Unter dem Begriff Telematikinfrastruktur (TI) versteht man die sichere Vernetzung der Akteure des Gesundheitswesens. In der aktuellen Ausbaustufe der TI ist dafür spezielle Hard-(Konnektor, Kartenterminal, Smart-Cards) und Software (VPN-Zugangsdienst) von Nöten.

1. Synonyme:
Aufgrund der Komplexität des Begriffes wird die Telematikinfrastruktur oft als TI abgekürzt. Des Weiteren hat sich die Beschreibung „Datenautobahn des Gesundheitswesens“ durchgesetzt.
2. Kurzhistorie:
Auslöser für den Aufbau der TI war der Lipobay-Skandal im Jahr 2001. Der Blutfettsenker Lipobay führte zu Wechselwirkungen mit anderen Substanzen, infolgedessen es zu zahlreichen Todesfällen kam. Daraufhin wurde deutlich, dass es an Informationen darüber mangelte, welche Medikamente Patienten und Patientinnen parallel einnahmen. Als Folge dieses Umstandes traten bis heute mehrere Gesetze in Kraft, u.a. das GKV-Modernisierungsgesetz (GMG; seit 01.Januar 2004 in Kraft), welches mit dem Paragraphen $291 SGB V die Einführung der TI vorsah.
3. Ziel:
Das Ziel der TI ist insbesondere die Vernetzung aller Akteure im Gesundheitswesen auf Basis einer sicheren und verlässlichen Plattform. Auf dieser technischen Grundlage der TI sollen die Systeme der Arztpraxen, Krankenhäuser, Psychotherapeutinnen und -therapeuten, Apotheken, Krankenkassen sowie anderen Akteuren wie Pflegeeinrichtungen, Hebammen und Physiotherapeuten und -therapeutinnen miteinander verknüpft werden.
4. Wesentliche Merkmale:
Die TI ist eine Kombination aus zertifizierter Hard- und Software. Das Herzstück einer TI-Installation innerhalb einer Einrichtung bildet der Konnektor. Dieser baut über einen VPN-Zugangsdienst die sichere Verbindung zur TI auf. Zur Identifikation innerhalb der TI werden unterschiedliche Smart-Cards eingesetzt. Eine Praxis weist sich z.B. über eine sogenannte SMC-B (Security Modul Card Typ B) gegenüber der TI aus. Ein Arzt oder eine Ärztin nutzt für die persönliche Identifikation einen sogenannten eHBA (elektronischer Heilberufsausweis). Der Patient oder die Patientin wiederum nutzt zur Legitimierung seine eGK (elektronische Gesundheitskarte). Diese Karten werden in spezielle E-Health-Kartenterminals eingesteckt. Über das Primärsystem innerhalb einer Einrichtung lässt sich so auf unterschiedliche Fachanwendungen der TI zugreifen.
5. Wesentliche Einsatzgebiete:
Anwendungen innerhalb der TI gibt es mittlerweile viele. Als erste TI-Anwendung wurde 2019 das VSDM (Versichertenstammdatenmanagement) verpflichtend für die Vertragsärzteschaft eingeführt. Über das VSDM ist es seither möglich, die Aktualität der Stammdaten gesetzlich Versicherter auf deren eGK zu gewährleisten. Als weiteres prominentes Beispiel kann an dieser Stelle die ePA (elektronische Patientenakte) genannt werden, welche die zentralen Gesundheitsinformationen von Patientinnen und Patienten enthält. Für die asynchrone und synchrone Kommunikation wurden darüber hinaus die Fachanwendungen KIM (Kommunikation im Medizinwesen) und TIM (TI-Messenger) spezifiziert. Diese werden aktuell stufenweise eingeführt.
6. Unterscheidung von ähnlichen Begriffen:
Abgrenzung zu TIaaS, TI 2.0.

Autor:
Christian Pittelkau, M.A.
Senior Business Development Manager
CompuGroup Medical Deutschland AG
Pittelkau C. (2022) Definition Telematikinfrastruktur. In: Matusiewicz D. Kusch C. (Hrsg.) Digital Health Lexikon, Health&Care Management, URL: hcm-magazin.de, Holzmann Medien, 2022.