Pilotprojekt UKW entwickelt Konzept für teleintensivmedizinische Visiten

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Ein Pilotprojekt in Würzburg will Barrieren in der Teleintensivmedizin abbauen und eine Expertise aus Maximalversorgung flächenweit in Bayern zur Verfügung stellen.

Neue Zusammenarbeit über den Bildschirm am Teleintensivwagen: Das UKW arbeitet in der Pilotphase bereits mit dem Klinikum Main-Spessart in Lohr zusammen. – © Klinikum Main-Spessart/Franziska Schön

Das Pilotprojekt der bayerischen Universitätskliniken unter der Koordination des Universitätsklinikums Würzburg (UKW) beschreitet mit einem Teleintensivwagen und der Videokonferenz-Software Zoom einen neuen Weg. Ziel sei es, die Hürden und auch Kosten für den Aufbau telemedizinischer Netzwerkstrukturen zu verringern. Geleitet wird das Projekt von der Klinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin, Notfallmedizin und Schmerztherapie an der Würzburger Uniklinik.

Einsatz von Telemedizin muss rechtssicher sein

Für aktuelle Videokonferenzsysteme liege der wesentliche Erfolgsgrund in der einfachen Bedienbarkeit und dies ohne enorme Investitionskosten für Spezialsoftware und aufwändige Ausstattung. „Gleichzeitig muss der Einsatz aber auch rechtssicher sein und die hohen Anforderungen des deutschen Datenschutzes erfüllen“, erklärt Prof. Dr. Patrick Meybohm, Direktor des UKW. Er ist überzeugt: „Der Ausbau der Telemedizin im Intensivbereich kann helfen, die Patientenversorgung zu verbessern, Zusammenarbeit zwischen Kliniken auszubauen und Spezialwissen schnell abzurufen.“

„Wir wollen Barrieren abbauen, sowohl in der Anwendung aber auch bei Finanzierungsfragen.“

Prof. Dr. Patrick Meybohm

Wie funktioniert Teleintensivmedizin?

Projektleiterin Dr. Nora Schorscher erklärt das Vorgehen: „Im ersten Schritt haben wir einen speziellen Visitenwagen für die intensivmedizinische Tele-Visite konzipiert. Auf der einen Seite ist das Team am UKW erreichbar, auf der anderen Seite am Teleintensivwagen das behandelnde Team im Partnerkrankenhaus, in dem die Patientin sowie der Patient betreut werden. Dieser Teleintensivwagen ist mit verschiedenen Kameras, einer Augmented-Reality-Brille und Video-Capture-Devices ausgestattet, welche es der Ärzteschaft der Uniklinik ermöglicht, einen umfassenden Eindruck über den Zustand der Patientin und des Patienten vor Ort zu erhalten.“ Die Intensivmedizinerin hab diesen Wagen gemeinsam mit den Kolleginnen und Kollegen des Servicezentrum Medizininformatik am UKW entwickelt. Nach Aussage des technischen Leiters Maximilian Göpfert werden nur handelsübliche Elemente, keine Spezialanfertigungen verwendet: „Dadurch können wir eine hohe Verfügbarkeit gewährleisten“, betont er.

Datenschutz und Verantwortlichkeiten

„Datenschutz und klare Verantwortlichkeit bleiben gesichert. Wir greifen nicht auf das medizinische System des Partnerkrankenhauses zu. Die einzige Verbindung ist der sicher verschlüsselte Videostream über Zoom“, betont Schorscher.

Das sind u.a. die Ziele des Projektes:

  • Bayernweites Netzwerk um Expertise zu fördern,
  • Patientenversorgung verbessern,
  • Synergien kreieren und
  • Kosten senken.

Ziele und Zukunft des Projekts

Zusammen mit den Kliniken Kitzinger Land und Lohr befindet sich das Projekt in der Pilotphase Noch im August werde mit der Klinik Ansbach eine weitere Klinik in die Testphase mit aufgenommen.

Ziel sei es, das bis Ende des Jahres 2022 weitere Unikliniken in Bayern jeweils drei Partnerkliniken für eine Testphase angebunden haben.

Die Anschubfinanzierung erfolgt über das Bayerische Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst auf Basis einer Projektskizze des Servicezentrum Medizininformatik am UKW.