Digitalisierung
Am Beispiel des Architektur- und Technologiemanagements des Westpfalz-Klinikums erklärt der dritte Teil der Serie das Zusammenspiel zwischen klinischen Anforderungen und technologischem Angebot und liefert Input anhand strategischer Einblicke.

Eine zentrale Herausforderung in der Digitalisierung liegt u.a. darin, ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass etablierte und funktionale Geschäftsprozesse, ob analog oder elektronisch, dekonstruiert werden und die architektonische Ausrichtung des Technologiemanagements einer Überprüfung bedarf. Anleitend sollte dabei die Frage sein, ob der Status quo künftig effizient zu betreiben und auch dafür geeignet ist, in die digitale Patientenkommunikation einzusteigen.
Das Westpfalz-Klinikum hat diese Herausforderungen zum Anlass für Veränderung genommen; die Verantwortlichen stießen die Entwicklung einer digitalen Agenda als ergänzende Dimension der Unternehmensstrategie an. Diese Arbeiten führten dazu, mit der DRK Krankenhausgesellschaft Südwest und dem St. Vincenz Krankenhaus Paderborn die Hospitalgemeinschaft Hosp.Do.IT (Hosp) zu gründen. Gemeinsam mit der Hosp.Do.IT hat das Westpfalz-Klinikum dann in seiner digitalen Agenda die Fokusbereiche
- Digitalstrategie
- Digital Business
- Digital Patient Relationship Management und
- Digital Work
adressiert und ausgestaltet.
Zu Beginn wurden alle Fokusbereiche mit gleicher Wichtigkeit und Dringlichkeit entwickelt. Das Krankenhauszukunftsgesetz (KHZG) und die Krankenhausstrukturfondsverordnung (KHSFV) legte die Dringlichkeit 2021 auf das Mapping der Digitalstrategie auf die KHZG Fördertatbestände (BAS Q 3). Da das KHZG die seit 2015 propagierte digitale Agenda im Hinblick auf die Weiterentwicklung des Technologiemanagements in Bezug auf die klinischen Primär- und Subsysteme unterstützt, wird das Ziel einer interoperablen Architektur bzw. die Einführung eine Interoperabilitätsplattform (IOP) stringent verfolgt (siehe Abbildung 1).
Die Überarbeitung der Architektur mit Blick auf die Patientenanforderungen in Richtung interoperabler Landschaft unter dem Stichwort: „Einführung einer IOP“ erforderte nicht nur das 2015 frühzeitig gestartete Technologiemanagement, sondern auch ein umsichtiges Vorgehen. Es galt, die Entwicklungen am Softwaremarkt hinsichtlich der Computer- und Prozess- und Kommunikationsstandards und im Speziellen die der Telematikinfrastruktur (TI) gemäß den gemaik-Vorgaben zu berücksichtigen. Konkret galt damit einrichtungsseitig:
- Die Interkation zwischen elektronischen Patientenakten (ePA), der Leistungserbringer und elektronischen Gesundheitsakten (eGA),
- die digitale Interaktion der Leistungserbringer über Kommunikation im Medizinwesen (KIM),
- die Interkation zwischen Leistungserbringern und den Patientinnen und Patienten über den Telematikinfrastruktur-Messenger (TIM),
- die zu berücksichtigenden Computer-Standards der IOP in bei der Kommunikation von strukturierten Daten wie Fast Healthcare Interoperability (FHIR), Ressources und/oder Healthcare Language 7 (HL7),
- der für die effiziente und effektive IOP zu berücksichtigende ISO- oder auch Prozessstandard Integrating the Healthcare Enterprise (IHE) sowie das Profil für den Austausch unstrukturierter Daten und Dokumente Cross Enterprise Document Sharing (XDS),
- die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) und den Branchenspezifischen Sicherheitsstandard für die Gesundheitsversorgung im Krankenhaus (B3S).
Die architektonische Ausrichtung des Technologiemanagements seit 2015 folgte den Entwicklungen im Softwaremarkt, der Branche der Computer- und Prozessstandards und der TI. Die architektonische Erweiterung der Softwarelandschaft um die Aspekte der Plattformstrategie fokussierte im ersten Schritt auf unstrukturierte Daten wie Dokumente und Bilder und die interne als auch externe Kommunikationssicht. Strukturierte Daten wurden dabei lediglich in tabellarischer Form, d.h. in XML-Dokumenten nach IHE gestaltet (Clinical Documentation Architecture, CDA). Die Architektur wird in Abbildung 2 dargestellt.
Da die Entwicklungen im Bereich Software-, Computer- und Prozessstandards, aber auch der TI nicht stehen bleiben und die Aufgabe des Technologiemanagements sowie die Gestaltung der Technologien im Wandel ist, ist die Architektur selbst ebenfalls von konstanten Veränderungen betroffen. Das bedeutet für die Einrichtung Folgendes nicht aus dem Fokus zu lassen:
- Art und Umfang des Einsatzes von Computerstandards,
- Fasson des Betriebs, z.B. Cloud Readiness, Outtasking, Outsourcing etc.
- Hinterfragen von Kompetenzen in erfolgskritischen Bereichen sowie
- Aufbau und Anschlusses z.B. an das KIS-Competence-Center.
Kontakt zu den Autoren
Frank Ebling, Beauftragter für Informationssicherheit und Digitalisierung am Westpfalz-Klinikum, febling@westpfalz-klinikum.de
Dr. Pierre-Michael Meier, Generalbevollmächtigter Hospitalgemeinschaft Hosp.Do.IT, pierre-michael.meier@hosp-do-it.de