Selbstbefähigung Schluss mit Warten auf den roten Teppich!

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Female Empowerment

Wie gelingt es, dass endlich mehr Frauen in Führungspositionen im Gesundheitswesen kommen? Tanja Heiß, ID-Native, hat konkrete Tipps zur Selbstbefähigung. Was passieren muss, damit nicht mehr gilt: „Frauen machen Gesundheit, Männer führen“, wird auch in Berlin auf dem Hauptstadtkongress diskutiert.

Tanja Heiß
Im Gesundheitswesen braucht es mehr Female Empowerment, damit mehr Frauen in Führungspositionen kommen. Wie das funktionieren kann, wird auch auf dem HSK 2022 diskutiert. – © ID-NATIVE GmbH, Tobias Kramer, 2020

Ja, es stimmt. Es gibt noch zu wenig Frauen in Führungspositionen im Gesundheitswesen. Richtig ist auch, dass fehlende Strukturen und Rahmenbedingungen vielen Frauen diesen Weg verbauen. Falsch ist es dagegen, darauf zu warten, dass sich diese Strukturen mittelfristig tiefgreifend verändern. In hierarchischen Systemen benötigen Veränderungs- oder Transformationsprozesse, die sehr stark in die Kultur eingreifen, viele Jahre. Auch die Einführung von Frauenquoten wird daran nichts ändern. Sie schafft zwar den Rahmen, aber nicht das Selbstverständnis und das Mindset in den Köpfen, damit Frauen erfolgreich in Führungspositionen arbeiten können.

Dabei liegen die Vorteile deutlich auf der Hand. Wenn aber nun diese Vorteile nicht ausreichen, damit die aktuellen Führungsspitzen den Weg ebnen, dann müssen Frauen sich selbst und sich gegenseitig befähigen. Denn sich an oder in einem System abzumühen, auf das man selbst keinen oder nur wenig Einfluss hat, ist die Energie nicht wert. Und führt auch selten zum gewünschten Ergebnis. Wer in die Führung möchte, muss Selbstverantwortung übernehmen und sich die Fragen stellen:

  • Was brauche ich (noch), um die Chance auf eine Führungsposition zu erhalten?
  • Was kann ich (noch) tun, um mir meine Wunschposition oder -karriere zu ermöglichen?
  • Wie kann ich andere Frauen dabei unterstützen, ihren Weg in die Führung zu gehen?

Viele Frauen erweitern Jahr um Jahr ihr Fachwissen, qualifizieren sich und sind hochengagiert in ihrer Organisation. Dennoch geht es für sie nicht weiter. Durch die folgenden Schritte schaffen Frauen es, sich selbst – ähnlich wie die Dame beim Schach – in Spiel zu bringen.

Positionierung durch eine klare Identität

Bei vielen hervorragenden Kandidaten und Kandidatinnen ist es wichtig, hervorzustechen und sich klar zu positionieren. Dazu gehören Werte, aber auch eine Mission, also ein innerer Antrieb (auch Purpose genannt) sowie eine Vision. Bei der Mission dreht sich alles um die Frage nach dem Warum? Warum möchte ich führen? Dabei darf Geld und Erfolg nicht der entscheidende Faktor sein. Denn das ist das Ergebnis. Auch Werte sollten übereinstimmen, damit die Führungskraft im Sinne der Organisation führen kann. Gleichzeitig ist eine klare Identität markant und einprägsam. Sie sticht hervor und hebt sich positiv von anderen Mitbewerbenden ab.

Vorsprung durch Persönlichkeitsentwicklung

Um den Herausforderungen des Führungsalltages gewachsen zu sein, ist nicht alleine das Fachwissen und die Methodenkompetenz entscheidend. Auch die persönlichen Fähigkeiten wie Rhetorik, der Umgang mit Konflikten etc. sind entscheidend, um einer Führungsposition gewachsen zu sein. Etwa drei bis fünf Tage Persönlichkeitsentwicklung im Jahr sind empfehlenswert. Dazu zählen (interdisziplinäre) Intensivseminare, Onlineprogramme, Fachliteratur und Podcasts.

Reflexion durch Coaching und Mentoring

Es gilt nicht nur Fähigkeiten auszubauen, sondern sich im Alltag zu reflektieren und aus Praxiserfahrungen anderer Führungskräfte zu lernen. Dabei hilft einerseits ein gezieltes Mentoring, andererseits aber auch ein systemisches Coaching. Während es beim Mentoring oft hilfreich ist, sich eine weibliche Person in einer Führungsposition zu suchen, kann Coaching auch durch eine branchen- oder organisationsfremde Person durchgeführt werden. Beides sollte ein klares Ziel haben, das in einem bestimmten Zeitraum erreicht werden soll. Sowohl Mentoring als auch Coaching erfordert eine gewisse Regelmäßigkeit. Ein Mal im Monat für eine Stunde ist nicht ausreichend für eine entscheidende Entwicklung.

Vernetzung durch Vereine und Verbände

Um beruflich weiterzukommen, aber auch um eigene Fähigkeiten zu entwickeln, ist das aktive Einbringen in Vereine sehr empfehlenswert. Führungskompetenzen können ausgebaut und wertvolle Kontakte geknüpft werden. Vor allem junge Frauen haben die Möglichkeit, Erfahrungen in verantwortungsvollen Positionen zu sammeln, bevor sie diese in ihrem Beruf ergreifen. Es gibt hier mehr Spielraum Fehler zu machen und zu lernen. Gleichzeitig ist die Vernetzung sehr wichtig, um sich immer wieder mit neuen Menschen zu umgeben, die möglicherweise später entscheidende Kontaktpunkte für neue berufliche Chancen sind.

Sichtbarkeit durch Personal Branding

Frauen mit einer klaren Haltung und hohen Kompetenz dürfen ihr Wissen und ihre Ansichten auch gerne offen kundtun. Ob in sozialen Netzwerken, bei Veranstaltungen oder in redaktionellen Beiträgen. Anstatt sich zu verstecken und den Männern die erste Reihe zu überlassen, dürfen Frauen Chancen zur Sichtbarkeit gerne öfter nutzen. Das verschafft Ihnen eine höhere Bekanntheit und eine breitere Akzeptanz innerhalb ihrer Berufsgruppe.

HSK 2022 Logo
Der HSK 2022 findet vom 22. bis 24. Juni 2022 live in Berlin statt. – © WISO S. E. Consulting

Frauen machen Gesundheit, Männer führen: Wo bleibt Female Empowerment

Donnerstag, 23, Juni 2022, 14.30 bis 16 Uhr, Arena, Krankenhaus Klinik Rehabilitation

Die spannende Diskussion um Female Empowerment im Gesundheitswesen wird auch auf dem Hauptstadtkongress geführt. Im Panel moderiert von Katharina Lutermann, OHA Osnabrück Healthcare Accelerator GmbH, sprechen sechs Frauen aus Medizin, Pflege und der freien Wirtschaft über die aktuellen Herausforderungen und Konzepten für die Zukunft:

  • Elena Brendecke, Bundesvertretung Medizinstudierende in Deutschland e.V,
  • Doreen Fuhr, DRK-Schwesternschaft Berlin e.V.,
  • Frederike Gramm, Gesundheit-Kommunikation,
  • Tanja Heiß, ID-Native GmbH,
  • Dr. Susan Niemeyer, HMM Deutschland GmbH,
  • Dr. Christine Stehle, Klinikum Oldenburg.

Alle Informationen zum Programm des Hauptstadtkongresses sowie die Möglichkeit zur Anmeldung finden Sie mit einem Klick hierauf.

Kontakt zur Autorin

Tanja Heiß, Inhaberin und Geschäftsführerin der ID-NATIVE GmbH, tanja.heiss@id-native.com