Fusion & Kooperation
Fachwissen austauschen, gemeinsame Infrastrukturen schaffen und von Skaleneffekten profitieren: Der Zusammenschluss erlaubt Ärztinnen und Ärzten wieder einen stärkeren Fokus auf ihren Job und stärkt den intra- sowie interdisziplinären Zusammenhalt. Was eine Arbeit im Verbund möglich macht.

Die Corona-Pandemie hat den Arbeitsalltag in Praxen stark verändert und die Ärzteschaft steht neben dem großen Patientenansturm auch vor einer immer größer werdenden administrativen Hürde. So verbringen laut Report von Soti Inc. (abgerufen am 6. Februar 2022) 56 Prozent der Gesundheitsfachkräfte derzeit rund die Hälfte ihres Arbeitstages mit administrativen Aufgaben, was wenig Zeit für die Behandlungen von Patientinnen und Patienten, Buchhaltung oder Praxismarketing lässt. Eine mögliche Lösung liefert der Zusammenschluss mit anderen Experten und Expertinnen im Verbund, denn für einen Großteil der Ärzteschäft und Psychotherapeutinnen und -therapeuten kommt die selbstständige Arbeit als „Einzelkämpfer“ nicht in Betracht.
Im Verbund können Ärzte und Ärztinnen sich durch die gemeinsame Infrastruktur in vielfältiger Weise unterstützen, was sowohl durch ein intensives gemeinschaftliches Lernen, die Nutzung einheitlicher Systeme oder die gemeinsame Implementierung digitaler Anwendungen erfolgt. Ärztinnen und Ärzte können sich so auf ihren Job konzentrieren, während verbundinterne, spezialisierte Abteilungen eigenständig die Abrechnung, die IT, das Recruiting oder auch das Marketing betreiben. So wird mehr Freiraum im Arbeitsalltag geschaffen und von Skaleneffekten profitiert.
Wissenstransfer durch Zusammenarbeit
Der Wissenstransfer ist eines der wichtigsten Argumente für die Kollaboration im Verbund und kann auf unterschiedlichen Ebenen stattfinden. Über Fachgruppen hinweg, können Mentoring-Programme, Online-Akademien, Telekonsile und andere Formate des interdisziplinären Austauschs ein intensives, gemeinschaftliches Lernen fördern. So können neue Erkenntnisse und Krankheitsmuster mit Verbundmitgliedern geteilt und diskutiert werden. Dabei erweisen sich besonders digitale Plattformen, welche über jedes beliebige Endgerät genutzt werden können, als großer Vorteil. So kann jederzeit auf aktuelles Wissen zugegriffen werden.
Neben dem direkten Austausch von Fachwissen finden auch diverse Ansätze für die Entscheidung zur Diagnostik und weiterführender Therapie von Erkrankten, Verwendung in Verbunden. So setzt z.B. das Policum auf den Ansatz des „Evidence-Based Managements“, damit innerhalb der Organisation kontinuierlich über Behandlungsergebnisse und Praxisabläufe reflektiert werden kann. Dieser Ansatz zielt darauf ab, ein großes Spektrum an wissenschaftlichen Informationen zu Rate zu ziehen, um eine gute Entscheidungsgrundlage für die zu behandelnden Patientinnen und Patienten zu generieren. Im Rahmen des Evidence-Based Managements entwickelte Systeme wie „Sanecum-Smart“ können so zu einer fachlichen und strukturellen Optimierung der Verbunde beitragen. Durch den Zusammenfluss von Daten wird der zahlen- und faktenbasierte Austausch gesichert, was dabei hilft, geeignete Behandlungsverfahren und organisationale Optimierungspotenziale zu erkennen.
Gemeinsam digitalisieren und Prozesse optimieren
Die Nutzung gemeinsamer Systeme wie den Terminkalender oder das Arztinformationssystem, unterstützt Praxen bei der Prozessoptimierung sowie der Digitalisierung ihrer Einrichtungen. Die Vereinheitlichung dieser Systeme führt nicht zuletzt auch zu Skaleneffekten, einer Kostensenkung z.B. im Bereich Hardware, Software und Knowledge-Management. So stehen Ärztinnen und Ärzte im Verbund eine Vielzahl moderner Technologien zur Verfügung. Beispielswese die Videosprechstunde oder webbasierte Arztinformationssysteme, die auch im Homeoffice genutzt werden können. So können sich Praxen sehr gut aufstellen, um bestmöglich auf die Bedürfnisse von Patienten und Patientinnen einzugehen. Die Digitalisierung gilt dabei keinesfalls als Selbstzweck, sondern zielt darauf ab, Verbundpraxen Tools an die Hand zu geben, durch die ein zeitgemäßer Service und eine hohe fachliche Qualität der Arbeit gesichert werden können.
Dazu können auch Social-Media-Kanäle mit einem digitalen Marketing-Ansatz und Softwarelösungen für das Termin- und Patientenmanagement wie Doctolib gehören. Der zentrale Terminkalender kann unter anderem dabei helfen, das Volumen telefonischer Absprachen zu verringern. Integrierte Terminerinnerungs- und Recall-Funktionen senden nach Einwilligung der Patientinnen und Patienten automatisierte Reminder an Vorsorge- und Nachsorgetermine, um Ausfällen vorzubeugen und den Erhalt der Praxis zu sichern. Der digitale, Ende-zu-Ende-verschlüsselte Dokumenten-Upload hingegen, ermöglicht es den zu Behandelnden, vorab Dokumente mit ihren Ärzten und Ärztinnen zu teilen, um so noch besser den anstehenden Praxisbesuch vorzubereiten. Doch nicht nur die Kommunikation mit Patientinnen und Patienten sowie die Erweiterung der fachlichen Expertise werden durch digitale Anwendungen gefördert. Die gemeinsame Nutzung dieser Tools zielt auch darauf ab, wichtige Kennzahlen zu generieren, die die Grundlage für eine gezielte Prozessoptimierung und eine nachhaltige Steigerung der Wirtschaftlichkeit bilden. Statistik-Tools von digitalen Buchungsplattformen können Verbundärzten und -ärztinnen u.a. einen guten Überblick über Fallzahlen und das Buchungsverhalten verschaffen.
Zusammenhalt in und außerhalb der Krise
Die Arbeit im Verbund bietet allen Beteiligten die Möglichkeit, sich über Erfahrungen auszutauschen und einen intra- und interdisziplinären Zusammenhalt zu stärken. Auch nicht-ärztliche Mitarbeitende können von diesen Strukturen profitieren und bereits in der Ausbildung unterschiedliche Fachbereiche kennenlernen. Diese Möglichkeit, steigert nicht nur die Zufriedenheit der Angestellten, sondern bietet ein wichtiges Mittel für die Orientierung, um die Fluktuation in Verbundeinrichtungen zu verringern. Dieses Vorgehen, verbunden mit dem Aufbau eines großen Netzwerkes, dem Austausch von Wissen und der Verwendung von einheitlichen Technologien, bietet eine große Chance für die Verbesserung regionaler Strukturen. Der positive Einfluss von Verbunden konnte nicht zuletzt auch in der Pandemie bewiesen werden. Durch gut ausgearbeitete Strukturen sind Verbunde wie Sanecum in der Lage schnell auf unterschiedliche Situationen zu reagieren und eine geeignete Kommunikationsstrategie zu entwickeln. Auf diese Weise können schnell Schutzmaßnahmen, Testkonzepte und Impfstraßen aufgesetzt werden. Das hilft Kolleginnen und Kollegen zu entlasten und dem gesellschaftlichen Anspruch in und außerhalb der Krise entgegenzukommen.