Die Kolumne von Eckhard Eyer Personalbemessung in der Pflege und die Auswirkungen

In seiner aktuellen Kolumne beschäftigt sich Eckhard Eyer mit der Personalbemessung und ihren Herausforderungen in der Pflege und denkt dabei auch an das „sinnvolle Zusammenwirken von Menschen und Technik“.

Dipl.-Ing. Eckhard Eyer, Perspektive Eyer Consulting in Ockenfels, Kontakt: info@eyer.de – © Eckhard Eyer

Die Personalbemessung in der Pflege ist ein wichtiges Instrument, um das Verhältnis von Pflegekräften zu pflegenden Menschen – Bewohnerinnen/Bewohner oder Patientinnen und Patienten – arbeitswissenschaftlich fundiert zu ermitteln. Auf diesem Weg kann man von den bundesweit unterschiedlichen – nicht selten nach Kassenlage in den Bundesländern festgelegten – Pflegeschlüsseln, hin zu wissenschaftlich begründeten, nach einheitlichen Methoden ermittelten, Personalbemessung kommen. Mit dieser Personalbemessung holt die Pflege nach, was in anderen Branchen, insbesondere in der Industrie, aber auch zunehmend im Dienstleistungsbereich gang und gäbe ist. Die Personalbemessung ist eine Voraussetzung für eine sinnvolle Personaleinsatzplanung bzw. Dienstplangestaltung.

Personalbemessung bekommt Software-Unterstützung

Die Personalbemessung erfolgt – so der aktuelle Stand der wissenschaftlichen Studien und der Ziele der Bundesregierung – aufgrund des quantitativen und qualitativen Arbeitsanfalls in der Pflege, d.h. der anfallenden Arbeiten, ihrer typischen Dauer und der zur Durchführung notwendigen Qualifikationen. In der Praxis ist in einer stationären Pflegeeinrichtung der Umfang der Arbeiten von dem Pflegegrad der Bewohnenden abhängig. Die anfallenden Arbeiten, z.B. Grundpflege oder medizinische Pflege, bestimmen die erforderliche Qualifikation der Mitarbeitenden und damit ob Pflegeassistenz oder Pflegefachkräfte die Arbeit erledigen. Erste Softwaretools erleichtern hier den Führungskräften die einrichtungsbezogene bzw. wohnbereichsbezogene Personalbemessung.    

Die Personaleinsatzplanung bzw. die Gestaltung des Dienstplanes erfolgen aufgrund der anfallenden Arbeit und deren Verteilung im Monat, der Woche und im Tagesablauf. Dabei führen kurzfristige Änderungen der Belegung eines Wohnbereiches oder einer Einrichtung, wenn z.B. Bewohnende einige Tage im Krankenhaus sind, zu einer temporär geringeren Belegung. Die regelmäßige Arztvisite am Mittwochnachmittag und deren zeitnahe Nacharbeit durch Pflegefachkräfte wird auch berücksichtigt.    

Arbeitsteilung neu Gestalten

Aufgrund der methodisch korrekten Personalbemessung, auch hinsichtlich der betrieblich notwendigen Qualifikationen der Mitarbeitenden, wird die bisher gültige Fachkraftquote überholt sein. Eine vergleichsweise geringere Fachkraftquote bei einer wesentlich erhöhten Quote von Pflegeassistenten wird eine neue Arbeitsteilung zwischen den Pflegefachkräften und den Pflegeassistenten in den Einrichtungen erfordern. Statusfragen werden auftreten und auch die bisherige Vergütung der Mitarbeitenden wird hinterfragt werden. Diese Veränderungen können zu Konflikten führen, die durch ein transparentes Vorgehen, unter Beteiligung der Betroffenen, erfolgreich gelöst oder – noch besser – vermieden werden können. Andere Branchen haben diese Konflikte, insbesondere mit der Einführung von Gruppenarbeit in interdisziplinären Teams in der Industrie, bereits vor Jahren erfolgreich gelöst und seitdem gute Erfahrungen gesammelt.

Neue Technologien und Personalbemessung

Die Erfahrungen in anderen Branchen zeigen, dass zunehmend neue Technologien eingesetzt werden um Rationalisierungen zu erreichen und die menschliche Arbeitskraft durch Technik, Roboter, Künstliche Intelligenz, etc. (teilweise) zu ersetzen. Auch wenn das Potential der Substitution menschlicher Arbeit in der Pflege nicht mit der in der Industrie oder einigen Dienstleistungsunternehmen vergleichbar ist, stellt sich zukünftig die Frage welchen Einfluss neue Technologien auf die Arbeit in der Pflege haben und welche Auswirkungen das auf die Personalbemessung, die Personaleinsatzplanung und nicht zuletzt der Refinanzierung durch die Kostenträger hat.

In Anlehnung an eine alte Fußballerweisheit kann man sagen „Nach der neuen Personalbemessung für Menschen ist vor der Personalbemessung für das sinnvolle Zusammenwirken von Menschen und Technik.“