Smart Contracts (I)

Smart Contracts sind softwarebasierte Verträge, welche auf Grundlage vordefinierter Bedingungen determinierte Aktionen automatisch ausführen. Dabei können sowohl in- als auch externe Informationen als Input verarbeitet werden. Somit wird Automatisierung von Vertragsabwicklung ermöglicht.

Die Übersicht eines Smart Contracts-Lebenszyklus. – © Philipp Schneider

1. Synonyme:

Für den Terminus Smart Contract existieren nur die deutsche Übersetzung „Intelligente Verträge“ oder „Digitale Verträge“.

2. Kurzhistorie:

1993 wurden Smart Contracts erstmalig von Nick Szabo definiert. Bis dahin wurde die Realisierung von Vertragsbeziehungen über ein Computernetzwerk nur theoretisch konzipiert. Auf Basis der Blockchain-Technologie mit den Eigenschaften der dezentralen Speicherung und Authentifikation von Verträgen wurden Smart Contract-basierte Plattformen erstmalig 2013 technisch umgesetzt.

3. Ziele:

Smart Contracts können im Gesundheitswesen in sämtlichen Bereichen der Vertragsabwicklung implementiert werden. Mit dem Fokus der Transparenz und Kryptografie erhöhen sich die Vertragssicherheit und Abwicklungseffizienz vor allem bei Verwaltungs- und Dienstleistungsfunktionen. Das Effizienzsteigerungspotenzial, das im Allgemeinen mit der Blockchain-Technologie verbunden wird, kann zu einem großen Teil in der möglichen Nutzenstiftung durch Smart Contracts begründet werden.

4. Wesentliche Merkmale

Smart Contracts werden beim Eintritt vorbestimmter Bedingungen automatisch ausgeführt. Hierfür können durch Smart Contracts auch externe Informationen als Input verwendet werden. Die Vertragsdetails werden dabei mittels entsprechender Skripte in Adressen der Blockchain gespeichert. Der Informationsübergang aus der Realität in digital erfassbare Ereignisse wird über Schnittstellen, sogenannte Oracles, an den Smart Contract weitergegeben. Es handelt sich weniger um smarte, also in sich intelligente, proaktiv handelnde Verträge, sondern vielmehr um automatisierbare oder programmierbare Verträge in Form von Software. Die digitale Umsetzung von vormals analogen Verträgen führt zu einer nie dagewesenen Genauigkeit in der Vertragsgestaltung. Smart Contracts unterliegen jedoch faktischen Grenzen: Nicht jede Form eines Leistungsaustauschs kann in Software vollständig abgebildet werden – vielmehr muss sich dieser nach dem Wenn-Dann-Prinzip darstellen lassen. Die dadurch ausgelöste Aktion muss ebenfalls digital ausführbar sein.

5. Wesentliche Einsatzgebiete

Automatisierung der Fallprüfung als zentralem Leistungserstellungsprozess in der Krankenversicherung (Prüfung der Deckung sowie Bemessung der Leistung und Auslösung der Leistungserbringung), Verhinderung von Abrechnungsbetrug (Smart Contracts als Element der symmetrischen Informationsdistribution).

6. Unterscheidung von ähnlichen Begriffen

Häufig werden die verwandten Begriffe Blockchain und Ethereum im Zusammenhang mit Smart Contracts genannt. Ethereum ist eine quelloffene Blockchain zum Betreiben von Smart Contracts und dezentralen Applikationen. Die Blockchain stellt eine verteilte Datenbankstruktur dar, in der Blöcke von Transaktionen transparent und manipulationssicher auf einer Vielzahl an Rechnern gespeichert werden.

© Philipp Schneider

Autor:

Philipp Schneider

M. Sc. IT-Management

Senior Consultant | Strategy & Transactions | Digital Health

EY-Parthenon

Philipp.B.Schneider@parthenon.ey.com