Digitalisierung, Patientenkommunikation und Qualitätsmanagement
Prof. Dr. David Matusiewicz beschäftigt sich in seinem aktuellen Kommentar mit den Chancen von PROMs und erklärt, warum und in welchem Kontext sie schon bald eine wichtige Rolle spielen könnten.

The ultimate measure by which to judge the quality of a medical effort is whether it helps patients (and their families) as they see it. Anything done in health care that does not help a patient or family is, by definition, waste whether or not the professions and their associations traditionally hallow it“ (Berwick 1997).
PROMs erfassen ex definitione physische, mentale und soziale Gesundheitszustände. Anhand von standardisierten und validierten Fragebögen können sie Erkenntnisse zur Behandlung aus Patientensicht liefern. Hieraus lässt sich ableiten, welche Behandlung für welche Patientengruppe sinnvoll ist und ein Vergleich von Leistungserbringern (Benchmark) darstellen. Eine systematische Nutzung von PROMs kann insgesamt zu mehr Qualität und Patientenorientierung im zunehmend digitalen Gesundheitswesen führen.
Bislang wurden diese v.a. in klinischen Studien eingesetzt. Daneben gibt es noch viele weitere Anwendungsfelder wie Qualitätsmanagement, Patientenmonitoring oder Telemedizin. Zwei Ebenen sind hier voneinander zu unterscheiden: Die individuelle Ebene (zielgenauere Entscheidungsfindung und Versorgung, bessere Compliance etc.) und die systemische Ebene (Forschung, Vergütung, Qualitätssicherung). PROMs ermöglichen einen individuellen, wenn auch subjektiven Blick auf den Menschen. Werden diese regelmäßig erhoben, können sie Behandlungen messbar machen und untereinander vergleichen. Hieraus wiederum lassen sich sowohl Wirksamkeit als auch Qualität ableiten und damit auch Aussagen über Leistungserbringer treffen. Heute herrscht eine rein mengenmäßige Vergütung. PROMs liefern einen wichtigen Beitrag für eine qualitätsorientierte Vergütung (Pay for Performance – P4P), die auch im Kontext von Value Based Healthcare (VBHC) gefordert wird. Insbesondere auf einer gesamtgesellschaftlichen Ebene bietet die Nutzung von PROMs durch die erhobenen Daten zahlreiche Analysemöglichkeiten und kann zu einer Verbesserung der Versorgungsrealität führen. Die Herausforderungen in der aktuellen Versorgung liegen in der fehlenden Anreizstruktur (Qualität spielt bei der Vergütung in Deutschland keine Rolle), den bislang nur unzureichenden Erfahrungen mit PROM in der Praxis und nicht zuletzt in der schlechten Digitalausstattung der Akteure im Gesundheitswesen, wenn man nicht nur Pen-on-Paper-Fragebögen einsetzen will. Gerade im Kontext der Digitalen Gesundheitsanwendungen (DiGA) werden PROMs eine wichtige Rolle spielen, um digitale Rückmeldungen zu geben.
Ihr
Prof. Dr. David Matusiewicz
Dekan und Institutsdirektor, FOM Hochschule
Digitalisierung im Gesundheitswesen | Digitale Gesundheit,
Kontakt: david.matusiewicz@gmail.com