Universitätsmedizin Essen Stärkere Forschung und Lehre zu Gendermedizin

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Viele geschlechterspezifische Faktoren sind bisher kaum untersucht. Deshalb will die Medizinische Fakultät der Universität Duisburg-Essen (UDE) nun ein besonderes Augenmerk auf Geschlechteraspekte in der Medizin legen.

Gendermedizin, geschlechterspezifische Medizin
Die Medizinische Fakultät der Universität Duisburg-Essen (UDE) fördert in den kommenden fünf Jahren Forschung und Lehre zur geschlechterspezifischen Medizin. – © wladimir1804 (stock.adobe.com)

Die UDE fördert in den kommenden fünf Jahren wissenschaftliche Forschungsvorhaben zur Gendermedizin und unterstützt auch die Einbettung der Gendermedizin in die Ausbildung der Essener Medizinstudierenden. Es wurde bereits ein Gendersensibilisierungsworkshop in Zusammenarbeit mit dem Essener Kolleg für Geschlechterforschung (EKfG) für die Beteiligten der klinischen Forschungsgruppe 337 „Phenotime“ durchgeführt. Weitere Informationsveranstaltungen und Workshops für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sind geplant, um das Bewusstsein für Genderunterschiede in allen Forschungsbereichen der Universitätsmedizin Essen zu stärken.

Erforschung geschlechtstypischer Unterschiede bei Organtransplantationen

Prof. Dr. Arzu Oezcelik hat seit dem Sommer 2021 eine Genderteildenomination inne. Sie ist Professorin für Viszerale Transplantation unter Berücksichtigung geschlechtsspezifischer Aspekte und stellvertretende Direktorin der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie am Universitätsklinikum Essen. Sie wird in den kommenden fünf Jahren untersuchen, inwieweit der Erfolg einer Leber- oder Nierentransplantation vom Geschlecht abhängt. „Wir wollen untersuchen, welchen Einfluss geschlechterspezifische Unterschiede zwischen Organspendern und -spenderinnen sowie Empfängerinnen und Empfängern auf das Ergebnis der Transplantation haben“, erklärt Oezcelik. „Neben der Ausarbeitung dieser Parameter, ist ein übergeordnetes Ziel, das Bewusstsein dafür zu schaffen, dass diese geschlechtsspezifischen Parameter in unseren klinischen Alltag und unsere Entscheidungsfindung in der Transplantationsmedizin integriert werden.“ Die genderspezifischen Daten sollen zukünftig systematisch miterfasst werden.

„Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) empfiehlt bei allen Neuanträgen, das Projekt hinsichtlich einer Relevanz von Geschlecht und Vielfältigkeit zu prüfen. Damit sollen blinde Flecken in der Forschung vermieden werden, um die wissenschaftliche Qualität der Ergebnisse zu erhöhen“, sagt Prof. Dr. Anke Hinney, die bereits seit 2016 die Genderteildenomination zur Molekulargenetik von Adipositas und Essstörungen unter Berücksichtigung von geschlechtsspezifischen Aspekten innehat.

Geschlechterspezifische Medizin als Wahlfach

Bereits seit 2020 bietet die Medizinische Fakultät der Universität Duisburg-Essen Gendermedizin als Wahlfach an. „Das Wahlfach Gendermedizin – oder eigentlich besser geschlechterspezifische Medizin – bietet bereits einen Querschnitt durch viele verschiedene Fächer für klinische Medizinerinnen und Mediziner. Aber wir möchten das Fach noch weiter ausbauen und wünschen uns auch eine Verankerung von Geschlechteraspekten in den Pflichtfächern für unsere Studierenden“, erklärt PD Dr. Andrea Kindler-Röhrborn, die die Implementierung der Gendermedizin in die Lehre federführend übernommen hat.

Gemeinsam mit dem Essener Kolleg für Geschlechterforschung (EKfG) bilden Hinney, Prodekanin für wissenschaftlichen Nachwuchs und Diversität, Oezcelik und Kindler-Röhrborn ein Team, das andere Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen der Medizinischen Fakultät und der Uniklinik dabei unterstützt, Genderaspekte in neuen Forschungsprojekten zu berücksichtigen.