Drei eindringliche Forderungen stellen der Verband der Krankenhausdirektoren (VKD) und die Entscheiderfabrik an die Politiker. Denn die kommen laut kürzlich vorgestellter Düsseldorfer Erklärung ihren Pflichten nicht nach. Die dramatische Lage an Kliniken veranlasste die Interessensvertretungen zu diesem ungewöhnlichen Schritt.
Die Entscheiderfabrik, Zusammenschluss aus Kliniken und Industrie-Unternehmen, und der Verband der Krankenhausdirektoren (VKD) wollen Politiker aufrütteln. Die dramatische Lage an den Krankenhäusern veranlasste die Interessensvertretungen zu diesem ungewöhnlichen Schritt. In der Düsseldorfer Erklärung richteten sie daher in drei konkreten Forderungen einen eindringlichen Appell an die politischen Entscheidungsträger auf Landes- und Bundesebene.
Kliniken im Schraubstock der Politik
In der Erklärung heißt es: „Wir befinden uns im Schraubstock. Zu Recht erwarten die Menschen von uns, dass wir ihnen injeder medizinischen Notlage bestmöglich helfen. Diesen Auftrag nehmen wir auch unter schwierigen Rahmenbedingungen an. Aber, die Politik macht es den Krankenhäusern derzeit immer schwerer – zum Teil sogar unmöglich – ihre Aufgaben zu erfüllen. Immer neue Lasten werden uns aufgebürdet, völlig unnötige Bürokratie halten Ärzte und Pflegende von ihrer eigentlichen Arbeit ab. Der Staat erfüllt seit Jahren seine gesetzlich vorgeschriebene Pflicht dagegen nicht.“
Düsseldorfer Erklärung: Drei konkrete Forderungen
Daher fordern die Entscheiderfabrik und der VKD erste Schritte in drei wesentlichen Bereichen:
Wir wollen weiterhin eine flächendeckende Notfallversorgung Krankenhäuser leisten einen unverzichtbaren Beitrag zur Notfallversorgung in Deutschland. Wenn künftig jede zweite Ambulanz wegfällt, bricht das System der wohnortnahen und raschen Versorgung zusammen. Die geplante Reform der Notfallversorgung geht zu Lasten der künftigen Patienten.
Wir treten für transparente und faire Bezahlung ein Das neue MDK-Reformgesetz leistet das nicht. Es macht Fehlersuche zu einem Geschäftsmodell zu Lasten der Krankenhäuser. Wenn wir mit rund 400 Millionen Euro für angebliche Fehler zusätzlich belastet werden, fehlt dieses Geld für die Versorgung der Menschen. Wir werden zum Beispiel bestraft, wenn wir uns um pflegebedürftige Kranke so lange kümmern, bis sie einen Platz im Heim gefunden haben – dass wir dafür bestraft werden ist ein Schlag ins Gesicht der Helferinnen und Helfer, die dann einspringen, wenn die Versorgung an andere Stellenicht geleistet wird.
Wir fordern einen Digitalfonds Wir wollen die Digitalisierung vorantreiben. Wir wollen die Vorreiter bei der Telemedizin sein. Wir wollen die Bürokratisierung bekämpfen und technische Lösungen ans Bett bringen, um zu jedem Zeitpunkt alle nötigen Informationen zum Gesundheitszustand der Menschen da zu haben, wo wir ihn brauchen – am Patienten. Wir leisten unseren Beitrag, doch seit Jahrzehnten werden uns die gesetzlich verankerten Investitionsmittel für unsere Häuser vorenthalten. Das ist Rechtsbruch! Damit die Lücke nicht immer größer wird, muss der Staat endlich seine gesetzliche Verpflichtung erfüllen. Wir fordern einen Digitalfonds, der fünf Jahre lang mindestens zwei Milliarden Euro pro Jahr für die notwendigen Investitionen bereitstellt – damit wir unserer Verantwortung für die Menschen gerecht werden können.
Ausgezeichnet wurden im Rahmen der Veranstaltung zuerst die Projekte aus 2019, die nun zum Abschluss kamen. Darunter auch ein Thema, das im kommenden Zyklus weitergehen soll.
Das Plenum votete als Top-Thema für Archivar 4.0. Der Industriepartner DMI Archivierung will die Dokumentation revolutionieren und Datenschätze heben, um nutzenstiftende Apps damit zu befüttern. Das Vorhaben ist ein Folgeprojekt aus dem letzten Zyklus 2019.
Den zweiten Platz machte die Pflege-Controlling-Unit von NursIT INstitute und 3M Medica. Damit soll die Doku einfacher, Pflegekräfte entlastet und eine effizientere Kodierung ermöglicht werden.
300 Datensätze in sechs Sekunden kodieren – ein intelligenter Bot (Mia) belegte damit den dritten Platz. Damit gehören händisches Durchsuchen von Laborberichten zur Vergangenheit, die KI-Anwendung erledigt das automatisiert und minimiert zudem Fehlerquellen.
Auch den Dienstplan können Mitarbeiter künftig mittels KI selbst erstellen. Ortec bietet eine App für Mitarbeiter inklusive Software für Planer, die nur noch Schichten verteilen müssen, die über- oder unterbesetzt sind. Zeitersparnis und zufriedene Mitarbeiter sind das Ergebnis des Projektes.
Bei Schlaganfällen zählt jede Sekunde. Die digitale Anwendung von mbits imaging vernetzt künftig alle Akteure vom Rettungswagen bis zum Neurologen und liefert Standortdaten, Bilddateien sowie alle weitere Informationen.
Bei der anschließenden Podiumsdiskussion forderten die Experten mehr Transparenz und stellten fest: „Der Trend geht weg von zentralen Systemen, hin zu spezialisierten Plattformen“, sagte z.B. Philipp Schmelter (rechts), Geschäftsführer von Bewatec und diesjähriger Feedbackgeber der Entscheiderfabrik.
„Man muss vom User denken, nicht von der Institution. Wenn der Nutzen so evident ist wie z.B. beim Projekt Mia Roboter Coding, dann verwendet man das System auch“, sagte Prof. Dr. Heinz Lohmann, der auch an der Podiumsdiskussion teilnahm.
Dr. Josef Düllings (li.), Präsident des VKD – Verband der Krankenhausdirektoren, richtete gemeinsam mit der Entscheiderfabrik in der Düsseldorfer Erklärungen eindringliche Forderungen an die Politik.
Die Verbände forderten in einer gemeinsamen Pressekonferenz eine Überarbeitung der Reform der Notfallversorgung, einen Digitalfonds und dass die Fehlersuche in Kliniken nicht zum Geschäftsmodell werden darf durch die geplante MDK-Reform.
U.a. Dr. Pierre-Michael Meier (li.), Geschäftsführer der Entscheiderfabrik, vertrat den Zusammenschluss aus 36 Verbänden, Kliniken mit über 800 Betriebstätten und über 130 Industrie-Unternehmen.
Zum Abschluss des Entscheider Events 2020 wurde auch der Start-up Preis verliehen. Hier an Berger Medizintechnik mit der App ilvi (Mitte), die als Plattform für Medical Apps auf einem mobilen Endgerät eine Vielzahl von Funktionen vereint, die am Point-of-Care benötigt werden.
Auch Softwareentwickler Weltenmacher erhielt den Start-up Preis für ihren „Healthcare-Flugsimulator“. Dabei können Pflegende und Patienten mittels VR-Brille die einzelnen Schritte einer Dialyse virtuell durchlaufen und so Fehler vermeiden.