Anlässlich des Weltkrebstages mahnt die Deutsche Krebshilfe, dass nicht alle an Krebs Erkrankten gleichen Zugang zu onkologischer Versorgung haben. Neben der Schließung von Versorgungslücken seien aber auch Therapieangebote wie die Kunsttherapie wichtig, ergänzen das Universitäre Centrum für Tumorerkrankungen (UCT) Frankfurt und das Universitätsklinikum Bonn.

Der diesjährige Weltkrebstag am 4. Februar steht unter dem Motto „Close the care gap – Versorgungslücken schließen“. Die Deutsche Krebshilfe setzt sich dafür ein, an Krebs Erkrankte bestmöglich zu behandeln und betreuen. Doch noch haben nicht alle Betroffenen bundesweit den gleichen Zugang zu einer optimalen onkologischen Versorgung. Für solide Tumore ließen sich bessere Überlebensraten im Einzugsgebiet der großen deutschen Metropolen beobachten. Entscheidend für eine gute Versorgung sei ausreichendes und qualifiziertes Pflegepersonal. „Die schwierige Situation in der medizinischen und speziell auch onkologischen Pflege bereitet uns aktuell große Sorge“, sagt Prof. Thomas Seufferlein, Vorsitzender des Beirats der Deutschen Krebshilfe. Die Arbeitsbedingungen müssten dringend verbessert werden und der Pflegeberuf die ihm gebührende Anerkennung erfahren.
Psychoonkologische Betreuung
Für viele an Krebs Erkrankte ist die Behandlung mit erheblichen Nebenwirkungen verbunden, die sie auf körperlicher und psychischer Ebene deutlich beeinträchtigen. Einer von drei Patientinnen und Patienten benötige laut Krebshilfe psychoonkologische Unterstützung. Neben der eigentlichen Krebstherapie rücken deshalb unterstützende Angebote, die die Begleiterscheinungen der Krankheit und die Nebenwirkungen der Therapie reduzieren, in den Fokus der Behandelnden. Eines dieser Therapieangebote ist die Kunsttherapie. „Bereits heute lässt sich anhand verschiedener, aktueller Studien zeigen, dass künstlerische Mittel, therapeutisch-fachkundig eingesetzt, vielen Menschen eine große Unterstützung im Umgang mit belastenden Erfahrungen sind“, sagt Prof. Harald Gruber, Leiter des Institutes für Kunsttherapie an der Alanus Hochschule. Die Kunsttherapie sei auch am Universitären Centrum für Tumorerkrankungen (UCT) Frankfurt ein wichtiger Baustein des ganzheitlichen Versorgungskonzeptes, erklärt Prof. Christian Brandts, Direktor des UCT.
Mit Pinsel und Farbe kreativ gegen den Krebs
Seit Februar 2020 bietet das Centrum für Integrierte Onkologie Aachen, Bonn, Köln, Düsseldorf (CIO Bonn) am Universitätsklinikum Bonn (UKB) gemeinsam mit der Alanus Hochschule ein kunsttherapeutisches Angebot für an Krebs Erkrankte. 2021 startete eine kunsttherapeutische Online-Studie. In ersten Auswertungen konnte die Studie nachweisen, dass eine Verbesserung der Befindlichkeit und Selbstwirksamkeit der an Brustkrebs erkrankten Patientinnen durch künstlerische Gestaltung eingesetzt hat. „Die Studie vereint Kreativität und Leidenschaft zu einer begleitenden Therapie und hilft den Patientinnen dabei, ihre Gefühle zu verarbeiten“, erläutert Katja Bonnländer, Kunsttherapeutin der ersten Studiengruppe am CIO Bonn. Die Kunstwerke der Online-Studie sind auf der Webseite www.ciobonn.de/aktuelles/cio-weltkrebstag-2022 digital ausgestellt.
Zahlen, Daten, Fakten
Im Jahr 2020 wurden weniger Patientinnen und Patienten wegen einer Krebserkrankung im Krankenhaus behandelt als im Jahr zuvor. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) anlässlich des Weltkrebstages mitteilt, wurden 2020 knapp 1,45 Millionen an Krebs erkrankte Menschen im Krankenhaus versorgt – sechs Prozent weniger als im Jahr 2019 (1,54 Millionen Fälle). Neben den Krebsbehandlungen ging 2020 auch die Zahl der Krebsoperationen in Krankenhäusern zurück – um fünf Prozent gegenüber 2019. Damit fiel der Rückgang bei den Krebsbehandlungen und -operationen geringer aus als bei den Krankenhausbehandlungen insgesamt (-13 Prozent gegenüber 2019).
Krebs blieb die häufigste Todesursache für Menschen im Alter von 40 bis unter 80 Jahren. 2020 war gut jeder dritte Todesfall in dieser Altersgruppe Folge einer Krebserkrankung (35 Prozent), insgesamt hatte Krebs einen Anteil von 23 Prozent bei den Todesursachen 2020. Insgesamt blieb die Zahl der an Krebs Verstorbenen mit 231.000 nahezu unverändert, sowohl im Vergleich zu 2019 als auch mit Blick auf die Vorjahre seit 2016. Laut Deutscher Krebshilfe erkranken in Deutschland pro Jahr mehr als eine halbe Million Menschen neu an Krebs.