Patientenkommunikation und Qualitätsmanagement
Mehr als jeder zweite niedergelassene Mediziner leitet aus Arztbewertungen Maßnahmen zur Verbesserung der Patientenzufriedenheit ab. Das hat eine aktuelle Studie der Universität Erlangen-Nürnberg gezeigt. Am meisten profitieren davon die Arzt-Patienten-Kommunikation, Terminvergabeprozesse und Praxisabläufe.

Online-Arztbewertungen leisten einen Beitrag zur besseren Versorgung von Patienten. Zu diesem zentralen Ergebnis kommt eine aktuelle Studie der Universität Erlangen-Nürnberg, für die 2.360 Mediziner und weitere Leistungserbringer des ambulanten Versorgungssektors befragt wurden. 55 Prozent von ihnen gaben an, dass sie ihre Arztbewertungen auswerten und daraus Verbesserungsmaßnahmen für ihre Praxis ableiten. Dies treffe v.a. auf Fachärzte zu: 58 Prozent von ihnen gaben an, schon einmal Maßnahmen für eine bessere Patientenversorgung aufgrund von Onlinebewertungen eingeleitet zu haben. Von den Allgemeinmedizinern stimmten dem 50 Prozent zu.
Am häufigsten leiten Ärzte aufgrund von Onlinebewertungen Maßnahmen zur Verbesserung der Arzt-Patienten-Kommunikation ein. 29 Prozent der Studienteilnehmer gaben an, dass sie diesbezüglich bereits Maßnahmen umgesetzt hätten. Knapp jeder Vierte optimierte aufgrund von Arztbewertungen seinen Terminvergabeprozess (24 Prozent), mehr als jeder Fünfte änderte Abläufe in der Praxis (21 Prozent).
Patientenbewertung als konstruktive Kritik
Maßnahmen, welche die Praxismitarbeiter betreffen, spielen ebenfalls eine große Rolle. So gab jeder zehnte Befragte an, aufgrund von Onlinebewertungen Schulungen für das Praxispersonal durchgeführt zu haben. Fast genauso viele haben Mitarbeiterverantwortlichkeiten umverteilt. Sechs Prozent der Ärzte stellten aufgrund des Feedbacks von Patienten weitere Mitarbeiter ein. Bei drei Prozent führten Bewertungen zum genauen Gegenteil: Sie entließen aufgrund des Feedbacks auf Arztbewertungsportalen Mitarbeiter. Des Weiteren haben acht Prozent der Befragten in neue Technologien bzw. neue Praxisausstattung investiert, ähnlich viele Ärzte haben ihre Sprechzeiten aufgrund von Onlinefeedback ausgeweitet. Immerhin sieben Prozent der Mediziner gaben an, dass Onlinebewertungen dazu geführt haben, dass sie selbst Fortbildungen besuchten.
Onlinebewertungen werden wichtiger
Prof. Dr. Martin Emmert, Studienleiter und Inhaber der Juniorprofessur für Versorgungsmanagement an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, interpretiert die Ergebnisse folgendermaßen: „Die Ergebnisse legen nahe, dass Online-Arztbewertungen die Patientenversorgung in deutschen Arztpraxen beeinflussen. Betrachtet man die stetig steigende Anzahl an Bewertungen und die wachsende Relevanz von Onlinebewertungen für die Arztsuche, dürfte der Einfluss in den kommenden Jahren weiter steigen. In den USA beispielsweise liegt der Anteil der Ärzte, die aufgrund von Onlinebewertungen Maßnahmen für eine bessere Patientenversorgung einleiten, bei über 75 Prozent.“ Laut der aktuellen Umfrage lesen bereits 87 Prozent der befragten deutschen Mediziner die Bewertungen auf den Portalen im Netz. 61 Prozent machen dies sogar mindestens einmal im Monat.
Über die Studie
Ziel der Onlinebefragung war es herauszufinden, ob Mediziner Arztbewertungsportale nutzen, um die Qualität der Patientenversorgung zu verbessern. Hierfür wurden im September 2015 25.000 Ärzte und andere Heilberufler, die mindestens kostenlos auf www.jameda.de registriert sind, angeschrieben, wovon 2.360 Personen teilnahmen. Die Ergebnisse seien repräsentativ für alle auf jameda mindestens kostenlos registrierten, jedoch nicht für alle in Deutschland niedergelassenen Ärzte. Dennoch lassen die Ergebnisse aufgrund der großen Teilnehmerzahl den Schluss zu, dass Arztbewertungen das Potenzial zur Verbesserung der Patientenversorgung haben.
Die Studie wurde vor Kurzem in dem englischsprachigen Fachmagazin „Journal of Medical Internet Research“ veröffentlicht und ist unter folgendem Link abrufbar: http://www.jmir.org/2016/9/e254/