Telehealth „The patient will see you now“

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Digitalisierung und Patientenkommunikation

Wenn man sich mit der Zukunft des Arzt-Patienten-Gespräches ernsthaft beschäftigt, wird schnell klar, dass sich dieses in Zukunft zu einem Arzt-Patienten-Maschine-Gespräch entwickeln wird.

Prof. Dr. David Matusiewicz, Dekan und Institutsdirektor, FOM Hochschule Digitalisierung und Gesundheitswesen – © Matusiewicz

Die Maschine wird zum einen das Instrument zur Übermittlung der Information sein (wie es heute das Fax, die E-Mail ist – wird es morgen die Telehealth- Sprechstunde in der Versorgungspraxis sein). Die Maschine wird aber auch punktuell die Rolle der Ärzteschaft einnehmen, wenn z.B. eine Künstliche Intelligenz die Aufklärung, Therapie oder Nachsorge übernimmt. Es geht dabei nicht mehr um das „ob“, sondern lediglich um das „wann“. Wir werden zuhause krank und so wollen wir auch zuhause sofort mit einer Ärztin oder einem Arzt sprechen, egal wann sofort ist – auch an einem Sonntag um Mitternacht. Die Corona-Pandemie hat gezeigt, dass es technisch funktioniert und viele Kundinnen und Kunden (und ich sage bewusst nicht Patientinnen und Patienten, da heute noch vieles im Out-of-Poket-Bereich liegt) es auch wollen.


Es ist an der Zeit, dass nicht nur innovative Start-ups Telehealth-Services im Selbstzahlerbereich anbieten, sondern diese Angebote von der Ärzteschaft im Kernsystem des Gesundheitswesens in der breiten Versorgung zum neuen Standard werden. Vieles was
sprechende Medizin ist, kann von ärztlichen Kolleginnen und Kollegen über Telefon oder Smartphone via Zoom und Co. gut umgesetzt werden. Deshalb begrüße ich die Initiative vom Klinikum Schongau, das ein Pilotprojekt mit 24-7-Rundum-Services auf Intensivstationen mit KI-gestützter Methode Personal und Klinik-IT entlasten und Patientensicherheit erhöhen. Die technischen Voraussetzungen scheinen im Projektplan klar zu sein. Noch wichtiger ist die richtige Kultur und das Mindset der teilnehmenden Mitarbeitenden und auch das Thema Kommunikation. Der Nutzen muss für alle Seiten (Klinikleitung, Mitarbeitende, Dienstleister sowie Patientinnen und Patienten) von Anfang an klar sein. Nicht Technik und Prozess dürfen im Vordergrund stehen, sondern der Faktor Mensch. Klingt trivial? Ist es nicht, denn das machen noch zu viele Krankenhäuser falsch.


Das Pilotprojekt kam zustande, weil es Aussicht auf eine KHZG-Förderung gab. Ich bin ein Freund von Instrumenten wie dem KZHG. Es ist allerdings auch gleichzeitig eine Ohrfeige für das Gesundheitswesen, das scheinbar oft nur innovativ sein kann, wenn es Programme gibt. Umso wichtiger ist die Anschlussfinanzierung und die Perspektive, damit es nicht nur eine „nette Machbarkeitsstudie“ bleibt. Wichtig ist, dass die Ergebnisse schnell in der breiten Versorgungsrealität ankommen. Denn: „The patient will see you now“ – um es mit den Worten des US-amerikanischen Kardiologen und Digital Health Autors Eric Topol zu sagen.

Ihr


Prof. Dr. David Matusiewicz


Dekan und Institutsdirektor, FOM Hochschule
Digitalisierung im Gesundheitswesen | Digitale Gesundheit,

24-7-Rund-Services

Den Beitrag zum Pilotprojekt des Klinikum Schongau finden Interessierte mit einem Klick hierauf.

Außerdem ist der Beitrag in der aktuellen Ausgabe HCM 5-2022 zu finden.