Hygiene Neue Erkenntnisse in Mikrobiologie in der Diskussion

Die Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Hygiene und Mikrobiologie (DGHM) bringt ein Update zu Trends in den Bereichen Mikrobiologie, Hygiene und Infektionskrankheiten. Auch im Fokus dabei: das Mikrobiom. DGHM-Pressekonferenz mit (von links) Prof. Dr. Andreas Diefenbach, Prof. Dr. Georg Häcker, Prof. Dr. Petra Gastmeier und Prof. Dr. Lothar H. Wieler. Antimikrobielle Resistenzen (AMR), Molekulare Mikrobiologie, Mikrobiom, Pandemievorsorge – die Bandbreite der wissenschaftlichen Kongressthemen war wieder groß bei der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Hygiene und Mikrobiologie (DGHM). Drei Tage lang nutzten rund 1.000 Teilnehmende den wissenschaftlichen Austausch im Henry-Ford-Bau der Freien Universität Berlin mit einem umfangreichen Themenspektrum in Plenarsitzungen, Workshops, Seminaren, Industriesymposien, Postersessions und einer begleitenden fachbezogenen Industrieausstellung, um sich vor Ort weiterzubilden und persönlich zu vernetzen. Die Freude am persönlichen Austausch mit der wissenschaftlichen Gemeinschaft prägte das erste Präsenztreffen nach der Pandemie – neben den neuen technologischen und klinischen Entwicklungen. „Dass sich die junge DGHM fest etabliert hat und die nächste Generation hörbar vertritt, war eine große Bereicherung für unsere Konferenz“, betonte Prof. Dr. Andreas Diefenbach, Direktor des Instituts für Mikrobiologie und Infektionsimmunologie, Charité. Er hatte gemeinsam mit Prof. Dr. Petra Gastmeier, Direktorin des Instituts für Hygiene und Umweltmedizin der Charité, und Prof. Dr. Lothar H. Wieler, Präsident des Robert Koch-Instituts Berlin (RKI), die wissenschaftliche Leitung des Kongresses übernommen. Pandemievorsorge und Infektionskontrolle Im Vordergrund standen Plenarsprecher und -sprecherinnen mit einer Vielfalt spannender Forschungsthemen, Erkenntnissen und Trends in den Bereichen Mikrobiologie, Hygiene und Infektionskrankheiten. Lebhafte Diskussionen entstanden zu den Schwerpunkten Mikrobiologie, Mikrobielle Pathogenese, Antimikrobielle Resistenzen (AMR), Molekulare Mikrobiologie und Mikrobiom. Mit dem Fokus auf dem aktuellen Thema Pandemievorsorge wurden im Symposium „Pandemie-müde“ wichtige „Lessons learned“ aus der Pandemie vorgestellt und diskutiert. So präsentierte Dr. Michael Klompas MD, Boston, eine Analyse zur Veränderung bisheriger Dogmen auf dem Gebiet der Infektionskontrolle durch SARS-CoV-2. Mikrobiom und MolekulareMikrobiologie Volle Sitzreihen gab es auch bei den beiden Plenar-Sessions zu den Trend-Themen Mikrobiom und Molekulare Mikrobiologie – mit den Sprechern Prof. Dr. Emma Slack, Zürich, PhD Gretchen Diehl, New York, Prof. Dr. med. Andrew Macpherson, Bern, und Hiroshi Ohno MD, PhD, RIKEN, Japan. „Die Schnittstelle zwischen Mikroben und dem Immunsystem hat sich in den letzten Jahren als ein sehr aktives Feld der Forschung herauskristallisiert“, erklärte Prof. Diefenbach, „hervorzuheben ist einerseits die Rolle des Mikrobioms bei einer Reihe von biologischen Prozessen und andererseits die Interaktion von Pathogenen und Kommensalen mit dem mukosalen Immunsystem.“ Die beiden Sitzungen zur Interaktion des Wirtes mit Mikroben – sowohl Kommensalen als auch Pathogenen – zählten zu den Highlights des Kongresses. Prof. Diefenbach weiter: „Es ist uns gelungen, internationale Top-Wissenschaftler nach Berlin zu holen, die die vielfältigen Dimensionen und Interaktionen von Mikroben mit dem Immunsystem an Grenzflächen ausleuchten.“ Preisverleihungen Bei der Jahrestagung wurden die diesjährigen DGHM-Preise verliehen. So wurden Prof. Petra Gastmeier und Prof. Dr. Dr. Jürgen Heesemann durch die Verleihung der Cohn-Medaille für ihre Leistungen auf dem Gebiet der Hygiene und Mikrobiologie geehrt. Den DGHM-Hauptpreis 2022 erhielt Prof. Dr. med. Mathias Hornef, Aachen, den DGHM-Förderpreis 2022 Dr. rer. nat. Silke Niemann, Münster, und Prof. Dr. med. Dennis Nurjadi, Lübeck. Mit dem bioMérieux-Diagnostikpreis 2022 wurde Dr. med. Dipl.-Inf. Manuel Krone, Würzburg, geehrt. Der Becton-Dickinson-Forschungspreis 2022 ging an Dr. rer. nat. Volker Winstel, Hannover. Promotionspreise wurden verliehen an Dr. med. Julian Sommer, Frankfurt, an Dr. med. Anne Kathrin Lößlein, Freiburg, an Dr. med. sci. Lorenz Kretschmer, München, und an Dr. rer. nat. Clara Madalena Lettl, Augsburg. Antimikrobielle Resistenzen und InfectControl2020 Ein weiterer wichtiger Tagungsschwerpunkt befasste sich mit Antimikrobiellen Resistenzen (AMR). „Ein großer Fortschritt ist, dass wir jetzt erstmals belastbare Daten zur weltweiten glo-balen ‚burden of disease‘ durch Antibiotika-Resistenz haben. Das ist eine wichtige Voraussetzung für die weitere Arbeit“, betonte Prof. Gastmeier. Im Anschluss an den aussagestarken Vortrag von Christopher Murray MD, DPhil, der das weltweite Programm zur „global burden“ von Krankheiten leitet, entwickelten sich lebhafte Diskussionen dahingehend, ob und in welchem Maße die Pandemie auf die Resistenzsituation Einfluss genommen hat. Dieses Thema wurde in einer weiteren interessanten Session vertieft. Ein eigenes Symposium zur Arbeit des Konsortiums „InfectControl2020“ bot einen Überblick über attraktive Projekte mit einem interdisziplinären Ansatz. „Genau das brauchen wir für die Hygiene“, unterstrich Prof. Gastmeier. Die neuesten Studien auf dem Gebiet der Kontrolle der Antibiotika-Resistenz wurden von Prof. Dr. Stephan Harbarth, Genf, vorgestellt. Christiane Dolecek, MD PHD FRCP, eine der Leiterinnen des GRAM-Projektes, berichtete über die große Studie zur Bestimmung der weltweiten Last durch Antibiotika-Resistenzen. In einer weiteren Session zu Fortschritten und Trends zur Weiter- und Fortbildung auf dem Gebiet der Infektionsprävention wurden verschiedene neu entwickelte digitale Instrumente zur Lehre auf dem Gebiet der klugen Antibiotika-Anwendung vorgestellt. Ausblick auf die Mikrobiologie 2023 Die 75. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Hygiene und Mikrobiologie wird vom 18. bis 20. September in Lübeck stattfinden. Gemein-sam mit den Tagungsleitern Prof. Dr. Helmut Fickenscher, Prof. Dr. Dennis Nurjadi, Prof. Dr. Katharina Schaufler und Prof. Dr. Jan Rupp besteht dann wieder die Möglichkeit zum Erfahrungsaustausch. Kontakt zum Autor: Michael Reiter, Freier Journalist, spezialisiert auf den Gesundheitssektor, michael.reiter-pr@gmx.de

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