Berufen auf Lebenszeit: Schwester Gisela Marias Weg in den Aufsichtsrat

Schwester Gisela Maria Manders, Aufsichtsrätin bei den Alexianern. Seit Mai 2022 gehört Schwester Gisela Maria Manders, Generaloberin der Clemensschwestern, dem Aufsichtsrat der Alexianer GmbH an – als einzige Frau zwischen neun Männern. Eine ungewöhnliche Karriere, mit dem Fokus auf Menschlichkeit und christlichen Werten. Schon in ihren frühen Teenagerjahren empfand Schwester Gisela Maria den Kontakt zu den Clemensschwestern in ihrem Heimatort Rheurdt als bereichernd. Mit ihrer besten Freundin aus der Kindergartenzeit besuchte sie das dortige Altenheim und spielte mit den Bewohnerinnen Gesellschaftsspiele. Einige Jahre hat es allerdings noch gebraucht, bis die Schwester sich endgültig zum Dienst an Gott berufen fühlte. 1993, mit fast 25 Jahren, trat sie in die Ordensgemeinschaft der Barmherzigen Schwestern von der allerseligsten Jungfrau und schmerzhaften Mutter Maria (Clemensschwestern) ein. Sie liebt Kunst, singt gern und schätzt das Reisen zu den Standorten der Gemeinschaft – und sie arbeitet gern mit Menschen. Heute lebt sie in Münster, in der Klosterstraße. Hier befinden sich das Mutterhaus, die Raphaelsklinik und mehrere Wohneinheiten. Auch die Clemenskirche, die ehemalige Kapelle des Krankenhauses, steht ganz in der Nähe. Aber wie ist das, wenn Arbeiten und Leben so eng verwoben sind? Für Schwester Gisela Maria war das Gesundheitswesen schon früh ein Schwerpunkt ihrer Tätigkeit. Ihre erste Ausbildung startete sie als Zahnarzthelferin. Da ihre Arbeit in der Praxis bereits administrative Prozesse beinhaltete, absolvierte sie nach dem Eintritt in die Ordensgemeinschaft eine Ausbildung zur Bürokauffrau, erreichte die allgemeine Fachhochschulreife und arbeitete schließlich als Buchhalterin im Clemenshospital. Da Zahlen sie besonderes interessierten, schloss sie nebenberuflich ein Studium zur Betriebswirtin im Sozial- und Gesundheitswesen ab. Daneben war sie Mitglied in der Arbeitsgemeinschaft der Ökonominnen Deutschlands, wurde 2006 in deren Vorstand gewählt – und 2009 zur Generalökonomin der Ordensgemeinschaft berufen. Weitere Vorstands- und Vorsitzpositionen u.a. bei der Misericordia GmbH und der Maria-Alberti-Stiftung ermöglichten ihr ein nachhaltiges Netzwerk. Christliche Werte in der Führung „Die Kliniklandschaft verändert sich und wir verändern uns mit. Daneben bleiben Tradition und karitative Arbeit wichtige Schwerpunkte“, erklärt die Ordensschwester, die den Zusammenschluss mit der Brüderschaft der Alexianer in den Jahren 2015 und 2016 als Vorstandsmitglied begleitet hat. „Christliches hat auch heute noch einen besonderen Wert – davon bin ich überzeugt. In Zeiten von Pandemie und Krieg besinnen sich die Menschen vielleicht darauf zurück. Die Sehnsucht nach Gott ist da, aber die Kirche macht es aktuell nicht leicht, dieser nachzukommen.“ Schwester Gisela Maria lebt die christlichen Werte, z.B. indem sie die Mitarbeiterschaft gern emotional begleitet. Sie entzündet eine Kerze bei Prüfungen der Kinder oder sorgt sich um erkrankte Familienmitglieder: „Bei manchen Menschen sage ich, ich denke an sie. Wenn ich weiß, sie sind dem Glauben zugewandt, sage ich, dass ich für sie bete.“ Die aktive Schwester fungiert seit dem 18. Januar 2022 auch als General-oberin der Clemensschwestern. Als solche ist sie als Leiterin unter Mithilfe des Generalrates verantwortlich für die Gemeinschaft und trägt Sorge, dass der Auftrag den Anforderungen der Zeit und dem Charisma – Barmherzigkeit – entspricht. So sagt es die Ordensregel. In der Praxis bedeutet das viele Gespräche mit Schwestern, Besprechungen, Sitzungen und Termine. Als erste Frau im Gremium Für die Tätigkeit im Aufsichtsrat der Alexianer GmbH wurde die Ökonomin vom Kuratoriumsvorsitzenden Dr. Hartmut Beiker angefragt. Bereits aus dem Aufsichtsrat der Clemensschwestern bekannt, empfahl er sie der Stiftung als eine menschliche und fachliche Bereicherung. Auch Schwester Gisela Maria kannte einige Beteiligte des Aufsichtsrates vor ihrer Berufung, da sie als Ökonomin bereits in der Gesellschafterversammlung tätig war, und sagte zu. Im Mai 2022 nahm sie das erste Mal teil – in einer eher zuschauenden Rolle. Ihre „erste richtige Sitzung mit Entscheidungen“ wird im September sein. Bislang ist Schwester Gisela Maria die erste Frau in diesem Gremium: „Eine weibliche Besetzung, beispielsweise eine Ärztin, wurde schon länger gesucht, aber nicht gefunden, da Frauen oft in vielfältige Aufgaben und Familie eingebunden sind und nicht zusätzlich Kraft und Zeit für ein weiteres Amt aufnehmen können.“ Dabei sind zwei Drittel aller Mitarbeitenden der Alexianer weiblich. „Es ist wichtig, dass auch eine Frau im obersten Gremium dabei ist. Wir gucken in manchen Dingen einfach anders hin, beim Finden und Halten des Personals oder bei der Vereinbarung von Familie und Beruf“, erklärt Schwester Gisela Maria. Als Aufsichtsrätin wünscht sie sich, dass die christlichen Werte Bestand halten und vom traditionellen Hierarchiedenken Abstand genommen wird. Aktuell stehen Fortbildungen auf ihrer Agenda, Kongressbesuche in der Gesundheitswirtschaft und der Netzwerkausbau: „Ich muss aber erst mal in diese Liga hineinkommen und lernen, wie man dort agiert.“ Es zeigt sich: Auch Ordensschwestern brauchen den Austausch mit anderen Frauen. Die besagte Freundin aus der Kindergartenzeit ist heute ihre Stellvertreterin.

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