1. Netzwerktag Pflege bald digital vernetzt?

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Weitere Schritte in eine digital vernetzte Pflege im ambulanten, stationären und häuslichen Bereich wurden vergangene Woche auf dem Care-Regio-Netzwerktag vorgestellt. Hohe Erwartungen stehen im Raum, doch das Vorhaben, Bayerisch-Schwaben zu einer Leitregion für digitale Pflege zu machen, kommt gut voran.

Garmi öffnet Türen
Garmi lernt Türen zu öffnen. – © Screenshot HCM/MIRMI

Geriatronik, Teletherapie, Wohnassistenzsysteme, Pflege Data Lake, digitaler Pflegeüberleitungsbericht, Smart Home, … die Liste der Zukunftsthemen und -technologien, die auf dem 1. Netzwerktag des Verbundprojektes Care Regio vorgestellt und diskutiert wurden, ist lang. Prof. Dr. Petra Friedrich, von der Hochschule Kempten, der Care-Regio-Leitstelle, hat alle Player des bayerischen Verbundprojektes mit deutschlandweiter Strahlkraft zum aktiven Diskurs rund um die Entwicklung von Instrumenten für die Digitalisierung der Pflege digital vereint. „Unser Fördergeldgeber, das Bayerische Staatsministerium für Gesundheit und Pflege hat eine sehr hohe Erwartungshaltung: Wir sollen Pflege neu denken und Projekte schaffen, die Nutzen für die Pflegekräfte und die pflegebedürftigen Menschen gleichermaßen bedeuten. Dabei soll die Möglichkeit des Transfers in weitere Regionen in Bayern und Deutschland gegeben sein“, erklärt Friedrich.

Mit aktuell fünf Projekten

  • Pflege Data Lake (zwei Ziele: Sammlung von Pflegedaten und Aufbereitung sowie zur Verfügung stellen für die Pflegeforschung, Universität Augsburg),
  • Digitalisierung des Pflegeüberleitungsberichtes (PÜB: zeitsparende Übergangslösung für den Datentransfer von PÜB über die Telematikinfrastruktur bis zur Einführung des PIO-Standards, Hochschule Augsburg),
  • Assistive Systeme (z.B. für präventives Monitoring und Interventionen bei Stürzen, Hochschule Kempten),
  • Pflege-WIKI (freie Wissensdatenbank für die Pflege, Uniklinik Augsburg, mehr dazu unter www.wiki.care-regio.de),
  • Wissenschaftliche Begleitung & ELSI (Begleitung aller Projektpartner in Datenschutz und Ethik, Prozessoptimierung, Evaluations-Frameworks, statistische Bewertung und Ergebnisauswertung, Hochschule Neu-Ulm)

ist das Verbundprojekt Care Regio auf einem guten Weg.

Data Lake
Pflege Data Lake ist ein Teilprojekt von Care Regio, das derzeit an der Universität Augsburg bearbeitet wird. Hier sollen Pflegedaten gesammelt und für die Forschung verfügbar gemacht werden. – © Screenshot HCM/Universität Augsburg

Was ist Care Regio?

Care Regio ist ein vom Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit und Pflege gefördertes Verbundprojekt.

Die fünf Partner,

  • Hochschule Kempten
  • Universität Augsburg
  • Hochschule Augsburg
  • Universitätsklinikum Augsburg
  • Hochschule Neu-Ulm

sind alle im Regierungsbezirk Schwaben beheimatet und durch die Beteiligung unterschiedlicher Institutionen interdisziplinär aufgestellt. Care Regio ist Bindeglied zwischen technischen Assistenzsystemen, Unterstützung in der häuslichen Pflege, geriatrischen Versorgung wie auch pflegerischer Ausbildung, Schule und Lehre.

Das Konsortium hat in einer Transferstudie vier Handlungsfelder identifiziert, die Nutzern durch die Digitalisierung einen großen Mehrwert bieten können:

  • Assistive Systeme
  • Digitalisierung des
    Pflegeüberleitungsberichtes
  • Pflege Data Lake
  • Pflege Wiki

Für diese Bereiche werden Lösungen exemplarisch umgesetzt und mit der Praxis in Bayerisch Schwaben erprobt.

Kontakt: info@care-regio.de

Einblick in die Geriatronik

Auch jenseits den Care-Regio-Projektes gab es auf dem Netzwerktreffen Input rund um aktuelle Forschungstätigkeiten im Bereich Pflege und Digitalisierung. So wurden neun weitere Projekte rund um die Digitalisierung der Pflege im stationären, ambulanten und häuslichen Sektor vorgestellt. Eines davon präsentierte Dr. Stephan Thiel, TU München. Er berichtete z.B. von der Arbeit der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im Bereich „Geriatronik“ (Geriatrie + Mechatronik). Hier wird z.B. an robotischen Systemen im medizinischen Einsatz geforscht, die ältere Menschen unterstützen sollen – und das nicht nur im Alltag, auch z.B. bei der Therapie. Garmi, ein humanoider Service-Roboter (s. Bild oben), dient dabei z.B. als Forschungsplattform. Thiel gab in seinem Vortrag exklusive Einblicke in die Aktivitäten am MIRMI, dem Munich Institute of Robotics and Machine Intelligence, wo unter der Leitung von Prof. Dr. Sami Haddadin zu den Themen Arbeit, Gesundheit, Mobilität und Umwelt geforscht wird. Die Motivation dahinter: „Zentrale Probleme des dritten und vierten Lebensalters wie Einsamkeit oder Gebrechlichkeit abmildern“, sagte Thiel. Natürlich nicht ohne ehtische Begleitforschung. Diese findet u.a. auch im Sinne von „Responsible Robotics“ und Prof. Dr. Alena Buyx statt.

Garmi öffnet Türen
Garmi lernt Türen zu öffnen. – © Screenshot HCM/MIRMI

Die TU München baut übrigens mit mehreren Partnern z.B. dem Klinikum Garmisch-Partenkirchen und der Caritas derzeit in Garmisch-Partenkirchen einen neuen Campus, der ab 2026 die Geriatronik zum Erfolg machen soll. Geplante Forschungsbereiche laut Thiel: die Entwicklung von robotischen Assistenten für Gesundheit und Pflege, Gesundheitsvorsorge, Versorgung und Pflege. Entstehen soll ein Referenzzentrum Geriatronik, dass eine Sonderforschungszone betreibt und Referenzsysteme, Referenzumgebung und Referenzbenchmarks entwickelt.

In Garmisch-Partenkirchen entsteht derzeit ein neuer Campus der Geriatrie und Mechatronik verbinden soll.

Finanzierung immer mitdenken

Michael Pflünger, NürnbergStift, gab bei all den fortschrittlichen Projekten und neuem, vernetzten Denken in Richtung digitaler Pflege zu bedenken, dass „immer auch die Finanzierung geklärt werden muss“. Der Volkswirt erklärte: eine Umlegung der Kosten von neuen, digitalen Möglichkeiten auf pflegebedürftige Menschen könne sich keiner mehr leisten. „Wenn die Finanzierungsfrage nicht beantwortet wird, wird man immer wieder scheitern“, mahnte Pflünger und bekam dabei u.a. Zustimmung von Care-Regio-Leiterin Friedrich.

Die Teilnehmenden waren sich einig: Die Intensität der Bemühungen rund um Digitalisierung in der Pflege müssen angesichts des demografischen Wandels verstärkt und ebenso synchronisiert werden. Care Regio will sich daher auch künftig für einen intensiven Informationsaustausch einsetzen: „Care Regio wird das Netzwerktreffen verstetigen und sich nachhaltig für einen intensiven Informations- und Technikaustausch einsetzen“, versprach Veranstalterin Friedrich.