Pflegende in ganz Deutschland werden aufgerufen, am 26. September 2021 zur Wahl zu gehen. Bei ca. 1,2 Millionen Beschäftigten im Gesundheitswesen kann ihre Stimme Einfluss auf die zukünftige Regierung nehmen.

In den Umfragen (www.bundestagswahl-2021.de/umfragen/, Stand: 5. September 2021) liegt die SPD in den Mittelwerten mit 25 Prozent gegenüber der Union mit 20,6 Prozent inzwischen deutlich im Vorsprung, die Grünen liegen bei 16,6 Prozent. Im Vergleich zur Bundestagswahl 2017 haben die Grünen mit +8,2 Prozent die höchsten Zuwächse zu verzeichnen, die SPD macht ein Plus von 4,5 Prozent. Die CDU dagegen fährt Stimmenverluste in Höhe von -12,3 Prozent ein. Die FDP liegt im Mittelwert bei 12,2 Prozent und einem Zuwachs von 1,5 Prozent, die AfD erreicht 11,6 Prozent und ein Minus von einem Prozent. Die Linke erreicht sieben Prozent und die Sonstigen Parteien 7,2 Prozent.
Demokratie lebt vom Mitmachen
„Die Resignation und der Frust aus den Entwicklungen in den letzten Jahren darf auf keinen Fall dazu führen, dass am 26. September 2021 für viele Beschäftige im Gesundheitswesen und vor allem in der Pflege, der Gang zur Wahlurne sinnlos erscheint“, sagt Vera Lux, Managementberatung Pflege und Health Care sowie wissenschaftliche Leitung Deutscher Pflegekongress – Hauptstadtkongress. Im Gegenteil, die Pflege mit ca. 1,2 Millionen Beschäftigten im Gesundheitswesen könne den Ausgang der Wahl maßgeblich und richtungsweisend beeinflussen. Lux fordert daher zur Wahl auf: „Die Wähler und Wählerinnen haben es in der Hand: mit ihrer Stimme nehmen sie Einfluss auf die zukünftige Regierung und die an der Regierung beteiligten Parteien. Jede Stimme zählt und gerade 2021 werden die Weichen – nach 16 Jahren Angela Merkel – völlig neu gestellt.“
Lux empfiehlt den Pflegenden, vorab die Wahlprogramme anzuschauen, vor allem die Wahlversprechen der Parteien zum Gesundheitssystem und in Bezug auf die professionelle Pflege und Versorgung kranker und hilfebedürftiger Menschen:
- https://www.bv-pflegemanagement.de/meldung/items/661.html
- www.dbfk-pflegomat.de
- https://www-spiegel-de.cdn.ampproject.org/c/s/www.spiegel.de/politik/deutschland/wahlprogramme-was-die-parteien-in-der-pflege-vorhaben-a-de4b6349-acb5-4437-8bdd-1601fc693c1e-amp
Die Hoffnung: ein nachhaltiges Gesundheitssystem
Wenn viele Pflegende wählen gehen, besteht auch für das Gesundheitssystem die Hoffnung und zumindest die Chance auf eine Abkehr von einem primär ökonomisch ausgerichteten Gesundheitssystem, hin zu einem mehr am Menschen (Patient und Mitarbeiter) ausgerichteten nachhaltigen Gesundheitssystem.
Die Menschen werden immer älter, teilweise bestehen Familien bereits heute aus 4 bis 5 Generationen, wovon das älteste Familienmitglied oft um die 100 Jahre ist. Bald wird es in jeder Familie ein bis zwei Personen geben, die auf Unterstützung und/oder Pflege angewiesen sind. „Gute Medizin und Pflege geht uns – früher oder später – alle an“, sagt Lux. Davor dürfen wird die Augen nicht verschließen, sondern müssen heute die richtigen Weichen für eine bedarfsgerechte und patientenorientierte Pflege von morgen stellen.
Politisches Engagement für bessere Profession
Nur ein geringer Teil der Pflegenden ist aktuell berufspolitisch und/oder gewerkschaftlich organisiert. „Pflegende sind zwar gut darin, sich gegen etwas zu organisieren, wie man das an den Kammerbewegungen erkennen kann. Sie sind aber weniger gut darin, sich für etwas zu organisieren, insbesondere für die eigene Profession, das berufliche Selbstverständnis sowie für gute Arbeitsbedingungen“, erklärt Lux. So lag z.B. die Beteiligung an der Befragung zum Erhalt der Pflegekammer in Niedersachsen lediglich bei 19 Prozent. In Schleswig – Holstein haben an der Wahl der Vertreterversammlung der Schleswig-Holsteinischen Pflegeberufekammer nur 16 Prozent der Wahlberechtigten teilgenommen. Ähnliche Erfahrungen gibt es auch an anderer Stelle in Bezug auf das geringe (politische) Engagement.
Lux bemängelt, dass die Pflege einerseits über schlechte Arbeitsbedingungen, niedrige Löhne, wenig Mitsprache und Beteiligung sowie geringe Wertschätzung jammere, aber auch selbst (zu) wenig dafür tue, dass sich das ändert. Sie frägt: „Aus welchem Interesse sollten sich andere für unsere Profession einsetzen? Wer, wenn nicht wir – die Pflegenden selbst – hat ein ureigenes Interesse daran, dass sich unsere berufliche Situation verbessert?“ Hierzu müssen alle Pflegenden aufstehen, müssen sich besser und in großem Umfang solidarisieren und in Verbänden, Gewerkschaften und Kammern organisieren.
Pflegende, geht wählen
„Also liebe Pflegende: Arsch huh, wie man in Kölle sagt, steht auf und bewegt Euch. Am 26. September 2021 ist Bundestagswahl und jede Stimme der ca. 1,2 Millionen Pflegenden ist wichtig. Jede einzelne Stimme zählt, und nicht nur bei der Bundestagswahl, sondern auch danach. Demokratie lebt vom Mitmachen. Seid dabei“, fordert Lux.
Kontakt zur Autorin: |
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Vera Lux, Managementberatung Pflege und Health Care, Wissenschaftliche Leitung Deutscher Pflegekongress – Hauptstadtkongress, Kontakt: luxvera@web.de |