Interne Kommunikation und Intranet Was kommt nach der Hypewelle durch Corona?

Wie kann es Content-Verantwortlichen in der Internen Klinikkommunikation gelingen, die Intranet-Seiten jenseits von Pandemieinhalten gefüllt und lebendig zu halten? Eine nutzenstifende Möglichkeit ist Input zur Förderung der Unternehmenskultur. Wenn es um Ressourcen und Budgets für die professionelle Unternehmenskommunikation in deutschen Krankenhäusern geht, stößt man in vielen Managementetagen eher auf taube Ohren. Das führt dazu, dass sich die Profession flächendeckend betrachtet eher schleppend entwickelt, auch wenn in den letzten Jahren durchaus Fortschritte zu beobachten sind. Was für die gesamte Unternehmenskommunikation gilt, gilt umso verstärkter für die Interne Kommunikation (IK) als eigene Disziplin. Sie führte selbst in Branchen, die für gute Kommunikationsarbeit bekannt sind, lange Zeit ein Schattendasein. Obwohl u. a. aufgrund der schwierigen personellen Situation in der Branche seit etlichen Jahren Employee Experience und Employee Engagement hätten im Vordergrund stehen müssen, gab es in den seltensten Fällen eigene Kommunikationskonzepte für die Interne Kommunikation im Generellen oder Intranets im Speziellen. Der Ansatz der IK schien mehr von Informationsweitergabe als Pflichtveranstaltung getrieben denn von der Überzeugung, Mitarbeitende und Führungskräfte zu aktivieren oder gar zu befähigen, dem steten Wandel im Gesundheitswesen mental standzuhalten. In der Konsequenz waren Budgets nur in sehr seltenen Fällen mit ausreichenden Mitteln für den Aufbau und die Weiterführung digitaler Kommunikationsstrukturen wie (Social) Intranets ausgestattet. "Die Interne Kommunikation kann dazu beitragen, Mitarbeitenden Orientierung in der VUCA-Welt zu geben." Martin Camphausen Corona und Richtungswechsel in der Interne Kommunikation Die Corona-Pandemie hat den Informationsbedarf schlagartig dramatisch verändert und kurze Zeit später vielerorts Finanzmittel freigesetzt, die vorher undenkbar schienen. Man hatte den Eindruck einer regelrechten Hypewelle. Auch wenn der Anreiz unter den Gegebenheiten mehr die Bedienung der Informationspflicht und Schnelligkeit der Informationsweitergabe als die Überzeugung des dauerhaften Aufbaus von Kommunikationsstrukturen mit Auswirkung auf die Unternehmenskultur war, ist das Ergebnis wichtig. Viele Krankenhäuser hatten plötzlich die Motivation, umgehend intern digital zu kommunizieren und sowohl im Tooling als auch stellenweise in der personellen Unterfütterung einen beachtlichen Modernitätsgrad anzunehmen. Während der Pandemie hörte man allenthalben von positiven Nutzungszahlen und Interaktionsraten. Kritisch muss man allerdings sagen: Corona hat automatisch zu Relevanz geführt, die in dieser Intensität für „normale Unternehmensthemen” praktisch nie gilt. Mit anderen Worten: Im Normalfall müssen Unternehmenskommunikationsabteilungen Relevanz erst schaffen und lange dafür kämpfen, Themen, Rubriken und dergleichen in den Köpfen der Mitarbeitenden zu verankern und Relevanz herzustellen. Nun prägt Corona immer weniger den kommunikativen Alltag – und die Frage ist: Wie verleihen Content-Verantwortliche anderen Themen eine hohe Relevanz, damit das Intranet nicht verwaist, aber weiterhin Geld kostet? Zwar wurde über die Pandemiemonate beispielsweise mit „Bring your own device“-Regelungen eine technische Basis mit grundsätzlich hohem Durchdringungsgrad geschaffen. Die selten mit viel Medienreichtum aufbereitete IK der Krankenhäuser konkurriert aber gerade bei der Kommunikation auf private Endgeräte mit Pushnachrichten vieler großer Unternehmen, deren Hauptaugenmerk auf exzellentem Content für eine hohe Aufmerksamkeit und Interaktion liegt. Nur wenige Krankenhäuser haben bereits während der Pandemie begonnen, die geschaffenen technischen wie auch personellen Ressourcen einen Schritt weiter in den kommunikativen Regelbetrieb zu denken und über das Intranet Unternehmenskulturförderung, Kollaboration und Wissensaustausch zu betreiben oder zumindest vorzubereiten. Interne Kommunikation in der VUCA-Welt Aufgrund von Post-Corona-Effekten, Ambulantisierung und Inflation stehen Krankenhäuser vor enormen Herausforderungen. Gleichzeitig können sie diese Trends nicht aktiv steuern und die finanzielle Zukunft scheint mehr und mehr von staatlichen Finanzierungsmitteln abzuhängen. Hinzu kommen das KHZG mit all seinen Auswirkungen und die vielen weiteren Gesetzesnovellen der letzten Jahre. Kurzum: Die Zeiten scheinen für Krankenhäuser nie unsicherer gewesen zu sein. Und je unsicherer die Zeiten werden – ob gefühlt oder reell –, umso wichtiger ist eine offene, ehrliche und auf Vertrauen ausgerichtete Kommunikation. Mitarbeitende und Führungskräfte sind für jedes Unternehmen zentral für den Erfolg, denn ohne sie geht nichts. Dass das nicht nur in Bezug auf Pflegekräfte wörtlich zu nehmen ist, sieht man an der dauerhaften Personalnotberichterstattung der letzten Jahre, auch vor Corona. Als Arbeitgeber tut man gut daran, nicht auf reinen Informationsfluss zu setzen, sondern Orientierung zu geben, zu befähigen und das Gefühl zu vermitteln, beizustehen. Eine gute und professionelle IK ist ein wesentlicher Baustein, diesen Zustand herzustellen. Kommunikative Toolbox für Führungskräfte Führungskräfte spielen in ihrer Sandwich-Position zwischen Management und operativer Basis bei der Orientierungshilfe eine essenzielle Rolle. Der Anspruch an Führungskräfte sollte nicht sein, dass sie die Vielfalt der Themen, Veränderungen und ihre angemessene Einordnung und Kommunikation allein stemmen können oder gar sollen. Vielmehr bedarf es eines kommunikativen Rahmens und einer passenden Toolbox, damit sie den Wandel aktiv mitgestalten können und ihre Teammitglieder mindestens informiert, im Idealfall aber motiviert halten können. Stimmen aus der Kommunikation Hilkka Zebothsen, Leitung interne Kommunikation, Asklepios Kliniken GmbH & Co. KGaA: „In der Pandemie wurde deutlich: Führung funktioniert auch aus der Ferne. Leitende Mitarbeiter:innen müssen in VUCA-Zeiten jedoch mehr kommunizieren – und anders. Denn Corona hat gezeigt: Es braucht einen Kulturwandel von push zu pull! Ein Social Intranet inklusive App kann dabei helfen, nicht nur zu informieren, sondern auf kurzem Weg auch Gesicht und Haltung zu zeigen. Um das zu ermöglichen, muss die interne Kommunikation spezielle Formate für Führungskräfte etablieren und ihren Erfolg mit geeigneten KPI nachhaltig messen.” Stefan Möslein, Leiter interne Kommunikation und Unternehmenskultur, Helios Kliniken GmbH: „Bei Helios bereiten wir den Relaunch unseres Intranets mit sozialen und kollaborativen Funktionen für über 74.000 Mitarbeitende vor. Als zentrale Plattform für interne Kommunikation, Zusammenarbeit und Wissensaustausch bietet das Intranet vor allem eines: Orientierung. Reine Top-down-Kommunikation war gestern. Heute vernetzen sich Mitarbeitende und Teams untereinander und produzieren selbst Inhalte. Als Kommunikationsraum ist das Intranet ein wichtiger Bestandteil der digitalen Transformation und wirkt als Treiber unserer Unternehmenskultur.” Katja Vogel, Leitung Stabsstelle Unternehmenskommunikation, Caritas-Krankenhaus St. Josef: „Damit eine Mitarbeiter-App auch in der Nach-Corona-Zeit ihre Relevanz behält, muss sie interessanten Content bieten, die Vernetzung untereinander fördern und weiterhin schnelle Informationen liefern. Gerade in der VUCA-Arbeitswelt ermöglicht sie Führungskräften die Chance, durch eine schnelle, offene und transparente Kommunikation Vertrauen aufzubauen, statt sie dem Flurfunk zu überlassen und damit Verunsicherung Tür und Tor zu öffnen.” Kontakt zum Autor: Martin Camphausen, Head of Marketing and Corporate Communications, Recare Deutschland GmbH, martin.camphausen@recaresolutions.com

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