Pflegewissenschaftlerinnen und -wissenschaftler der Universitätskliniken in Deutschland und Studierende der Pflegeprofession vernetzten ihre Forschungserkenntnisse zum Berufsstolz in der Pflege. Damit soll die nationale Wissensbasis zum Thema erweitert werden.
Die empfundene mangelnde Anerkennung der Pflege ist eng verbunden mit den Fragen des Berufsstolz und der Wertschätzung professioneller Pflegefachpersonen, erklärt der Verband der Pflegedirektorinnen und Pflegedirektoren der Universitätskliniken und Medizinischen Hochschulen e.V. (VPU). Offen seien dabei die Fragen, was genau Berufsstolz in der Pflege ausmacht und wie dieser positiv beeinflusst werden kann. Mit dieser Thematik beschäftigt sich das Netzwerk Pflegewissenschaft und Praxisentwicklung in Zusammenarbeit mit dem Vorstand des VPU e.V. Obwohl Universitätskliniken für die pflegerische Spitzenversorgung stehen, falle es Pflegenden beispielsweise nach wie vor schwer, ihre professionelle Arbeit so zu beschreiben, sodass Berufsstolz deutlich wird. Vor diesem Hintergrund schrieb das Netzwerk im VPU e.V. Qualifikationsarbeiten zum Thema Berufsstolz/Wertschätzung in der Pflege aus. Aus den eingereichten Bewerbungen wurden fünf Arbeiten ausgewählt und mit einem Preis ausgezeichnet. Anhand der Bachelor- und Masterarbeiten soll nun die nationale Wissensbasis zum Thema Berufsstolz in der Pflege beschrieben und mit Forschungsarbeiten erweitert werden.
Über Messbarkeit von Berufsstolz in der Pflege, eine Kampagne für gesellschaftliches Bewusstsein und das Selbstbild
Im Rahmen eines virtuellen Workshops am 23. September 2022 stellten die Preisträgerinnen die Ergebnisse ihrer Qualifikationsarbeiten vor:
- Juliet Helling von der dualen Hochschule Baden-Württemberg zeigte in ihrer Bachelorthesis eine theoretische Übersicht über die Messbarkeit von Berufsstolz in der Pflege auf.
- In einer weiteren Bachelorthesis beschäftigte sich Ricarda Pingel, Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst in Göttingen. In ihrer Arbeit geht es um die Förderung von Berufsstolz in der professionell klinischen Pflege durch die sogenannte „Photovoice-Methode“. Dieser Forschungsansatz beteiligt Teilnehmende, indem sie Pflegefachpersonen einlädt, ihre Arbeitswelt zu fotografieren und die Ergebnisse zu diskutieren.
- Mit der Analyse der Wahrnehmungen zu den Berufsbezeichnungen für Pflegefachpersonen in Deutschland befasste sich Nathalie Krebs von der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg in ihrer Bachelorarbeit.
- Mit dem gesellschaftlichen Rollenbild und wie man dieses für eine „social awareness Kampagne“ nutzbar machen kann, befasste sich die Masterthesis von Kim Neumann von der FH Münster. Seine Interviews zeigten ein vielfältiges gesellschaftliches Bild der Pflegeprofession und die Verdrängung tabuisierter Themen wie Gebrechlichkeit oder die Auseinandersetzung mit der eigenen Endlichkeit.
- Eine weitere Masterthesis von Fiola Przybylski befindet sich noch in der Bearbeitung. Sie wird sich mit dem Einfluss auf das Selbstbild von dreijährig ausgebildeten Pflegefachpersonen durch die Einbindung von hochschulisch qualifizierten Pflegenden in der Pflegepraxis beschäftigen.
„Ohne die Begeisterung und den Stolz auf die eigene Arbeit wäre der Kölner Dom nie fertiggestellt worden. Dieses Potential der eigenen Wertschätzung gilt es für die Pflege in Deutschland zu nutzen“, sagt Andreas Kocks, Sprecher des Netzwerks Pflegewissenschaft und Praxisentwicklung im VPU.
Wirkung von Berufsstolz weiter ausbauen
Zukünftig soll das Thema Berufsstolz und Wertschätzung in der Pflege gemeinsam weiterbearbeitet werden. Hierzu werden sowohl Befragungen von Pflegefachpersonen an Universitätskliniken als auch aktive Ansätze zur Förderung und Imagebildung der Pflege in den Blick genommen. „Die Qualifikationsarbeiten unterstreichen die Relevanz der Thematik für die Weiterentwicklung und Professionalisierung der Pflegeprofession. Der VPU e.V. unterstützt die Arbeiten vollumfänglich und ist gespannt auf die Umsetzung der Ergebnisse in der Pflegepraxis“, erklärt Torsten Rantzsch, Vorstandsvorsitzender des VPU.