Architektur-kolumne Vegane Innenräume: Vorreiter Krankenhaus

Vegane Innenräume: Vorreiter KrankenhausDie Automobilbranche macht es mit der Entwicklung veganer Mobility-Interiors vor, weil die Wertschöpfungskette der innovativen Entwicklung im Bauwesen nach wie vor auch hier länger scheint, denn angefangen bei der Raumfahrt über die Luftfahrt hin zu den Branchen Automotive und Mode, aber auch Medizin, erreichen die Innovationen gewöhnlich viel später erst Architektur und Innenarchitektur. Durch die Nähe zur Textilindustrie ist die Innenarchitektur manchmal an derartigen Technologien näher dran als die Architektur, genauso auch dichter an lifestyleorientierten Trends. Technologische Innovationen und Funktion gehen mit der Ästhetik Hand in Hand. So viel ist sicher und vegane Interiors sind eines davon. Im Krankenhaus ist davon bislang dennoch noch keine Rede, obwohl organisches Material wie Holz und echtes Leder hinsichtlich hygienischer Anforderungen im Gesundheitswesen generell ein No-Go sind. Ungeachtet aller Liebe zur Materialauthentizität muss auf diese echten Materialien verzichtet werden, weil diese ein Risiko hinsichtlich der Hygiene darstellen. Künstliche Materialien, die die spezifischen strengen Vorgaben der Hygiene erfüllen und gleichermaßen die hohen Ansprüche auch an den Brandschutz bedienen, sind zudem gefordert. Ausgehend vom „Automotive Design“, wo es sich um atmosphärische und markengerechte Interiors, vom E-Mobility-Basic bis zum High End der Luxusklasse, dreht, wo Echtleder bisher von Status zeugte, oder bei den Interiors von Flugzeugen der Chartergesellschaften bis hin zur First Class eines Dreamliners, stehen Brandschutz und Leichtigkeit an erster Stelle. Statt echtes Leder wird daher vorzugsweise Kunstleder eingesetzt. Dass es hier bereits eine Parallele der Zulieferer zwischen Automotive, Kreuzfahrtschiffen und Krankenhaus gibt – no wonder why. Abseits dieser Funktionalitäten ist dieses omnipräsente Material vegan und damit up to date. Kein einziges Tier muss leiden, wenn auf Echtleder und tierische Wolle verzichtet wird. Den Tierschutz freut es. Der CO2-Ausstoß und Wasserverbrauch werden darüber hinaus reduziert, wenn daher global die Rindermengen verringert werden und wenn bei den Surrogaten auf erdölbasierte Kunststoffe verzichtet werden kann, perfekt. Glatte Lederoptiken, die sich an genarbtem Echtleder orientieren, sind seit Langem genauso wie Veloursoptiken aus Serienproduktion mit entsprechender Haptik Teil unserer Healthcare-Interiors. Unsere verwendeten Materialien werden oftmals mit den „echten“ verwechselt, deswegen sollte man es vielleicht an passender Stelle kommunizieren. Diese Kolumne macht hierfür nun den Anfang. Sogar Tesla als Pionier veganer Automobil Interiors wird davon theoretisch ganz unbeabsichtigt von manchem Krankenhaus überholt. Jedenfalls ist an dieser Stelle so manches Krankenhaus innovativer und nachhaltiger als es dachte und weiter vorne. Das ist erfreulich und kommt tatsächlich vor, abseits allen Marketings. Hauptsache nachhaltig und ressourcenschonend, auch wenn Patientinnen und Patienten selbst, die der Auswahl ihres Autos oftmals großes Interesse widmen, vegane Innenräume wie Patientenzimmer in Krankenhäusern bisher noch nicht wünschen. Möglich ist es, denn „nur“ noch das Bewusstsein für komplett vegane Innenräume braucht es. Sylvia Leydecker, Innenarchitektin bdia AKG, 100 % interior, Köln, www.100interior.de, Kontakt: info@100interior.de

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