München Neues Versorgungskonzept für ältere Menschen in Pflegeeinrichtungen

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Ein neues mehrstufiges Konzept in der augenheilkundlichen Versorgung könnte eine Versorgungslücke schließen. In drei Bundesländern soll eine telemedizinische Versorgung von 10.000 Seniorinnen und Senioren aus rund 250 Einrichtungen eingeführt werden.

augenheilkundliche Versorgung
Telemedizinische Versorgung in der Augenheilkunde könnte eine Versorgungslücke in Senioreneinrichtungen schließen. – © natali_mis (stock.adobe.com)

Das Konzept basiert auf einer Pilotstudie zur „Teleophthalmologischen Versorgung in Seniorenheimen (TOVIS)“, die kürzlich eine gravierende Unterversorgung bei älteren Menschen in Pflegeheimen offenlegte. Die Stiftung Auge ist Kooperationspartner bei diesem Projekt der Universitäts-Augenklinik Bonn. Um diesen Versorgungsmangel zu beheben, ist von der Universitäts-Augenklinik Bonn eine Ideenskizze für das innovative mehrstufige Versorgungskonzept „InnOCaRe“ beim Innovationsfond des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) vorgeschlagen und zur Begutachtung eingereicht worden.

Versorgungskonzept ermöglicht augenärztliche Fernbehandlung

„Die „Innovative Ophtha Care for Seniors in Retirement Homes” (InnOCaRe) – setzt auf ein teleophthalmologisches Shared-Eye-Care-Versorgungsmodell“, sagt Professor Dr. med. Frank G. Holz, Vorsitzender der Stiftung Auge und Direktor der Universitäts-Augenklinik Bonn. Dies umfasst die patientennahe Untersuchung durch geschultes medizinisches Personal als mobiles Einsatzteam vor Ort sowie die Etablierung der Infrastruktur zur telemedizinischen Datenübertragung. Die Befundung dieser Daten nehmen Augenärztinnen und -Ärzte aus der Ferne vor und koordinieren die indizierten Behandlungen. Das Konzept umfasst auch die Nachsorge vor Ort durch die medizinischen Einsatzteams und die Etablierung von digitalen Diagnostik-Tools.

Mögliches Versorgungskonzept für längerfristige flächendeckende Versorgung

Die TOVIS-Studie, die insgesamt 139 Seniorinnen und Senioren im Alter von rund 81 Jahren umfasste, lieferte zuvor erneut Zahlen für das Ausmaß des Versorgungsdefizits:

  • 65 Seniorinnen und Senioren (46,8 Prozent) hatten eine Katarakt,
  • 52 Seniorinnen und Senioren (37,4 Prozent) wiesen pathologische Veränderungen der Netzhaut auf und
  • 33 (23,7 Prozent) litten an einer Atersabhängigen Makuladegeneration (AMD).

Die Hälfte der Teilnehmerinnen und Teilnehmer (49,6 Prozent) hatte zum Zeitpunkt der Untersuchungen keinen geplanten Augenarztbesuch. Das neue InnOCaRe Versorgungskonzept könnte nicht nur die Versorgungsqualität für Seniorinnen und Senioren in Pflegeeinrichtungen verbessern. „Es ist denkbar, dass die Einführung einer telemedizinischen Diagnostik und Therapieüberwachung längerfristig flächendeckend umgesetzt werden kann“, sagt Holz.

Kleine Erfolge mit neuem Versorgungskonzept sichtbar

Der Ansatz der TOVIS-Studie erwies sich als praktikabel, effizient und einfach durchführbar. Das Konzept soll jetzt mit 10.000 Personen anstatt mit 139 getestet werden. Wird der Antrag angenommen, umfasst InnOCaRe die teleophthalmologische Versorgung von älteren Menschen aus rund 250 Einrichtungen in drei Bundesländern. „Verläuft dieser Test ebenso erfolgreich, hätte man Evidenz für einen bahnbrechenden Lösungsansatz für das Versorgungsdefizit älterer Menschen in Seniorenheimen gesammelt“, betont Priv.-Doz. Dr. med. Thomas Ach, leitender Oberarzt an der Universitäts-Augenklinik Bonn und Projektleiter.