+++ aktualisiert +++ Arzneimitteltherapiesicherheit Welttag der Patientensicherheit für eine sichere Patientenversorgung

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Patientensicherheit

Das Aktionsbündnis Patientensicherheit e.V. (APS) ruft die Akteure im Gesundheitswesen auf, sich für eine sichere Patientenversorgung einzusetzen. Das Motto „Sichere Medikation“ ist in Anlehnung an die Strategie „Medication without harm“ der Weltgesundheitsorganisation WHO das Motto des Welttags der Patientensicherheit, der am 17. September 2022 stattfand. Arzneimitteltherapiesicherheit ist auch Thema beim BKK Thinktank am 7. und 8. Dezember 2022.

Welttag der Patientensicherheit: Das Aktionsbündnis Patientensicherheit e.V. (APS) ruft die Akteure im Gesundheitswesen auf, sich für eine sichere Patientenversorgung einzusetzen. – © Screenshot HCM/www.tag-der-patientensicherheit.de

Das APS ist in Deutschland für die Umsetzung aller zentralen Aktivitäten zum Welttag der Patientensicherheit verantwortlich. Der Aktionstag soll Bewusstsein schaffen für Patientensicherheit beim medizinischen Personal, aber auch bei den Patientinnen und Patienten selbst. Das APS hatte dazu bundesweit Einrichtungen des Gesundheitswesens aufgerufen, Veranstaltungen zu organisieren und bot dafür kostenfreie Infomaterialien zur Verteilung an. 460 Einrichtungen waren dem Aufruf gefolgt.

Flankiert wird der Aktionstag durch das 2020 verabschiedete Krankenhauszukunftsgesetz (KHZG), durch das Krankenhäuser verpflichtet werden, bis zum Januar 2025 die Medikamentenversorgung der Patienten auf Basis eines digitalisierten Konzepts nach dem Prinzip „Closed Loop Medication Administration“ (CLMA) in Verbindung mit einer Unit Dose – Organisation zu etablieren.

Thema beim Welttag der Patientensicherheit: Sichere Medikation

In diesem Jahr widmet sich der Welttag der Patientensicherheit dem Thema „Sichere Medikation“. Innerhalb dieses wichtigen Punktes der Patientensicherheit werden wesentliche Herausforderungen, mit denen die im Gesundheitswesen tätigen Beschäftigten konfrontiert sind, deutlich gemacht. Das APS wies in seiner Pressekonferenz auf Fehler hin, die durch Personalmangel entstehen können, und machte deutlich, wie diese vermieden werden könnten, z.B. durch Maßnahmen der Digitalisierung. Es zeigte auch Möglichkeiten auf, die gelebte Sicherheitskultur bietet, um

  • Kosten einzusparen,
  • Fehler und Leid in der medizinischen Behandlung zu vermeiden und
  • die Sicherheit im medizinischen Behandlungsprozess zu erhöhen.

460 Einrichtungen beteiligen sich aktiv am Welttag der Patientensicherheit

Die APS-Vorsitzende Dr. Ruth Hecker machte deutlich, dass mehr als die Hälfte aller arzneimittelbezogenen Krankenhausaufnahmen vermeidbar wären. Sie dankte allen 460 Einrichtungen für die aktive Beteilung, bundesweit Veranstaltungen umzusetzen und Informationsstände einzurichten. Sie rief die Akteure des Gesundheitswesens auf, die Gelegenheit zu nutzen, zum Welttag der Patientensicherheit ein sichtbares Zeichen zu setzen und aktives Fördermitglied im Aktionsbündnis Patientensicherheit zu werden.

Dr. Ruth Hecker, APS-Vorsitzende. – © Screenshot HCM/www.tag-der-patientensicherheit.de

„Gelebte Sicherheitskultur in einer Einrichtung ist wichtig, um Dinge zum Positiven zu bringen.“

Dr. Ruth Hecker

Constantin Grosch, Stellvertretender Vorsitzender des APS, wies auf die Bedeutung der Rolle von Patientinnen und Patienten selbst im Therapieprozess hin. Der APS unterstütze die Gesundheitseinrichtungen zum Aktionstag mit Materialien und Informationen, die darauf hinweisen: „Mach mit. Pass‘ mit auf Dich auf und sorge Dich um Deine Sicherheit. Informiere Dich!“

Patientensicherheit wichtiger Pfeiler des Gesundheitssystems

Bundesgesundheitsminister Prof. Dr. Karl Lauterbach betont, dass Patientensicherheit die Voraussetzung für die Resilienz des Gesundheitssystems sei. Eine der Lehren aus der Corona-Pandemie sei, dass diejenigen Gesundheitssysteme im Schutz der Folgen der Pandemie besonders erfolgreich gewesen sind, in denen das Vertrauen der Bevölkerung in das Gesundheitssystem besonders ausgeprägt ist. Patientensicherheit sei darin ein wesentlicher Pfeiler. Diese Erkenntnis müsse man weiter nutzen. Aus seiner Sicht sei v.a. die Patientensicherheit der wichtigste Bestandteil in Sachen sichere Medikation. Er untermauerte dies in Anbetracht von 250.000 Krankenhauseinweisungen pro Jahr, die auf Medikationsfehlern resultieren würden. Das Aktionsbündnis Patientensicherheit sei wichtig.

Stärkung der Resillienz in der Arzneimittelversorgung

Insbesondere in amerikanischen (z.B. Johns Hopkins Baltimore, Mayo Clinic Phoenix), englischen (King´s College Hospital London) und niederländischen (OLVG Amsterdam) Krankenhäusern werden „Elektronische Versorgungsschrank-Systeme“ eingesetzt, um Medikationsirrtümer zu vermeiden, und damit insbesondere die Pflegekräfte auf Station zu entlasten. Best-Practice-Beispiele werden beim 1. BKK Thinktank am 7. und 8. Dezember in Berlin diskutiert.

BKK-Thinktank: der agile Satellit des Beschaffungskongresses

Eine ausführliche Diskussion der Verbesserung der Patientensicherheit im Bereich der Arzneimittelversorgung führen Prof. Dr. Dr. Wilfried von Eiff und Roger Fernandez (Director Pharmacy, King´s College Hospital London) auf dem BKK-Thinktank am 7. und 8. Dezember 2022 in Berlin.

Mehr dazu in der Ausgabe 7-2022 von HCM.

Univ.-Prof. Dr. Dr. Wilfried von Eiff, Kongress-Präsident des BKK. – © Reiter

Dr. Peter Gausmann, Vorstand in der Arbeitsgruppe Arzneimitteltherapiesicherheit betonte, dass Digitalisierung in der Medizin die Patientensicherheit in vielerlei Hinsicht unterstützen könne.

Dr. Peter Gausmann, Vorstand in der Arbeitsgruppe Arzneimitteltherapiesicherheit. – © Screenshot HCM/www.tag-der-patientensicherheit.de

„Durch die digitalen Technologien ergeben sich echte Chancen. Digitalisierung bringt Nutzen.“

Dr. Peter Gausmann

Birgit Vogt, Fachapothekerin für Arzneimittelinformation, Referentin Arzneimitteltherapiesicherheit im Bereich Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft der Bundesärztekammer betonte im Vorfeld des Welttags der Patientensicherheit, dass Arzneimitteltherapiesicherheit Teamarbeit sei und machte deutlich, wie das Zusammenspiel aller am Medikationsprozess Beteiligten funktionieren könne.

Rahmenbedingungen für Patientensicherheit schaffen

„Für die Aufrechterhaltung und Weiterentwicklung der Patientensicherheit benötigen die Krankenhäuser Rahmenbedingungen, die ihnen die Erfüllung der hohen Ansprüche an die Versorgung ermöglichen, sagt Marc Schreiner, Geschäftsführer der BKG. Hierzu gehöre neben einer umfassenden Entbürokratisierung die Eindämmung der Zeitarbeit. Für ein kontinuierliches Lernen und Verbessern sei eine gute Zusammenarbeit im Krankenhaus und ausreichendes, qualifiziertes Personal entscheidend. Für die Arbeit mit den Patienteninnen und Patienten benötigen die Kliniken verlässliche, gut eingearbeitete und aufeinander abgestimmte Teams. Übermäßige Zeitarbeit in der Pflege gefährde aber Pflegequalität, Versorgungs- und Patientensicherheit. Zeitarbeit in der Pflege sei auf das absolut notwendige Maß zu beschränken, betonte Schreiner.

Mehr Infos zum Welttag der Patientensicherheit finden Interessierte mit einem Klick hierauf.

Handlungsempfehlungen und Publikationen der Arbeitsgruppe Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS)

• Neu: Gesprächsleitfaden „5 Fragen, wenn es um Ihre Medikamente geht“: https://www.aps-ev.de/wp-content/uploads/2022/08/2022_AMTS_5Fragen_Medikamente.pdf

• Handlungsempfehlung für „Gute Verordnungspraxis“: https://www.aps-ev.de/wp-content/uploads/2020/06/HE_AMTS_Verordnungspraxis_Langfassung_02.pdf

• Arbeitspapier „Vier-Augen-Prinzip“: https://www.aps-ev.de/wp-content/uploads/2020/11/APS-Arbeitsmittel_Vier-Augen-Prinzip_AMTS.pdf

• Handlungsempfehlung „Arzneimitteltherapiesicherheit im Krankenhaus“: https://www.aps-ev.de/wp-content/uploads/2016/08/150104HE_AMTS_Hinweis-1.pdf • Patienteninformation „Tipps zum häuslichen Umgang mit Arzneimitteln“: https://www.aps-ev.de/wp-content/uploads/2016/08/APS_10_Tipps_Arzneimittel_zuHause__2016_.pdf (auch als Video mit Dr. Johannes Wimmer https://www.youtube.com/watch?v=y47zPKf1RtM )

UKM-Teams trainieren in Aktionswoche für Patientensicherheit

Medikationsfehler erkennen und vermeiden – das ist das Lernziel im „Room-of-Safety“ (RoS), den Pflegekräfte und ärztliche Mitarbeitende des UKM (Universitätsklinikum Münster) regelmäßig durchlaufen. Normalerweise finden die interdisziplinären Übungen im UKM Trainingszentrum statt – anlässlich des Welttags der Patientensicherheit am 17. September kommt das innovative Trainingskonzept diese Woche als mobile Variante auf die Stationen am UKM. „Wir bieten damit möglichst vielen unserer Teams im Klinikum die Möglichkeit, an einem Training teilzunehmen“, erklärt Sabine Tegelmann, Fachgesundheits- und Krankenpflegerin und Projektleiterin des RoS.

Der RoS soll das medizinische Personal für Medikationsfehler sensibilisieren und damit die Patientensicherheit am UKM erhöhen. Wie in der Ursprungsvariante im UKM Trainingszentrum sind in der mobilen Version 15 bis 25 Fehler eingebaut, die von den Stationsteams in kurzer Zeit gefunden werden sollen.

Ein Video zur Verbildlichung der Abläufe im „Room-of-Safety“ finden Interessierte mit einem Klick hierauf.

(von links) Frank Neugebauer, Zentrales Qualitäts- und Risikomanagement; Dr. Christoph Klaas, UKM-Apotheke; Prof. Alex W. Friedrich, Ärztlicher Direktor; Michael Klatthaar, UKM Trainingszentrum, und Veronika Clees (Medizinsche Fachangestellte) machen sich interprofessionell für das Thema Arzneimitteltherapiesicherheit am UKM stark. – © UKM/Wibberg

RKH Gesundheit startet Pilotprojekt

Die RKH Regionale Kliniken Holding und Services (RKH) will Medikationsfehler noch mehr in den Fokus richten und testet deshalb auf zwei Stationen der Inneren Medizin im RKH Klinikum Ludwigsburg den Einsatz von roten Warnwesten mit dem Aufdruck „Nicht stören“ während der Bereitstellung von Medikamenten in den verschiedenen Darreichungsformen.

Die Westen sollen fortan von Mitarbeitenden getragen werden, um den anderen Kolleginnen und Kollegen zu signalisieren, Störungen auf ein Minimum zu reduzieren. Dies soll dazu beitragen, die Fehlerquote bei Tätigkeiten, die eine hohe Konzentration erfordernden, zu verringern.

Der Einsatz roter Warnwesten soll bei der Bereitstellung von Medikamenten auf Station Störungen vermeiden und damit die Konzentration erhöhen. – © RKH Kliniken Ludwigsburg-Bietigheim gGmbH/Fotografin: Clara Feykes