Krebsversorgung Überlebensvorteile in Zentren

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Eine groß angelegte Studie auf Basis von bundesweiten AOK-Abrechnungsdaten und Daten aus vier regionalen klinischen Krebsregistern zeigt einen Überlebensvorteil für Patientinnen und Patienten mit Krebs, die in zertifizierten Zentren behandelt werden.

Zentren Krebsbehandlung
Von links: Markus Algermissen, Dr. Gerald Gaß, Prof. Dr. Monika Klinkhammer-Schalke, Dr. Carola Reimann, Hedy Kerek-Bodden, Prof. Josef Hecken bei der Vorstellung der Ergebnisse des Projektes „Wirksamkeit der Versorgung in onkologischen Zentren“ (WiZen). – © AOK Bundesverband

Bundesweite AOK-Abrechnungsdaten und Daten aus vier regionalen klinischen Krebsregistern zeigen: Patientinnen und Patienten mit Krebs, die in zertifizierten Zentren behandelt werden, haben einen Überlebensvorteil. Ihre Sterblichkeitsrate lag bei allen acht untersuchten Krebserkrankungen niedriger als bei Patientinnen und Patienten in Krankenhäusern, die nicht von der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG) zertifiziert waren. Die Daten sind in den vergangenen drei Jahren im Rahmen des Innovationsfonds-Projektes „Wirksamkeit der Versorgung in onkologischen Zentren“ (WiZen) ausgewertet worden.

Wo die Zentrenbehandlung den stärksten Impact hat

Besonders groß war laut der Analyse der Krebsregisterdaten der Überlebensvorteil durch die Zentrenbehandlung bei

  • Gebärmutterhalskrebs (minus 25,9 Prozent Sterblichkeit),
  • neuroonkologischen Tumoren (minus 15,8 Prozent),
  • Lungenkrebs (minus 15,0 Prozent) und
  • Brustkrebs (minus 11,7 Prozent).

Positive Effekte mit statistischer Signifikanz zeigten sich weiterhin für das kolorektale Karzinom, Kopf-Hals-Tumore, Prostatakrebs und die Gruppe der gynäkologischen Tumore. Die niedrigere Sterblichkeit in den zertifizierten Zentren war sowohl in den Krebsregisterdaten als auch in den Krankenkassendaten erkennbar. „Unsere Ergebnisse stützen über verschiedene Krebsarten hinweg die Hypothese, dass Patientinnen und Patienten in DKG-zertifizierten Kliniken bessere Überlebenschancen haben als in nicht zertifizierten Krankenhäusern“, sagt Prof. Dr. med. Jochen Schmitt, Direktor des federführenden Zentrums für Evidenzbasierte Gesundheitsversorgung (ZEGV) des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus Dresden und der Medizinischen Fakultät der TU Dresden.

Die Ergebnisse der WiZen-Studie zeigen, dass Patientinnen und Patienten mit den niedrigeren Tumorstadien I bis III stärker von der Zentrumsbehandlung profitierten als Patienten mit dem fortgeschrittenen Stadium IV. Dies sei u.a. dadurch zu erklären, dass die Patientinnen und Patienten in den zertifizierten Zentren auf inter- und multidisziplinäre Behandlungsteams treffen, die häufiger leitliniengerecht behandeln und auf eine bessere Prozess- und Strukturqualität zurückgreifen können, wie Prof. Dr. med. Monika Klinkhammer-Schalke, Vorstandsvorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Tumorzentren e.V., erklärt.

Erfolgsmodell zum Ausbau nutzen

Nach Einschätzung der Vorstandsvorsitzende des AOK-Bundesverbandes, Dr. Carola Reimann werden noch immer viel zu viele Patientinnen und Patienten mit Krebs außerhalb der spezialisierten Zentren behandelt. „Gerade in diesem sensiblen Bereich der medizinischen Versorgung brauchen wir noch mehr Spezialisierung und Konzentration von Leistungen“, sagt die Kassenvertreterin. Mit den WiZen-Ergebnissen könne man nun klar belegen, dass die Zertifizierung der Deutschen Krebsgesellschaft ein Erfolgsmodell ist, das nachweislich zu einer besseren Behandlung führe und Patientenleben retten könne.

Über die Studie

Die WiZen-Auswertungen basieren auf AOK-Abrechnungsdaten und Daten der vier klinischen Krebsregister Regensburg, Dresden, Erfurt und Berlin-Brandenburg für rund eine Million Behandlungsfälle. Das Projekt ist vom Zentrum für evidenzbasierte Gesundheitsversorgung (ZEGV) an der Medizinischen Fakultät der TU Dresden, der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Tumorzentren e. V. (ADT), dem Wissenschaftlichen Institut der AOK (WIdO), dem Institut für Qualitätssicherung und Versorgungsforschung der Universität Regensburg sowie vom Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen (NCT/UCC) Dresden durchgeführt worden. Es wurde vom Innovationsfonds beim Gemeinsamen Bundesausschusses über drei Jahre mit insgesamt 1,6 Millionen Euro gefördert (Förderkennzeichen: 01VSF17020).

Eine Kurzfassung der Ergebnisberichtes finden Sie mit einem Klick hierauf.