Klinikmarkt
Die aktuelle Situation in Deutschlands Notaufnahmen ist grenzwertig. Die Notaufnahmen können nicht mehr kostendeckend betrieben werden und müssen zeitweise von der Versorgung abgemeldet. Das sind die Ergebnisse einer Blitzumfrage des Deutschen Krankenhausinstituts (DKI) im Auftrag der Deutschen Krankenhausgesellschaft e.V. (DKG).

Die Lage in den Notaufnahmen der Krankenhäuser ist momentan äußerst schwierig. Im Dezember 2022 sahen sich 77 Prozent der Krankenhäuser gezwungen, ihre Notaufnahme zeitweise von der Versorgung abzumelden. Hauptgründe hierfür sind unzureichende Bettenkapazitäten auf den Normal- und Intensivstationen sowie der Personalmangel und Personalausfälle in den Notaufnahmen. Ausnahmslos alle Notaufnahmen bewerten die Vergütung der von ihnen erbrachten ambulanten Leistungen als defizitär.
Hohe Anspannung in der Personalbesetzung
Rund drei Viertel der befragten Krankenhäuser bewerten die Personalausstattung der Pflege in den Notaufnahmen aktuell als angespannt (42 Prozent) oder sehr angespannt (34 Prozent). Bei den Ärztinnen und Ärzten bemängeln zwei Drittel der Häuser eine angespannte (54 Prozent) oder sehr angespannte (12 Prozent) Personalbesetzung in ihren Notaufnahmen. In 91 Prozent der befragten Häuser kommt es vor, dass dem Personal in den Notaufnahmen Gewalt angedroht wird, etwa von Patientinnen und Patienten oder ihren Angehörigen.
Kompensation der vertragsärztlichen Versorgung
Die Notaufnahmen kompensieren vielerorts Versorgungsprobleme in der vertragsärztlichen Versorgung. Eine hohe Auslastung der Notaufnahmen gibt es v.a. an Werktagen zu den sprechstundenfreien Zeiten der Vertragsärzte, konkret an Mittwoch- und Freitagnachmittagen, am Abend und an Wochenenden, daneben auch tagsüber an Montagen.
Auch deswegen sehen die Krankenhäuser die aktuelle Zusammenarbeit mit der örtlichen Kassenärztlichen Vereinigung (KV) im Rahmen der Notfallversorgung mehrheitlich kritisch. Rund drei Viertel der Befragten bewerten sie als mittel (48 Prozent) bis schlecht (25 Prozent). Nur 14 Prozent stufen sie als gut ein.
Die Mehrheit der Fälle ohne Überweisung
In der Regel kommen die Patientinnen und Patienten entweder selbständig und eigenverantwortlich oder mit dem Rettungs- bzw. Notarztwagen in die Notaufnahmen.74 Prozent der befragten Kliniken gaben an, dass Patientinnen und Patienten v.a. fußläufig und ohne Verordnung von Krankenhausbehandlung und ohne Kontakt über die Telefonnummer 116 117 des ärztlichen Bereitschaftsdienstes der Vertragsärztinnen und Vertragsärzte die Notaufnahmen in Anspruch nehmen. Bei 68 Prozent der Krankenhäuser gelangt ein großer Anteil der Patientinnen und Patienten mit dem Rettungs- oder Notarztwagen ins Krankenhaus.
Großteil der Behandlungen auf stationärem Niveau
Im Mittel müssen 38 Prozent der Patientinnen und Patienten in den Notaufnahmen stationär aufgenommen werden. Nicht stationär aufgenommene Fälle bedürfen in den Notaufnahmen fast ausschließlich einer ambulanten Behandlung. Nur jeweils rund ein Prozent der Fälle werden ohne Behandlung direkt an andere Leistungserbringer verwiesen. In den Notaufnahmen erhalten die Patientinnen und Patienten eine Behandlung auf stationärem Niveau. Die besonderen Diagnostikmöglichkeiten des Krankenhauses werden regelhaft im Rahmen der ambulanten Notfallbehandlung in Anspruch genommen.
Studien-Steckbiref
Die Ergebnisse der Umfrage des Deutschen Krankenhausinstituts (DKI) für die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) beruhen auf der Online-Befragung einer repräsentativen Stichprobe von 112 Allgemeinkrankenhäusern ab 100 Betten. Die vollständige Auswertung der Blitzumfrage gibt es hier.