Hygienemanagement Per App die Hygiene verbessern

Das irische Unternehmen SureWash hat eine Augmented-Reality-App entwickelt, um die Handhygiene in Healthcare-Einrichtungen messbar und kosteneffizient zu erhöhen. Künstliche Intelligenz vermittelt die richtige Technik, überprüft den Fortschritt und motiviert.Bis 20 zählen oder zweimal „Happy Birthday“ singen – seit die COVID-19-Pandemie Deutschland erreicht hat, wissen viele zumindest theoretisch, wie lang gründliches Händewaschen dauert. Wer die Hände korrekt reinigt, also ausreichend lang mit Wasser und Seife, schützt sich und andere vor Infektionen. Nach Angaben der Stiftung Gesundheitswissen werden vier von fünf ansteckenden Krankheiten über kontaminierte Hände auf die Schleimhäute übertragen, darunter Erkältungen, Grippe, Magen-Darm-Infekte und das aktuell gefährliche Coronavirus. Die Chance sich anzustecken gibt es mehr als 20-mal pro Stunde – so oft fassen wir uns durchschnittlich ins Gesicht und können außer Viren auch Keime von Oberflächen, aus dem Kontakt mit anderen Menschen oder Tieren über Nase, Mund und Augen aufnehmen. Die Übertragung lässt sich kaum kontrollieren: Eine infizierte Person niest oder hustet ungeschützt und greift dann nach einem Gegenstand oder einer Hand. Die nächste Person nimmt die Erreger auf. Bei jedem Husten oder dem Griff an Tastatur und Telefon mit ungewaschenen Händen kann sie andere infizieren. Viele waschen nicht, zu kurz oder falschSolche Übertragungswege zu unterbrechen ist wichtig, um v.a. schwächere Personen und Vorerkrankte zu schützen. Wer sich die Hände mindestens 20 Sekunden lang wäscht, kann die Keimbelastung laut der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung auf ein Tausendstel senken. Das Vorgehen ist einfach. In der Praxis funktioniert es allerdings nur eingeschränkt: Die Mehrheit wäscht kürzer und lässt dadurch Stellen aus. Noch im Februar 2020 stellte die SRH Hochschule Heidelberg in einer Beobachtungsstudie fest, dass sich lediglich acht Prozent der Teilnehmer nach einem Toilettenbesuch gründlich die Hände wuschen. Mehr als jeder zehnte Mann verzichtete sogar ganz auf den Gang zum Waschbecken. In medizinischen Berufen geht es beim Händewaschen um mehr als Etikette: Etwa 250.000 Patienten sterben pro Jahr weltweit an Infektionen, die sie sich im Krankenhaus zugezogen haben. Jeder zweite dieser Todesfälle lässt sich auf schlechte Handhygiene zurückführen, schätzt die Weltgesundheitsorganisation (WHO). Richtig gewaschene Hände retten Leben. Das gilt insbesondere für Menschen, die in der Pflege tätig sind. Aber auch wer in der Pharma- oder Lebensmittelindustrie arbeitet, Kontakt zu vielen Personen hat oder in Zeiten von Corona Rücksicht übt, sollte die WHO-Vorgaben zum Händewaschen kennen und sie bestenfalls ganz automatisch anwenden. Leben retten in sechs SchrittenDie meisten erfahrenen Menschen im Gesundheitswesen entwickeln solch einen Automatismus darin, sich vor und nach einem Patientenkontakt die Hände zu reinigen. Das ist Teil ihrer Ausbildung. Doch laut WHO überschätzen viele Praktiker ihre Kompetenz und stufen die eigene Technik falsch ein. Die Organisation empfiehlt das Händewaschen in sechs Schritten, die auch für die Handhygiene mit Desinfektionsmittel geeignet sind: Die Handflächen befeuchten, einseifen und aneinander reiben.Die Handrücken mit der anderen Hand reinigen.Die Handflächen mit verschränkten Fingern waschen, um auch die Zwischenräume zu erreichen.Die Rückseiten der Finger mit der anderen Hand einreiben.Die Daumen waschen.Die Fingerkuppen reinigen.Wenn jeder Schritt etwa fünf Sekunden dauert, ist die empfohlene halbe Minute zuverlässig erfüllt. Dieser Ablauf ist in der Theorie leicht erklärt, die Umsetzung im Alltag lässt sich jedoch nur schwer überprüfen. Herkömmliche Lehrmethoden eignen sich kaum, um das Händewaschen zu unterrichten oder in der Praxis zu testen. Schon gar nicht, wenn das Ziel ist, dass die Methode in Fleisch und Blut übergeht. Damit Pflegefachpersonen die Schritte nicht jedes Mal abhaken und ihre Hände trotzdem vorschriftsgemäß reinigen, muss der Ablauf im sogenannten Muskelgedächtnis gespeichert sein. Dieser Teil des Gehirns lernt vergleichsweise langsam und muss mit vielen Wiederholungen gefüttert werden. Dafür behält es das Erlernte sehr lange und kann es auch nach Jahren noch abrufen, um Bewegungen ohne Nachdenken umzusetzen. Laut einer Studie der Yale Medical School sind etwa 30 Wiederholungen innerhalb einer Woche nötig, um sich die Methode des Händewaschens so einzuprägen. In der Regel vermitteln Trainer und Ausbilder sie theoretisch. Das Üben liegt dann in den Händen des Einzelnen – und damit auch ein Risiko: Kleine Fehler und Ungenauigkeiten werden zur Gewohnheit und wiederholen sich bei jedem Waschen. Ein effektives Trainingsprogramm stellt hingegen in mehreren Stufen und mit individuellem Feedback sicher, dass Lernende den Prozess so lang üben und verbessern, bis sie ihn auch unbewusst fehlerfrei umsetzen. Üben, messen, besser werdenKliniken und andere medizinische Einrichtungen brauchen daher nicht nur eine zuverlässige Methode für die Ausbildung, sondern auch eine, um das Training und die Kompetenz des Personals kontinuierlich zu messen, damit eine gute Handhygiene jederzeit gewährleistet ist. Dazu müssen auch erfahrene Personen motiviert sein, ihre Technik zu überprüfen. Spaß macht das jedoch meist nicht. Hier setzt eine Entwicklung des irischen MedTech-Unternehmens SureWash an. Es kombiniert künstliche Intelligenz und Augmented Reality zu einer nutzerfreundlichen Gamification-Anwendung. Die App legt die Hände des Anwenders über ein Video des korrekten Ablaufs. Eine Kamera mit Gestenerkennung misst und bewertet seine Bewegungen in Echtzeit. Der Nutzer erhält direkt eine Rückmeldung, ob er sich innerhalb der Vorgaben bewegt oder einen Fehler macht. Bei jedem Durchgang kann er sich verbessern, mit anderen vergleichen oder beispielsweise einen Highscore knacken. Die interaktive Software vermittelt die WHO-Methode in fünf Stufen: In den ersten beiden Stufen werden die Schritte einzeln ohne zeitliche Beschränkung geübt und langsam zu einem Fluss verbunden. Anschließend durchläuft der Anwender die Schritte für maximal 40 Sekunden. Die vierte Stufe steigert die Geschwindigkeit auf 30 Sekunden und gibt weniger Anleitung, die letzte Lernstufe testet das Muskelgedächtnis in einem Durchlauf ohne Hinweise. Wer sie besteht, hat die Technik verinnerlicht. Einfach zugänglich, in Echtzeit sichtbarDie Augmented-Reality-App lässt sich in der Medizin, aber auch in öffentlichen Einrichtungen flexibel einsetzen: Als portabler Kiosk und auch mobil auf dem Smartphone steht sie bei Bedarf rund um die Uhr zur Verfügung. So erlernen und festigen Anwender spielerisch und effizient die lebenswichtige Technik, ohne z.B. den Arbeitsplatz länger für eine Schulung verlassen oder andere Hürden überwinden zu müssen. Institutionen können die Anwendung ihren Bedürfnissen anpassen und in Reports die Trainingserfolge auswerten. Die Technologie wurde speziell entwickelt, um in Gesundheitskrisen wie der aktuellen die Handhygiene zu verbessern. Sie basiert auf den Richtlinien der WHO, ist wissenschaftlich bestätigt und validiert. Die App hat SureWash jetzt auch für die breite Öffentlichkeit zugänglich gemacht, um Covid-19 durch richtig ausgeführte Handhygiene einzudämmen.

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