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Die Ergebnisse des Krankenhaus-Barometers 2021 zeigen: Die Krankenhäuser sind personell und finanziell am Limit. Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG), die Krankenhausgesellschaft Nordrhein-Westfalen (KGNW) und die Baden-Württembergische Krankenhausgesellschaft (BWKG) kommentieren die Befragung.

Laut Krankenhaus-Barometer 2021 des Deutschen Krankenhausinstitutes (DKI) wird im Vergleich zu 2020 der Anteil der Häuser mit negativem Jahresergebnis von 29 Prozent auf 60 Prozent steigen. Auch über alle Bettengrößenklassen hinweg wird sich die wirtschaftliche Lage in 2021 verschlechtern. Aktuell stufen nur noch elf Prozent der Krankenhäuser ihre wirtschaftliche Situation als gut ein. Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) schreibt, eine so düstere Lage habe es seit der Erhebung des Krankenhaus-Barometers vor über 20 Jahren noch nicht gegeben.
Sinkende Patientenzahlen verursachen wirtschaftliche Einbußen
Als maßgeblicher Grund für die wirtschaftlichen Probleme werden die Belegungsrückgänge infolge der Corona-Pandemie und damit zusammenhängender Einschränkungen des Regelbetriebes angegeben. Insgesamt 53 Prozent der Krankenhäuser sagen, dass die Auslastung der Normalstation zum Befragungszeitraum geringer war als zum Vorjahreszeitpunkt. Außerdem ging die Zahl der elektiven Fälle in 95 Prozent der Krankenhäuser zurück. Mehr als 80 Prozent der befragten Kliniken gehen davon aus, dass Patientinnen und Patienten aus Sorge um Ansteckung mit dem Covid-19-Erreger zum Befragungszeitpunkt 2021 auf elektive Operationen und Eingriffe verzichteten.
Der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), Dr. Gerald Gaß, erklärt: „Angesichts der dramatischen Auswirkungen der Corona-Pandemie war es richtig, dass die Bundesregierung noch vor Weihnachten gehandelt und die Ausgleichszahlungen bis in den März 2022 verlängert sowie einen Ganzjahresausgleich eingeführt hat. Problematisch bleibt, dass bei den Ausgleichszahlungen die psychiatrischen Kliniken außen vor bleiben und der Ganzjahresausgleich die Erlösverluste der Kliniken nicht umfassend abdeckt. Die dramatische wirtschaftliche Lage der Kliniken macht unübersehbar deutlich, dass die konkrete Umsetzung der Finanzierungsreform aus dem Koalitionsvertrag keinen Aufschub duldet.“ Matthias Blum, Geschäftsführer der Krankenhausgesellschaft Nordrhein-Westfalen (KGNW), ergänzt: „Zwar sichern die Ausgleichszahlungen des Bundes die Kliniken ab, doch sind in dieser Regelung auch zweiprozentige Abschläge enthalten. Weil aber die Patientenzahlen weiter rückläufig geblieben sind, fallen diese Verluste schwerer ins Gewicht. Das aktuelle Krankenhaus-Barometer muss ein Weckruf für den Bund und die Landesregierung sein, die Krankenhäuser als Säule der Daseinsvorsorge nicht in wirtschaftliche Gefahr zu bringen.“
Krankenhaus-Barometer bestätigt Zahlen aus Baden-Württemberg
Hauptgeschäftsführer der Baden-Württembergischen Krankenhausgesellschaft (BWKG), Matthias Einwag, sagt: „Das heute auf Bundesebene veröffentlichte Krankenhausbarometer bestätigt die Zahlen des BWKG-Indikators nachdrücklich.“ Nach den Ergebnissen des BWKG-Indikators rechnen 65 Prozent der bis November 2021 befragten baden-württembergischen Krankenhausgeschäftsführungen damit, dass ihr Haus das Jahr 2021 mit roten Zahlen abschließen wird. „Wenn zwei Drittel der Krankenhäuser in Baden-Württemberg trotz Schutzschirm ein negatives Jahresergebnis für 2021 erwarten, gibt es erheblichen Korrekturbedarf.“
Zugespitzte Personalsituation in der Pflege
Der Fachkräftemangel bzw. die Stellenbesetzungsprobleme in der Pflege bilden eine zentrale Herausforderung für die stationäre Krankenhausversorgung in Deutschland: 84 Prozent der im Krankenhaus-Barometer befragten Krankenhäuser haben Probleme, offene Pflegestellen auf ihren Allgemein- und Intensivstationen zu besetzen . Mit steigender Krankenhausgröße nimmt der Anteil der betroffenen Häuser zu. So kann fast jedes Krankenhaus ab 600 Betten (97 Prozent) derzeit offene Pflegestellen nicht besetzen. Bundesweit sind rund 22.300 Pflegestellen vakant. Seit 2016 hat sich die Zahl damit verdreifacht. Jedes zweite Krankenhaus in Deutschland erwartet laut Krankenhaus-Barometer 2021 in den nächsten drei Jahren, dass sich die Personalsituation in der Pflege verschlechtert. In Nordrhein-Westfalen bestätigt sich der bundesweite Trend: „Nach zwei Jahren Pandemie spüren nahezu alle nordrhein-westfälischen Krankenhäuser die belastenden Folgen. Der schon vorher bestehende Fachkräftemangel, insbesondere bei qualifiziertem Pflegepersonal, hat sich durch die starke Belastung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unter Corona noch einmal verschärft“, sagt Blum.
Erwartungen der Krankenhäuser für 2022
Im Krankenhaus-Barometer wurden Krankenhäuser auch zu ihren Erwartungen für 2022 befragt. Demnach geht jedes zweite Krankenhaus von einer Verschlechterung der wirtschaftlichen Situation aus. Rund ein Fünftel der Häuser (21 Prozent) geht von einer Verbesserung aus. Nach Bettengrößenklassen differenziert fallen die Erwartungen in den kleinen Krankenhäusern bis 300 Betten tendenziell am schlechtesten aus.
Beim Krankenhaus-Barometer handelt es sich um eine jährlich durchgeführte Befragung deutscher Krankenhäuser zu aktuellen gesundheits- und krankenhauspolitischen Themen. Die Ergebnisse des Krankenhaus-Barometers 2021 beruhen auf der schriftlichen Befragung einer repräsentativen Stichprobe von zugelassenen Allgemeinkrankenhäusern ab 100 Betten in Deutschland, die von Ende Mai bis Ende Juli 2021 durchgeführt worden ist. Beteiligt haben sich insgesamt 291 Krankenhäuser. Das Barometer wird im Auftrag der Träger des DKI erstellt. Das sind die DKG, der Verband der Krankenhausdirektoren Deutschlands (VKD) und der Verband der leitenden Krankenhausärzte Deutschlands (VLK). |