nicht mehr gewährleistet. Die vorangehende gründliche Reinigung von Oberflächen ist aus diesem Grund sehr wichtig. |
Desinfektion unter Zeitdruck: Die OP-Säle
Zwischen Operationen bleibenmeist nur wenige Minuten Zeit, um die OP-Säle zu desinfizieren . Die Reinigungsteams stehen hier auf Abruf, da die Abläufe aufgrund längerer Operationen oder Notfällenmeist nicht nach Plan realisierbar sind. Zunächst werden Blutund andere Verschmutzungen entfernt, danach wird alles desinfiziert – von Wändenund Böden über OP-Leuchtenund Oberflächen bis hin zu den Rädern der Hocker. Dabei wird mit Desinfektionsmittel gearbeitetund nachgespült. Eine Grundreinigung findet von Zeit zu Zeit statt, wenn ein OP für eine Weile geschlossen werden kann.
In großen OP-Bereichen müssen die Bodenflächen in den Gängen zusätzlich desinfiziert werden. Wird dabei eine Scheuersaugmaschine eingesetzt, muss die Maschine selbst in hygienisch einwandfreiem Zustand sein. Das Desinfektionsmittel wird nach Herstellerangaben dosiert, in den Tank gegebenund ist für einen Arbeitstag haltbar. Danach muss man es entsorgen, den Tank reinigenund am nächsten Tag frisch befüllen. Im OP-Saal sind wegen der beengten Platzverhältnisse Wischbezügeund Desinfektionsmittel zur Bodendesinfektion besser geeignet.
Abstecher in die Küche: Sauberes Essen
Krankenhausküchen sind doppelt gefordert, was Hygiene angeht – denn Lebensmittelzubereitung per se ist ein reinliches Thema, umso mehr in einem sensiblen Umfeld. Bei der Reinigung großer Kippbratpfannen beispielsweise sind Hochdruckreiniger gefragt , bei denen Wasserdruckund -menge an der Hochdruckpistole re gelbar sind. So ist es möglich, jeweils mit der passenden Kombination zu arbeiten, ohne, dass der Schmutz zurückspritztund dem Anwender gewissermaßen entgegenkommt. Zudem muss, wie bei sämtlichen elektrischen Armaturen, schonend mit reduziertem Druck gearbeitet werden, um die empfindliche Elektrik nicht zu beschädigen.
Hygiene für Maschinenund Küchenutensilien lässt sich mit Dampfreinigern erzielen. Der Dampf tritt in sehr feinen Tropfen mit einer Temperatur von 100 Grad Celsiusund einem Druck von drei bis vier Bar aus der Düse aus, die Beschleunigung liegt bei etwa 170 km/h. Daher gelangt der Dampf in sämtliche Ritzen oder Gummifalze, wo Bürste oder Tücher nur schwer hinkommen. Auf diese Weise sind die Randbereiche der Frontplatten von Spülmaschinen, die Ein-und Ausschalter am Herd oder riffelige Flächen hygienischund gründlich zu reinigen. Kühltruhen lassen sich mit deutlich geringerem Zeitaufwand enteisen, wenn man den Dampf zwischen Eisund Innenwand bringt. Profi-Dampfsauger bieten zusätzlich die Möglichkeit, bei starken Verschmutzungen Chemie zur Vorbehandlung einzusetzenund die Schmutzflotte über eine Rücksaugung wieder aufzunehmen. Des Weiteren verfügen sie über Eigenspülprogramme für Saugschlauchund -rohr, um Schmutzreste zu entfernen.
Eine Desinfektion der Lebensmittelkontaktflächen sollte immer nur dann erfolgen, wenn Flächen gereinigt bzw. optisch sauber sind. Wichtig ist im Bereich der Küche, nach der Einwirkzeit mit klarem Trinkwasser zu spülen, um den Verbleib von Desinfektions- oder Reinigungsmittelresten auf den Oberflächen zu vermeiden.
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Klaas-Matti Nolte, Schulungsreferentund Trainer bei Kärcher, Kontakt: Klaas-Matti.Nolte@vertrieb.kaercher.com |