Hilfsmittelmanagement der Zukunft Routinedaten nutzen

Die gesetzlichen Krankenversicherungen leisten in ihrer Rolle als Kostenträger im Bereich der Hilfsmittel- und Arzneimittelversorgung eine arbeits- und kostenaufwendige doppelte Erfassungs-, Prüfungs-und Genehmigungsstruktur. Die gesetzlichen Krankenversicherungen leisten in ihrer Rolle als Kostenträger im Bereich der Hilfsmittel- und Arzneimittelversorgung eine arbeits- und kostenaufwendige doppelte Erfassungs-, Prüfungs-und Genehmigungsstruktur. Dabei existieren bereits Softwareprodukte auf dem Markt, die vor der Abgabe des Hilfsmittels am Point of Sale (PoS) beim Dienstleister (Sanitätshaus/Apotheke) auf der Basis der einschlägig präqualifizierten und per IK-Nummer zugelassenen Abgabestelle prüfen, ob eine korrekte Zuordnung der Vertragspreistaxierung (gemäß Leistungserbringergruppenschlüssel) mit dem gewünschten Kostenträger vorliegt. Diese eindeutige Vertragspreistaxierung garantiert also die einwandfreie vertragskonforme Abgabe des Hilfsmittels. Wieso werden diese nicht flächendeckend genutzt? Wie eine Mögliche Lösung aussehen könnteEinmal abgesehen von der Zahlungsfreigabe, müsste die gesetzliche Krankenversicherung, bezogen auf die aktuelle Situation, an dieser Stelle gar nichts mehr unternehmen. Eine ähnliche Konstellation würde sich ergeben, wenn die Abgabe des Hilfsmittels vertraglich unter einem Genehmigungsvorbehalt vereinbart ist. Ein dergestalt definierter Abgabewunsch würde ganz aktuell per elektronischem Kostenvoranschlag über die dafür existierenden Internetplattformen (MIP, ZHP oder egeko) geroutet. Hier ist die Sicherstellung aufgrund des bereits jetzt existierenden Abgleichs der Vertragsdatenbankinhalte mit Patientendaten und Abgabeparametern infolge der IT-Routine unproblematisch. Entweder darf ein Hilfsmittel an den konkreten Versicherten abgegeben werden oder nicht. Man könnte über die ohnehin bis hierhin genutzte Webplattformschnittstelle unmittelbar zur Zahlungsfreigabe der externen (oder internen) Abrechnungsstellen der Krankenkassen weiterrouten und würde sich somit erhebliche Prozessaufwendungen innerhalb der Kostenträgerstrukturen ersparen. Dazu müssten die Kostenträger IT-Standards setzen und eine dementsprechende Zertifizierung der von den Dienstleistern eingesetzten Software verlangen oder ein ebensolches Sicherheitszertifikat vom Hersteller als Teilnahmebedingung voraussetzen. Als Konsequenz könnten die bereits vorhandenen Datenmengen effektiv und sicher miteinander abgeglichen werden. Das gesamte kostenträgerinterne Abgleich- und Genehmigungsverfahren würde somit überflüssig. Eine ganz andere Situation ergibt sich dagegen, wenn der Dienstleister nicht über einen Hilfsmittelversorgungsvertrag mit einem Kostenträger verfügt. Dann existiert keine vertraglich fixierte Preis- und Abgabevereinbarung. Ein vereinheitlichtes Hilfsmittelabgabeverfahren und ein IT-gestütztes Abrechnungsmanagement kann insofern aufgrund der mangelnden Datenverknüpfbarkeit nicht genutzt werden. Hier müssen sich die Kostenträger jedoch mit der sozialrechtlichen Fragestellung auseinandersetzen, warum solche zusätzlichen Versorgungsversuche abseits der vertraglichen Regelung überhaupt noch toleriert werden. Die Vertrags- und Rechtslage ist diesbezüglich seit langem eindeutig: „Wer nicht über einen gültigen Versorgungsvertrag verfügt, kann nicht an der Hilfsmittelversorgung im Rahmen der gesetzlichen Krankenversicherung teilhaben“ (Vergleich LSG Baden-Württemberg 2010: Aktenzeichen: L 11 KR 5031/09 ER). Ausnahmen davon sind jedoch tagtäglich zu beobachten. Die Zukunft liegt in der Simplicity Wenn sich ein Konsens zugunsten gesetzeskonformer Regelungen bei den gesetzlichen Krankenkassen finden ließe, wären die Dienstleister im Übrigen noch mehr daran interessiert, ein vertragliches Versorgungsverhältnis zur Abgabemöglichkeit von Hilfsmitteln zu erlangen. Das Hilfsmittelmanagement wäre dann um ein erhebliches Stück einfacher durchzuführen und zudem mit deutlich niedrigeren Ablaufkosten versehen. Eine Verständigung der Krankenkassen hinsichtlich einer Nutzung der bekannten E-Health-Daten wäre ein erster konzeptioneller Schritt für ein Hilfsmittelmanagement der Zukunft und eine Win-win-Situation für die Krankenkasse und den Leistungserbringer. Dr. Norbert Saupp, langjährig tätig als Prokurist in einem Sanitätshaus und als Leiter Projektorganisa-tion/Schulung bei einem führenden deutschen Abrechnungsdienstleister.