Hygiene
Die Aufbereitung flexibler Endoskope ist für eine Beherrschung des Infektionsrisikos in der Endoskopie unverzichtbar. Am 9. Oktober 2019 beschäftigte sich dazu eine multidisziplinäre Expertengruppe im F&E-Zentrum von Pentax Medical in Augsburg mit der Erarbeitung neuer Ideen.

Die Experten, darunter Ärzte, Pflegekräfte, Mikrobiologen, Hygienespezialisten und Forscher, tauschten sich über Themen wie die Infektionsgefahr bei flexiblen Endoskopen, den Einfluss von validierten Mitarbeiterschulungen, die Wichtigkeit des Trocknens und die aktuellen FDA-Empfehlungen zu endoskopischem Einwegmaterial aus – mit dem Fazit, dass die aktuelle Datenlage zum Infektionsrisiko nur die Spitze des Eisbergs darstellt. Die Experten wiesen darauf hin, dass die Beherrschung des Infektionsrisikos nach einer ganzheitlichen und umfassenden Herangehensweise verlangt.
Zeitdruck bei der Aufarbeitung
Den Mitarbeitern in der Aufbereitung kommt bei der Infektionsrisikobeherrschung eine entscheidende Rolle zu. Gleichwohl werden Studien zufolge in 45 Prozent aller Fälle wichtige Aufbereitungsschritte ignoriert. Ferner sprachen 75 Prozent der Beschäftigten in der Aufbereitung von Zeitdruck und entsprechenden Verstößen gegen die Aufbereitungsrichtlinien. Die anwesenden Fachleute waren sich einig, dass sich die menschlichen Faktoren in der Wiederaufbereitung nie ganz werden ausschließen lassen. Trotzdem kann das Personal durch Maßnahmen zur Reduktion des Infektionsrisikos gestärkt werden, die bereits kurzfristig umgesetzt werden können – etwa eine Vereinfachung der Aufbereitungsprotokolle (Reprocessing Instructions For Use, IFU), die Zeitdruck von den Mitarbeitern nimmt, oder Kompetenzschulungen anstelle rein kognitiver Wissensvermittlung, in denen wirklich vermittelt wird, warum die Aufbereitung so wichtig ist. „In der Aufbereitung ist die manuelle Reinigung nach wie vor der entscheidende Schritt. Allerdings beschränkt sich diese Phase im Alltag nicht selten auf schlichtes Abspülen und -bürsten. Ich appelliere an alle Fachkräfte, beim Aufbereiten verstärkt Wert auf Qualität anstelle von Quantität zu legen“, erklärte der Hygieneexperte Paul J. Ceasar von der niederländischen Tjongerschans-Klinik.
Die Bedeutung des Trocknens
Das Trocknen der aufbereiteten Endoskope gilt als entscheidender Schritt für die Reduktion des Infektionsrisikos, da Feuchtigkeit während der Lagerung das Wachstum von Keimen begünstigt. Die Experten betonten, dass dieser Schritt als genauso wichtig wie alle anderen Aufbereitungsschritte dargestellt werden sollte.
„In Europa herrscht noch kein klarer Konsens über die Trocknungsempfehlungen. Das bürdet die Verantwortung dem Aufbereitungspersonal auf und kann zu Fallstricken beim Trocknen der Endoskope führen“, argumentierte Dr. Helen Griffiths, Endoskopistin und Dekontaminationsberaterin bei der British Society of Gastroenterology.
Duodenoskopen mit Einwegmaterial
Im August dieses Jahres sprach die FDA eine Empfehlung an Gesundheitseinrichtungen und Hersteller aus, zu Duodenoskopen mit Einwegkomponenten zu wechseln, um die Infektionsgefahr für die Patienten zu minimieren. „Eine Möglichkeit, das Infektionsrisiko einzudämmen, ist die Modifikation der gängigen Endoskope hin zur Nutzung von Einwegmaterial – vor allem bei den Teilen, die für eine Kontaminierung besonders empfänglich sind. Eine weitere Möglichkeit wäre der Einsatz von Einwegendoskopen. Das wirft natürlich die Fragen nach den Kosten und Umweltauswirkungen auf, die von den Herstellern und Gesundheitseinrichtungen gelöst werden müssen, bevor dieser Ansatz als alltagstauglich bezeichnet werden kann“, erklärte der Endoskopist Prof. Dr. Marco Bruno von der Erasmus-Universität Rotterdam.
Eindämmung des Infektionsrisikos
ERCP-Verfahren sind für die Patienten generell sehr sicher und bieten bei vielen biliopankreatischen Erkrankungen und Leiden eine Möglichkeit zur minimalinvasiven Diagnostik und Therapie. Allerdings liegt die Inzidenz von Post-ERCP-Infektionen normalerweise im Bereich zwischen zwei und vier Prozent.