Digitalisierung
Am Klinikum Westmünsterland ist das Projekt „@vis“ in Zusammenarbeit mit der FH Münster vor knapp einem Jahr gestartet. Ziel ist die Vernetzung einer standort- und fachrichtungsübergreifenden Behandlung.

Für Krankenhäuser mit mehreren Standorten in größerer Distanz bietet diese Technik Vorteile: Fachärzteschaft lernt Patientinnen und Patienten frühzeitig kennen und kann die Medikation und Behandlungsziele mit den Kolleginnen und Kollegen besprechen, ohne hin- und herfahren.
„@vis“ – videogestützte Visite am Beispiel Westmünsterland
Beim Klinikum Westmünsterland sitzt die Unfallchirurgie in Ahaus, die Geriatrie in Vreden. Ziel von „@vis“ ist es, hier eine videogestützte Visite einzuführen, um lange Anfahrtswege zu vermeiden. Das Projekt ist eines von 13 Teilvorhaben bei „münster.land.leben“ an der FH Münster und vor knapp einem Jahr unter wissenschaftlicher Leitung von Prof. Dr. Anke Menzel-Begemann gestartet. Johannes Isenbrandt und Rebecca Weiland koordinieren das Projekt und ziehen ein Zwischenfazit.
Wie ist das Projekt entstanden?
„Es war die Idee, dass etwa ein Arzt in Ahaus seine Kollegin aus Vreden per Tablet zuschaltet, damit sie digital bei der wöchentlichen Visite dabei sein kann“, erklärt Isenbrandt. Patientinnen und Patienten sollen dadurch frühzeitig erfahren, welche Ärztin oder welcher Arzt sie weiterbehandelt. Gemeinsam rekrutierten Isenbrandt und Weiland Kolleginnen und Kollegen aus der Ärzteschaft. Auch die Unterstützung der IT-Abteilung war gefordert, doch diese war wegen Corona und einer Vielzahl von Digitalisierungsprojekten zeitlich sehr eingespannt. Diese Situation hat das Team genutzt, um ein zertifiziertes Videokonferenzsystem einzukaufen und erste Personen zu schulen. Schließlich konnten die sechs Tablets in die IT-Infrastruktur eingebettet und der erste Testlauf durchgeführt werden.
„Am Anfang war die Skepsis natürlich erst mal groß“, erinnert sich Isenbrandt. Doch inzwischen habe sich die Videovisite etabliert. Jetzt sei es ganz selbstverständlich einmal pro Woche eine digitale Visite durchzuführen. Der ursprüngliche Plan des Projektteams wurde optimiert: Die an der Videovisite beteiligen Personen treffen sich 30 Minuten früher – vor Ort in einem Haus sowie digital zugeschaltet – und gehen die Station ab, mit den Kolleginnen und Kollegen auf dem Tablet. Gemeinsam besuchen sie die Patientinnen und Patienten bei denen ein Austausch nötig ist. Danach stehe die eigentliche Visite vor Ort auf dem Programm. Dies sei sehr effizient und klappe prima. Eine Ärztin habe geschildert, dass die Patientinnen und Patienten dadurch keine Blackbox vor der eigentlichen Verlegung mehr für sie sind. Es gelinge:
- Angst zu nehmen,
- den Behandlungserfolg zu steigern
- und die interdisziplinäre Zusammenarbeit zu stärken.
Handlungsleitfaden
Im nächsten Schritt wird gemeinsam mit Isenbrandt die Datenerhebung durchgeführt. Es werden Interviews mit Ärztinnen, Ärzten, Patientinnen und Patienten, aber auch anderen Akteuren, die an der Umsetzung der Videovisite beteiligt sind, wie z.B. Mitarbeitende der IT-Abteilung, geführt. Ziel sei es herauszufinden, wie gut die videogestützte Visite in der Versorgung ankomme und wie sich alle Beteiligten dabei fühlen. Die Videovisite habe definitiv großes Potenzial.
Die Corona-Pandemie habe das Vorhaben zunächst verlangsamt. „Corona ist wie ein Sandsturm über unser Projekt gefegt“, sagt Isenbrandt. Gleichzeitig habe sich aber auch das Verständnis für Videokommunikation grundlegend verändert. „Unser Eindruck war, dass die Bereitschaft, bei uns mitzumachen, dadurch größer war“, betont Isenbrandt. Noch bis Ende des Jahres arbeiten Isenbrandt und Weiland an „@vis“. Zum Abschluss soll ein Handlungsleitfaden für die Einführung von Videokonferenzsystemen in Krankenhausverbünden entstehen.
Videovisite im Krankenhaus
Wer bereits an einer Videovisite im Krankenhaus oder an einer Videosprechstunde teilgenommen hat, kann den Projektmitarbeitenden die Erfahrungen in Form eines kurzen Interviews schildern.
Mit einem Klick hierauf erhalten Interessierte Informationen.

Projekt „münster.land.leben“
Das hochschulweite Projekt „münster.land.leben“ an der FH Münster mit mehr als 75 Partnerinnen und Partner aus Wirtschaft, Industrie und Gesellschaft hat die Stärkung von Gesundheitsversorgung, Teilhabe und Wohlbefinden im ländlichen Raum zum Ziel. Es wird von der Bund-Länder-Initiative „Innovative Hochschule“ gefördert.
Einzelheiten zum Projekt und den Teilvorhaben finden Interessierte mit einem Klick hierauf.