Telemedizin
Die Ergebnisse des Projektes TELnet@NRW zeigen: Patientinnen und Patienten wurden in einem Drittel der Fälle besser versorgt als ohne gemeinsame telemedizinische Visiten.

Mit dem Ziel, in den Modellregionen Aachen und Münster ein sektorenübergreifendes telemedizinisches Netzwerk in der Intensivmedizin und Infektiologie aufzubauen, ging das Projekt TELnet@NRW im Februar 2017 an den Start. Eine digitale Infrastruktur, die die Vernetzung der verschiedenen beteiligten Sektoren und Einrichtungen im Gesundheitswesen über die Distanz ermöglicht, soll perspektivisch die Patientenversorgung nicht nur im ländlichen Raum verbessern. Via telemedizinischer Visite standen dabei drei Jahre lang die beiden Konsortialpartner RWTH Aachen und UKM (Universitätsklinikum Münster) den 17 beteiligten peripheren Krankenhäusern und zwei Hausärztenetzwerken beratend zur Seite. Dabei schloss die europaweit größte telemedizinische Studie mehr als 150.000 Patientinnen und Patienten ein.
Die Ergebnisse des Innovationsfonds-Projektes wurden im Journal of Medical Internet Research erstveröffentlicht – mit dem Fazit: Telemedizinische Visiten bieten einen Fortschritt für die Behandlungsqualität, und das sowohl einrichtungs- als auch sektorenübergreifend.
Telemedizinische Visiten bündeln Kompetenz
Prof. Christian Juhra, Leiter der Stabsstelle Telemedizin am UKM, ordnet das Projekt als grundlegend für die weitere medizinische Versorgung von Patientinnen und Patienten in einer Region ein: „TELnet@NRW hat den Grundstock gelegt und uns geholfen, unsere Leistungen weiter auszubauen. Jeder tut gut daran, sich Rat einzuholen. Telekonsile bringen über die Distanz bestes medizinisches Wissen zusammen – ohne Reibungs- oder Zeitverluste.“
Über datensichere Verbindungen werden in den Telekonsilen die medizinische Expertise zum einen intersektoral zwischen Krankenhaus und Niedergelassenen, zum anderen einrichtungsübergreifend zwischen Maximalversorgern und peripheren Krankenhäusern ausgetauscht. „Die Behandlungsaussichten für Patientinnen und Patienten verbessern sich dadurch nachhaltig“, sagt Dr. Kathrin Sperling, Oberärztin der Anästhesiologie und Intensivmedizin. „Die telemedizinischen Visiten bilden einen echten Mehrwert für die zu Behandelnden. Das konnte TELnet@NRW beispielsweise für die Sepsis und die Lungenprotektive Beatmung zeigen. Und bei der Behandlung von Infektionen mit Staphylococcus aureus konnte man sehen, dass wir in 34 Prozent der Fälle gemeinsam eine optimale leitliniengerechte Behandlung hinbekommen haben. Das heißt, der Patient oder die Patientin wurde in einem Drittel der Fälle besser versorgt, als ohne gemeinsame telemedizinische Visiten.“
Die durch TELnet@NRW entstandene digitale Infrastruktur wird am UKM weiterhin für andere telemedizinische Projekte eingesetzt.