Aktionsbündnis Patientensicherheit Preis für Patientensicherheit: 1. Platz geht nach München

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Schlaganfallsymptome erkennen, Infektionsrisiken senken oder Entscheidungshilfen im Notfall – die Siegerprojekte, die das Aktionsbündnis Patientensicherheit nun ausgezeichnet hat, erhöhen die sichere Versorgung von Patienten über die eigene Einrichtung hinaus.

Preis für Patientensicherheit 2020
Der Einsatz des Teams der LMU München wurde mit dem ersten Platz beim Preis für Patientensicherheit gewürdigt. v.l.n.r.: Claudia Bausewein, Constanze Rémi, Alina Hermann, Stephanie Büsel. – © Klinik und Poliklinik für Palliativmedizin Klinikum der Universität München

Das Aktionsbündnis Patientensicherheit (APS) hat zum siebten Mal den Deutschen Preis für Patientensicherheit vergeben. Die in diesem Jahr prämierten Projekte haben eines gemeinsam: Sie verbessern die Patientensicherheit in der eigenen Einrichtung und tragen darüber hinaus zu einer sicheren Versorgung bei. So bietet der Empfänger des ersten Platzes, die Klinik und Poliklinik der LMU München, eine kostenlose überregionale Anlaufstelle für Ärzte, Apotheker und Pflegekräfte bezüglich der Arzneimitteltherapie in Palliativsituationen an. Und der Träger des Sonderpreises, das Evangelische Klinikum Bethel, hat einen in den sozialen Medien beliebten Clip erstellt, mit dem die Bevölkerung über das richtige Verhalten bei Verdacht auf Schlaganfall informiert wird.

Patientensicherheit als Gemeinschaftsaufgabe

„Ansätze für Verbesserungen der Patientensicherheit sind dann besonders wertvoll, wenn sie möglichst breit, also über die eigene Einrichtung hinaus, die Versorgung besser und sicherer machen. Das bedeutet aber auch, dass sie sich finanziell nicht immer rechnen. Wir freuen uns deshalb besonders, dass wir den Preis an Projektevergeben können, die dieser gesamtgesellschaftlichen Verantwortung gerecht werden,“ sagt Dr. Ruth Hecker, Vorsitzende im Aktionsbündnis Patientensicherheit. Die Verleihung des Preises war eigentlich anlässlich der Jahrestagung des APS am 14. und 15. Mai vorgesehen, die aufgrund der Corona‐Pandemie abgesagt werden musste.

1. Platz: Klinik und Poliklinik der LMU München

Der erste Platz, der mit 10.000 Euro dotiert ist, geht an die Klinik und Poliklinik für Palliativmedizin der LMU München für das Projekt „Arzneimittelinformation Palliativmedizin“. Hier können sich Ärzte, Apotheker und Pflegekräfte aus dem gesamten deutschsprachigen Raum bezüglich einer sicheren Arzneimitteltherapie für die von ihnen betreuten palliativen Patienten beraten lassen. Mehr als 1.000 Anfragen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz wurden bereits beantwortet. Die Befragung der Anfragenden hat ergeben, dass die Praxisrelevanz der Auskünfte als hoch eingeschätzt wird und auch positive Effekte auf die Symptomkontrolle und somit die Lebensqualität der Patienten zu verzeichnen waren. „Mit der Verleihung des Preises wollen wir die Anlaufstelle noch bekannter machen und das zweckgebundene Preisgeld soll dazubeitragen, dass das kostenfreie Angebot weiter fortgesetzt werden kann,“ erklärt Hecker die Entscheidung der 10‐köpfigen Preisjury, die sich aus den Bereichen Ärzteschaft, Pflege, Apotheke, Selbsthilfe und Kostenträger zusammensetzt.

2. Platz: Charité Berlin

Der zweite Platz geht an ein Team der Berliner Charité. Das Ziel: Patienten vor Infektionen während einer interventionellen Untersuchung schützen. – © Interdisziplinäres Ultraschallzentrum und Ultraschallforschungslabor, Charité Universitätsmedizin Berlin

An ein Projekt zur Erhöhung der Patientensicherheit durch automatisierte Aufbereitung von semikritischen Ultraschallsonden des Interdisziplinären Ultraschallzentrums und Ultraschallforschungslabor der Klinik für Radiologie an der Charité geht der mit 6.000 Euro dotierte zweite Platz. Ultraschallsonden, über die trotz Schutzhülle Erreger verbreitet werden können, werden üblicherweise mittels manueller Wischdesinfektiongereinigt, was bereits von der Krinko als bisher ungelöstes Infektionsrisiko identifiziert wurde. Das automatisierte Verfahren mit möglicher Integration in die Dokumentation im Krankenhausinformationssystem, das von den Preisträgern entwickelt und mittlerweile schon auf weitere Krankenhäuser ausgerollt wurde, verspricht wesentliche Verbesserungen beim Schutz der Patienten vor Infektionen während einer interventionellen Untersuchung. „Hier wird eine schon lange bekannte Lücke in der Hygiene, für die den Praktikern vor Ort keine Lösung zur Verfügung stand, praxistauglich geschlossen,“ lobt Hecker das Projekt von Dr. Markus Lerchbaumer und seinem Team an der Charité.

3. Platz: Entscheidungshilfe für Notfälle in Anästhesie

Der dritte Platz und damit 3.500 Euro Preisgeld gehen dieses Jahr an ein Projekt der Anästhesiologie. Die elektronische Gedächtnis‐ und Entscheidungshilfe für Notfälle in Anästhesie (eGENA) ist eine elektronische Gedächtnisunterstützung, die auf einem Computer oder Tablet im Operationssaal zur Verfügung gestellt wird, um bei Notfällen zu helfen, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Sie stellt Informationen und Entscheidungshilfen zur Verfügung, die für die betreuten Patienten lebensrettend seinen können. „In einem Flugzeug gibt es Checklisten, um zu helfen, im Notfall, wenn alles schnell gehen muss und die handelnden Personen unter Druck stehen, keine wichtigen Schritte oder entscheidungsrelevanten Fragen zu vergessen. Eine solche Hilfe entlastet auch im Operationssaal und erhöht so die Sicherheit der Patienten,“ weiß Hecker, selbst Anästhesistin, aus eigener Erfahrung.

Sonderpreis: Evangelisches Klinikum Bethel

Auch in diesem Jahr hat sich die Preisjury entschlossen, einen Sonderpreis zu vergeben, der zwar nicht miteinem Preisgeld verbunden ist, dafür aber mit der Unterstützung des APS, eine gute Initiative noch breiter bekannt zu machen. Der Preis geht an das Evangelische Klinikum Bethel, die zusammen mit dem bekannten Cartoonisten Ralph Ruthe ein Aufklärungsvideo zur Erkennung und richtigen Reaktion bei Schlaganfallsymptomen erstellt und anlässlich verschiedener Aktionstage weiter verbreitet haben. Insgesamt wurde das Video seit Mai 2017 auf den unterschiedlichen Kanälen 1.337.978 Mal (Stand: 30.10.2019) aufgerufen. Das Video wurde seit Veröffentlichung insgesamt 36.920 Mal von Usern geteilt.

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