Hannah Gilles im Porträt Sie lebt Prozessorientierung und Gleichberechtigung vor

Hannah Gilles ist eine der jüngsten Klinikgeschäftsführerinnen in Deutschland: Mit 26 Jahren interimsweise in die Position gerutscht, agiert sie seit drei Jahren erfolgreich in der Asklepios Klinik Weißenfels. Mirjam Bauer hat für HCM mit ihr gesprochen. Hannah Gilles leitet mit 26 Jahren die Asklepios Klinik Weißenfels. Hannah Gilles wollte schon immer einen Beruf im sozialen Umfeld ausüben und konnte in recht kurzer Zeit eine spannende Führungsrolle erreichen. Sie arbeitet gern im System Krankenhaus: Mit einem Lächeln im Gesicht betritt sie morgens die Klinik in Weißenfels und begrüßt die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, die ihr begegnen. Diese sind manchmal ein wenig erstaunt über die gute Laune ihrer Chefin, haben sie selbst doch häufig aufreibende und stressige Zeiten: Aufgrund der hohen Ausfallzeiten der Belegschaft, Pandemie und zahlreichen weiteren Herausforderungen. Doch jeder Mensch verpackt die Anstrengungen des Alltags anders und Gilles hat in einem ihrer Hobbys, der Gartenarbeit, einen idealen Gegenpart zum anstrengenden Klinikalltag gefunden. Gärtnern macht den Kopf frei, sagt sie, die Zeit an der frischen Luft gibt ihr neue Energie. Die Logistik hat Gilles von Beginn an geprägt Gilles selbst sieht sich als Vordenkerin und Mittlerin: „Ich denke in Prozessen“, sagt die Klinikchefin, die Dinge aktiv voranbringen will: „Wenn wir etwas verändern wollen, muss das von A bis Z gedacht werden – nicht am grünen Tisch oder allein. Wir müssen die Menschen mitnehmen, wenn sich Prozesse verändern – denn sie müssen diese verstehen. Bei maschinellen Prozessen mag das anders funktionieren, aber wenn Menschen ihr Verhalten ändern sollen, funktioniert es nur mit Verständnis.“ Ihr Studium Health-Care-Management schloss sie im Jahr 2015 an der Hochschule Niederrhein ab. Ihre erste Arbeitsstelle fand Gilles im Helios Klinikum Krefeld, wo sie zunächst als Assistentin der Abteilungsleitung Zentrale Dienste und Logistik agierte und später zur Projektmanagerin Logistik und stellvertretenden Betriebsleitung Logistik am Standort Krefeld und Hüls aufstieg. Die Logistik ist dabei ihr Herzensthema geblieben, schließlich bauen alle Prozesse in einer Klinik darauf auf – und für sie ist diese Arbeit vielfältig und interessant. Nach einem „Traineeship“ im Bereich Krankenhausmanagement in zwei weiteren Kliniken und der Übernahme der kaufmännischen Leitung eines MVZ am Standort München-West stand für Gilles fest, „für den nächsten Schritt bin ich bereit“. Letzter Karriereschritt: Geschäftsführung Im Oktober 2019 erhielt sie das Angebot, als Klinikmanagerin und Prokuristin die aktuelle Geschäftsführung der Asklepios Klinik Weißenfels in zweiter Reihe zu unterstützen. Nach nur vier Monaten wurde aus der zweiten Reihe die erste und sie übernahm die kommissarische Klinikleitung der Asklepios Klinik Weißenfels mit angebundenem MVZ – vorerst interimsweise als Elternzeitvertretung der Kollegin Jana Uhlig. Das Angebot nahm sie gern an und bewährte sich, sodass sie im April 2021 zur Geschäftsführerin in Weißenfels aufsteigen konnte. Uhlig ist mittlerweile ihre Vorgesetzte als Regionalgeschäftsführerin für die Asklepios Kliniken der Region Sachsen/Sachsen-Anhalt. Mit 850 Mitarbeitenden, einer Gesamtzahl von 60.000 ambulanten und stationären Patientinnen und Patienen sowie 410 Betten gehört die Asklepios Klinik Weißenfels als Schwerpunktversorger zu einem der größeren Krankenhäuser der Region, angesiedelt südwestlich von Leipzig (50 km). Auch wenn Gilles nicht besonders viel Berufserfahrung mit sich bringt, hat sie keine Angst vor verantwortungsvollen Aufgaben: „Ich gehe manchmal vielleicht etwas naiver auf Dinge zu, als das eine 50-jährige Person tun würde. Dabei arbeite ich agil nach dem Try-and-error-Prinzip, ein wenig so, wie es Start-ups tun. Ich frage z.B. bei Kollegen und der Geschäftsführung in anderen Häusern nach. Dafür ist ein umfangreiches Netzwerk sehr wichtig.“ Ohne Netzwerke funktioniert wenig Dass Netzwerke beruflich bedeutend sind, hat die junge Klinikleiterin schon früh festgestellt. Sie ist in zwar keinem der ausschließlich für Frauen konzipierten Netzwerke in der Gesundheitsbranche Mitglied, kennt die größeren Netze jedoch. Mitwirkung findet sie aber sehr wichtig. Im Burgenlandkreis engagiert sie sich in diversen örtlichen Netzwerken, u.a. gibt es dort auch ein Frauennetzwerk. „Leider sind abends kaum andere Frauen in den Veranstaltungen aktiv oder anwesend, sei es bei der IHK oder ähnlichen Organisationen. Das ist sehr schade, wir brauchen hier unbedingt mehr Frauen! Deshalb werde ich weiter teilnehmen und den Anteil junger und weiblicher Personen so erhöhen. Außerdem bin ich als Klinikleitung eine Person öffentlichen Interesses und sollte Präsenz zeigen.“ Gleichberechtigung ist Gilles sehr wichtig – und zwar für beide Seiten. Jeder sollte das tun, was er oder sie am besten kann. Und wer sich entwickeln will, muss das aus eigenem Antrieb tun, betont die Geschäftsführerin: „Alles, was wir wollen, können wir auch, wenn man bereit ist, etwas dafür zu tun – egal ob Frau oder Mann, alt oder jung. Ich bin sehr glücklich in meiner Rolle und habe einen tollen Job mit spannenden Herausforderungen. Viele Dinge mache ich in meiner Berufslaufbahn zum ersten Mal. Dabei stehe ich heute an einer Stelle, die ich mir vor einigen Jahren nicht hätte vorstellen können. Doch genau so möchte ich weiter agieren und gern noch lange in dieser Position bleiben. Meine Arbeit macht mir sehr viel Freude.“ Zukunftspläne einer agilen Klinikleiterin Einen Wunsch hat die agile Klinikleiterin dennoch: Es zu schaffen, ihr Privatleben perfekt unter einen Hut zu bringen und lediglich einen Haushalt zu führen. Aktuell pendelt sie zwischen einer Wochenend- und Werktagsunterkunft. Das sind täglich 50 km einfach, am Wochenende fährt sie 300 km. Trotzdem hat sie Zeit für Hobbys wie Volleyball und Skifahren. Eigenen Familienplänen ist die Geschäftsführerin auch nicht abgeneigt: „Jeder Mensch sollte die Möglichkeit haben, sein Leben so zu gestalten, wie es passt bzw. kommt.“ Für Gilles sind Kind und Karriere kein Hindernis. Bei ihrer Chefin Uhlig hat es ja auch geklappt … Kontakt zur Autorin: Mirjam Bauer, Freie Journalistin, Health-IT, mirjam-bauer@gmx.de

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