Female Empowerment
Mit einem Parlamentarischen Abend haben zwölf Verbände und Initiativen von weiblichen Führungskräften im Gesundheitswesen darauf aufmerksam gemacht, dass alle Entscheidungsebenen öffentlich-rechtlicher Körperschaften paritätisch besetzt sein müssen, um die Personal- und damit auch die Patientinnen- und Patientenversorgung zu sichern.

Frauen- und Branchenverbände sowie Initiativen im Gesundheitswesen haben gestern in Berlin in der Hauptstadt mit namhaften Vertreterinnen und Vertretern aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft über nötige politische Weichenstellungen diskutiert, um Diversität und weibliche Perspektiven in Vorständen und Gremien des Gesundheitswesens zu fördern. Zu den Gästen zählten u. a.
- Sabine Dittmar, Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister für Gesundheit, sowie
- Prof. Dr. Mandy Mangler, Chefärztin und Trägerin des Berliner Frauenpreises.
Eine echte Kulturveränderung entstehe nur, wenn Frauen gleichberechtigt Einfluss nehmen könnten, so die Verbände in einer anschließenden gemeinsamen Resolution. Sie verweisen auf den Koalitionsvertrag, der die paritätische Beteiligung von Frauen in Führungsgremien des Gesundheitswesens vorsieht.
Verbindliche Quoten, Transparenz und neue Arbeitszeitmodelle für das Gesundheitswesen
Spiegel-Bestseller-Autorin („Wir sind doch alle längst gleichberechtigt“) Alexandra Zykunov machte als Keynote-Speakerin in der Landesvertretung Saarland gleich zu Beginn des Abends klar: Nicht die Frauen müssten sich ändern, um in Führungspositionen zu gelangen, „sondern das System, in dem diese Frauen leben“. Eine Frauenquote brauche es, nicht um Frauen zu bevorzugen, „sondern um die seit Jahrzehnten und Jahrhunderten existierende Bevorzugung von Männern ausgleichen zu können“.
Die anschließende Paneldiskussion benannte wesentliche Hebel für den überfälligen Ausgleich. „Für einen nachhaltigen Wandel der Führungs- und Entscheidungskultur benötigen wir Politik, Unternehmen und Organisationen des Gesundheitswesens gleichermaßen“, sagte Saskia Weishaupt, MdB (Bündnis 90/Die Grünen). Verbindliche Quoten und Transparenz seien wichtig, um progressive Entwicklungen ernsthaft anzustoßen, genauso wie neue Arbeitsmodelle, damit Frauen, die leider immer noch hauptsächlich für die Sorgearbeit verantwortlich sind, die Vorstandsarbeit auch mit der Familie vereinbaren können.
Verantwortung übernehmen und Fakten schaffen
Nicht nur die Politik, auch Unternehmen und Organisationen sehen sich in der Verantwortung, den Weg für Frauen in Führungspositionen zu ebnen, wie die Diskussion zeigte: „Diversität – und damit auch Förderung von Frauen – ist Führungsaufgabe. Deshalb sollten wir Diversität und Inklusion fördern und immer wieder hinterfragen, ob wir genug dafür tun“, betont Chantal Friebertshäuser, Senior Vice President und Geschäftsführerin MSD Deutschland. Das gelte für Unternehmen genauso wie für die Politik.
Auch für Simone Schwering, Vorstandsmitglied der gesetzlichen Krankenkasse Barmer, ist Frauenförderung eine Führungsaufgabe: „Es ist unser Job, Vorbild zu sein. Wir im Top-Management müssen Verantwortung übernehmen und Fakten schaffen. Unsere Aufgabe ist es, Gleichstellung zur Selbstverständlichkeit zu machen.“ Ihre Kollegin Dr. Ute Wiedemann, Vorstandsmitglied der DAK-Gesundheit, ergänzte, dass mit einem Anteil von 75 Prozent Frauen das Fundament im deutschen Gesundheitswesen seien.
Stimmen aus der Politik zur Stärkung weiblicher Führungsrollen im Gesundheitswesen
Christine Vogler, Präsidentin des Deutschen Pflegerats e.V., verwies darauf, dass neben der Stärkung von weiblichen Führungsrollen auch die Pflege zwingend gestärkt werden müsse, um das Gesundheitswesen zukunftsfähig zu machen.
„Während traditionell männerdominierte Berufe im Bereich der Medizin und Pharmazie ihren festen Platz im Selbstverwaltungssystem Gesundheit besitzen, werden den Pflegenden als klassischer Frauenberuf Mitbestimmung durch fehlende Gesetze politisch verweigert und akademische Bildungswege seit Jahrzehnten vorenthalten.“
Christine Vogler
Sabine Dittmar, MdB (SPD), Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister für Gesundheit, hatte bereits in ihrem Grußwort signalisiert, dass die Bundesregierung die Missstände erkannt habe.
„Es ist weiterhin notwendig, die Erhöhung des Frauenanteils in Führungspositionen der Krankenkassen, in ihren Verbänden, Organisationen der Ärzte- und Zahnärzteschaft und weiteren Organisationen der Selbstverwaltung im Gesundheitswesen voranzutreiben. Das ist ein Ziel, das auch das Bundesgesundheitsministerium kontinuierlich verfolgt.“
Sabine Dittmar
Die Resolution der Verbände finden Interessierte mit einem Klick hierauf.