Die Hälfte aller Mitarbeitenden im Gesundheitswesen des DACH-Raums haben im vergangenen Jahr daran gedacht zu kündigen. 82 Prozent sind sich dabei sicher, aufgrund ihrer Fähigkeiten schnell einen anderen Arbeitsplatz zu finden. Das fand die diesjährige Umfrage „State of the Deskless Workforce” von Quinyx heraus.

Während Büroangestellte in den vergangenen zwei Jahren eine neue Art von Flexibilität in Sachen Arbeitszeit und Arbeitsort kennengelernt haben, ist dies bei vielen Beschäftigten ohne Schreibtisch, sogenannten „Deskless Workers” oder „Frontline-Mitarbeitenden” nicht der Fall bzw. nicht umsetzbar.
Mit den Frontline-Mitarbeitenden und ihrer Arbeitssituation hat sich das Softwareunternehmen in seiner jährlichen Studie „State of the Deskless Workforce“ erneut beschäftigt. Befragt wurden dabei 2.000 Mitarbeitende aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, die in Dienstleistungsbranchen beschäftigt sind – davon 663 Personen aus dem Gesundheitswesen.
68 Prozent der Angestellten im Gesundheitswesen fühlen sich austauschbar
In den vergangenen zwei Pandemiejahren haben Mitarbeitende in Krankenhäusern und der Pflege Großes geleistet und sind auch gesundheitliche Risiken eingegangen, um die Betreuung ihrer Patientinnen und Patienten aufrechtzuerhalten. Mehr Wertschätzung scheinen viele von ihnen dennoch nicht entgegengebracht zu bekommen: Fast ein Drittel der Befragten hat das Gefühl, dass ihr Arbeitgeber ihre Arbeit nicht wertschätzt. 68 Prozent der Befragten sind sogar der Meinung, ihr Arbeitgeber betrachte sie als austauschbare Ressource.
Diese Gefühlslage schlägt sich auch in der Mitarbeiterbindung nieder: So sind 82 Prozent der Mitarbeitenden im Gesundheitswesen zuversichtlich, schnell einen anderen Arbeitsplatz zu finden – die Hälfte der Angestellten hat im vergangenen Jahr sogar daran gedacht zu kündigen. Die Hauptgründe dafür sind
- zu wenig Gehalt (53 Prozent),
- zu viel Stress (45 Prozent) und
- eine fehlende Work-Life-Balance (34 Prozent).
Mitarbeitende im Gesundheitswesen verpassen regelmäßig familiäre Ereignisse
Die nicht vorhandene Work-Life-Balance hat vor allem Einfluss auf die Erholung der Angestellten. Mehr als die Hälfte antwortete, dass sie durch ihre Dienste nicht genug Zeit hätte, um sich zu entspannen oder Aktivitäten für die geistige und körperliche Gesundheit nachzugehen. Bei etwa jedem dritten Mitarbeitenden im medizinischen Bereich hat die Schichtplanung zudem dazu geführt, dass wichtige private Ereignisse, wie beispielsweise Hochzeiten, Geburten oder Beerdigungen, verpasst wurden.
Grund für solch eine unausgewogene Work-Life-Balance ist in vielen Fällen eine Dienstplanung, die Angestellte nicht genug einbezieht. So gab jeder fünfte Teilnehmende an, keinen Einfluss auf den eigenen Dienstplan zu haben. Rund 65 Prozent fühlen sich nicht wohl dabei, mit ihrem Arbeitgeber über Dienstplanprobleme zu sprechen, die sich auf das Privatleben auswirken. Knapp 20 Prozent der Befragten haben zudem das Gefühl, dass eine Bitte um eine Dienstplanänderung aus privaten Gründen negativ aufgenommen werde.
Stressiges Arbeitsklima und Unterbesetzung senken die Arbeitsmotivation
Aber nicht nur die fehlende Work-Life-Balance, sondern auch der Stress im Arbeitsumfeld macht vielen Mitarbeitenden im Gesundheitswesen zu schaffen. 87 Prozent gaben an, dass sie im vergangenen Jahr aufgrund von Unterbesetzung unter einem stressigen Arbeitsklima litten.
Kaum verwunderlich sind daher die Faktoren, die Angestellte im Gesundheitswesen am ehesten motivieren würden: Neben einem höheren Gehalt (71 Prozent) und der Anerkennung der Arbeit (33 Prozent) wünschen sich zwei Drittel mehr Personal, um die Unterbesetzungen zu verringern und ein weniger stressiges Arbeitsumfeld zu schaffen.
Pflegeeinrichtungen und Krankenhäuser sollten sich auf die Bedürfnisse der Mitarbeitenden konzentrieren
Rund 90 Prozent der globalen Unternehmen sind auf Frontline-Mitarbeitende angewiesen. Umso wichtiger ist es, sich um die eigenen Angestellten zu kümmern; also Maßnahmen zu ergreifen, um sie im aktuellen Job zu halten und ihr Wohlbefinden zu steigern.
Damit Pflegeeinrichtungen und Krankenhäuser Arbeitskräfte anziehen und halten können, müssen sie ihren Mitarbeitenden ermöglichen, sich stärker zu engagieren und ihre Work-Life-Balance selbst in die Hand zu nehmen. Die Digitalisierung und verschiedene Technologien machen es bereits heute leichter, diese Ziele umzusetzen und dafür zu sorgen, dass sich Frontline-Mitarbeitende wertgeschätzt und befähigt fühlen.
Mehr Informationen zur Studie finden Interessierte mit einem Klick hierauf.
Der Autor
Maximilian Thost, Country Manager DACH bei Quinyx. Zu seinen Verantwortlichkeiten bei dem SaaS-Anbieter gehört der Auf- und Ausbau des DACH-Marktes sowie das Optimieren von Arbeitszeit und die Verbesserung von Arbeitsbedingungen.