Nachhaltigkeit
Viele Krankenhäuser werden zukünftig zur Verfassung eines Nachhaltigkeitsberichts verpflichtet sein. Somit drängt sich die Frage auf, wie Nachhaltigkeitsmaßnahmen konkret angegangen und finanziert werden können. Ein neues Impulspapier der PwC Deutschland stellt Handlungsempfehlungen bereit.

Ab 2025 die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) ein, die auch Kliniken verpflichtet, ihre Emissionen und Gegenmaßnahmen zu reporten. Nachhaltiges Handeln wird damit zur zwingenden Notwendigkeit, auch für Krankenhäuser. Um Krankenhäuser auf dem Weg zu nachhaltigem Wirtschaften zu unterstützen, hat PwC Deutschland ein neues Impulspapier herausgegeben. Dieses beleuchtet, warum sich Nachhaltigkeit für Krankenhäuser lohnt und welche Faktoren für Environmental Social und Governance (ESG) relevant sind.
Globale Gesundheitswirtschaft verursacht 4,4 Prozent der weltweiten Emissionen
„Der Gesundheitssektor, der häufig als nachhaltig per se betrachtet wird, ist dies in keinem Fall“, betont Michael Burkhart, Leiter Gesundheitswirtschaft bei PwC Deutschland. „Die globale Gesundheitswirtschaft trägt 4,4 Prozent zu den weltweiten Emissionen bei. Die deutsche Gesundheitswirtschaft verantwortet 5,2 Prozent der nationalen Emissionen, verursacht beispielsweise durch Energieverbrauch, Transporte und Narkosegase.“
ESG-Maßnahmen im Krankenhaus strategisch ausrichten
Kernstück des Impulspapiers sind die ESG-Maßnahmen und deren Nutzen. Dazu gehören kurz- und mittelfristige Kostensenkungen, beispielsweise zur Reduktion von Sonderabfällen. Zudem kann sich eine autarke Energieversorgung lohnen. Auch die Versorgungssicherheit ist elementar, wie die pandemiebedingten Lieferkettenengpässe zeigten.
Ein weiteres Schlüsselthema ist der sich gerade auch im Gesundheitswesen zuspitzende Fachkräftemangel. Krankenhäuser, die sich nachhaltig und umweltbewusst positionieren, sind für viele Arbeitnehmende attraktiver und sichern sich somit einen Vorsprung auf dem Arbeitsmarkt.
ESG-Maßnahmen aus der Krankenhauspraxis
Das Impulspapier stellt Initiativen und Praxisbeispielen in Deutschland vor. Thematisiert werden z.B. Recycling- und Ressourcen-Initiativen in Kliniken, regenerative Energiesysteme und klimaschonende Narkosegase.
ESG-Beispiele aus Krankenhäusern sind u.a.
- das Recycling von Plastik und OP-Besteck,
- klimaschonende Anästhesiegase,
- regenerative Energiesysteme
- sowie der Umgang mit Lebensmittelverschwendung.
Zehn konkrete ESG-Handlungsfelder
Das PwC-Impulspapier stellt einen systematischen Ansatz vor, mit dem die Krankenhausführung auf Nachhaltigkeit geprüft und langfristig ESG-konform ausgerichtet werden kann. Es werden folgende zehn Handlungsempfehlungen aufgezeigt:
- Haltung einnehmen
- Priorität für Nachhaltigkeit im Unternehmen einräumen
- Verständnis für die Bedeutung der ESG-Dimensionen steigern
- Alle unternehmerischen Entscheidungen auf Konformität mit dem eigenen Nachhaltigkeitsverständnis prüfen
- Strategien schärfen
- Nachhaltigkeit in der Unternehmensstrategie festschreiben und somit im Geschäftsmodell verankern
- Führungsstrukturen verfeinern
- Etablierung von entsprechenden Führungsstrukturen
- Schaffung einer Stabstelle für Nachhaltigkeit auf C-Level und entsprechenden Kompetenzen
- ESG-Ziele anstreben und den Anspruch auf oberster Führungsebene leben
- Mitarbeitende einbinden
- Mitarbeitende als entscheidender Erfolgsfaktor für die Transformation
- Betroffene zu Beteiligten machen, u.a. durch die Förderung des Gestaltungswillens und der Kreativität der Mitarbeitenden, die das Thema Nachhaltigkeit vorantreiben möchten
- Innovationen fördern
- Messung von Innovationen und Maßnahmen nicht nur an der Investitionsrentabilität sondern auch an der kurz-, mittel- und langfristigen ESG-Wirkung
- Beschaffung überdenken
- Lösungen der Kreislaufwirtschaft in die Beschaffung einbinden z.B. durch einen Wechsel von Einweg- zu Mehrwegprodukten
- Berücksichtigung der Nachhaltigkeitsposition von bestehenden und potenziellen Lieferpartnern
- Nachhaltigkeitsposition bei der Vertragsverlängerung mit bestehenden Partnern oder bei Neuabschluss eines Vertrages berücksichtigen
- Finanzierung optimieren
- Bei der Finanzierung von Projekten nicht ausschließlich auf finanzielle Kennzahlen, sondern auch auf ESG-Kriterien setzen
- Messbarkeit sicherstellen
- Quantifizierung der nachhaltigkeitsbezogenen Auswirkungen der eigenen Aktivitäten
- Zertifizierungen anstreben z.B. das europäische Umweltmanagementsystem „Eco-Management and Audit Scheme“ (EMAS) oder die Internationale Standardization Organization (ISO)
- Reporting anpassen
- Auch kleinere Leistungserbringer sollten das Augenmerk auf eine regelmäßige Nachhaltigkeitsberichtserstattung legen, um kapitalfähig zu bleiben und das Unternehmen auf die Zukunft vorzubereiten
- Transparent kommunizieren
- Schärfung des ESG-Profil
- Kommunikation des ESG-Profil nach innen und außen
- Kontinuierliche Auseinandersetzung mit den ESG-Aspekten im Unternehmensalltag
PwC Impulspapier