Ressourcenkonzentration am LMU Klinikum Innenstadt Neubau mit neuen Prozessen

Der 2021 eröffnete Neubau des LMU Klinikums Innenstadt setzt sich mit vielen energiesparenden Elementen vom gesetzlichen Standard ab. Patienten- und Logistikprozesse beeinflussen die Nachhaltigkeit des Klinikums. Ein Einblick in die neuen Prozesse im interdisziplinären Neubau. In separaten Gebäuden aus dem 19. und 20. Jahrhundert waren die Fachbereiche Innere Medizin, Chirurgie und Geburtshilfe untergebracht, die nun im Neubau des Innenstadtklinikums konzentriert sind. Dadurch reduzierte sich die Nutzfläche von etwa 19.000 auf rund 13.000 Quadratmeter. Die stationäre Versorgung und große Teile der ambulanten Versorgung wurden dafür von bisher drei separaten Gebäuden im Neubau vereint. Des Weiteren wurden die zwei Intensivstationen sowie zwei Notaufnahmen auf je eine Station reduziert. Dadurch verringerte sich die Bettenzahl am Klinikum Innenstadt um 35 auf 200. Die vorhandenen Ressourcen müssen nun also deutlich besser genutzt werden, um die Leistung aufrechtzuerhalten. So hat die Konzentration einen nachhaltigen Effekt: Pro aufgenommene Person wird weniger geheizt und gereinigt. Weniger Fläche muss durch die Konzentration verwaltet werden, sodass aktiv weniger Reperaturarbeiten anfallen und es wird weniger Beleuchtung benötigt. Das LMU Klinikum betreibt an beiden Standorten Innenstadt und Großhadern 2.061 Betten. Der größere Standort mit gut 1.300 Betten ist das Klinikum Großhadern. Neben dem interdisziplinären Klinikum Innenstadt gibt es am Campus Innenstadt noch weitere Fachbereiche, die in jeweils separaten Gebäuden untergebracht sind. Das Klinikum Innenstadt setzt sich baulich durch zahlreiche energiesparende Elemente vom gesetzlichen Standard ab. Die langlebige Fassade z.B. überzeugt durch einen sehr geringen Wartungsaufwand. Sie besteht u.a. aus keramischen Platten aus Ton mit einer Unterkonstruktion und mineralischer Dämmung. Alle Bestandteile können ohne Probleme getrennt recycelt werden. Aber nicht nur das Material, auch die Optik ist attraktiv: Denn sie fügt sich gut in die benachbarte Bestandsstruktur ein. Die gesamte Gebäudehülle erweist sich als sehr wartungsarm. Es gibt eine flächendeckende Dachbegrünung, eine Photovoltaikanlage, ausreichende Geschosshöhen und eine Betonkerntemperierung zum Heizen und Kühlen. Die Grundwärmeversorgung erfolgt über ein Blockheizkraftwerk mit 363 kW thermischer Leistung, unterstützt durch einen Anschluss an das umweltfreundliche Fernwärmenetz der Stadtwerke München sowie einen Gasbrennwertkessel zur Redundanz. Am neuen Innenstadtklinikum werden alle Ambulanzen und Bettenstationen interdisziplinär genutzt. Zwar bestehen Bettenkontingente für alle Fachbereiche, die Ressourcen werden aber über eine zentrale Patientensteuerung vergeben. Die OP- und Bettenplanung wird dabei zentral aufeinander abgestimmt, sodass beide Bereiche optimal ausgelastet werden können. Auch der zentrale OP-Check-in für Same-Day-Surgery-Patienten und - Patientinnen hängt an der zentralen Patientensteuerung. Die hier tätigen Pflegekräfte rufen die Patientinnen und Patienten am Tag vor ihrer OP an, um sie erneut über den genauen OP-Termin zu informieren und Rückfragen zu ermöglichen. Die Zahl der operativ Versorgten ist ebenso gestiegen wie ihre Zufriedenheit. Das zeigt das sehr positive Patientenfeedback seit dem Umzug. Auch die Mitarbeitenden fühlen sich im neuen Umfeld wohl: Vom Zeitpunkt der Eröffnung an gibt es in den kritischen Mangelberufen, wie der Pflege und dem medizinisch-technischem Dienst, kaum freie Stellen. Die Mitarbeitenden haben das neue Gebäude und die Prozesse gut angenommen: Sie sind nun für mehrere Abteilungen und Kliniken am Haus zuständig und haben ein vielfältigeres Aufgabenspektrum. Besonders in den Ambulanzen ist das Team deutlich größer und sorgt damit für Ausfallsicherheit. Das wird in den regelmäßigen Feedback-Runden sehr gelobt. Auch die Logistikprozesse wurden im Sinne der Ressourcenkonzentration neu geplant und sind nun zentral gesteuert. Eine Kanban-Modulversorgung hat die benötigten Lagerkapazitäten und die bestellte Produktvielfalt deutlich reduziert. Diese wird nun über zentrale Modulversorgungsassistenten gesteuert und entlastet damit die Pflege von administrativen Tätigkeiten. Last, but not least hat die Digitalisierung der Prozesse einen nachhaltigen Einfluss auf die Prozessqualität. Eine digitale Patientenakte gibt es in allen Bereich der stationären Versorgung. Die Notaufnahme wird durch ein digitales Triagesystem unterstützt. Papier ist kaum noch notwendig. Ein zentrales Patientenaufrufsystem verfolgt die Patientinnen und Patienten im ambulanten Aufenthalt, erfasst Wartezeiten und schafft Transparenz. Wer bereits vorstellig war, kann sich über einen QR-Code selbst im System registrieren. Während früher eine Stunde an der administrativen Aufnahme keine Seltenheit war, beträgt die Wartezeit hier heute durchschnittlich acht Minuten. Ein Neubau wie am LUM Klinikum Innenstadt bietet die Chance, Prozesse neu zu gestalten und so effizienter und nachhaltiger zu machen. Bezüglich der Energieeinsparung, die durch Flächenreduktion, Digitalisierung und Ressourcenauslastung entsteht, stehen aktuell nicht ausreichend standardisierte Tools zur Verfügung, die die Einsparung im Patientenprozess in CO2-Äquivalenten darstellbar machen. Näherungsweise ist anhand Case-Mix-Punkten, Wärmeverbrauch und Quadratmeterzahlen eine Reduktionsabschätzung erfolgt: Der Wärmeverbrauch sank um 52 Prozent. Das Klinikum Innenstadt hat damit gute Voraussetzungen, ein nachhaltiges Krankenhaus in allen Bereichen zu werden. Viele Weichen für eine nachhaltige Zukunft sind gestellt. Weitere Digitalisierung und verstärkte Analyse des Warenverbrauchs sollen künftig im Vordergrund stehen. Gleichzeitig sollen die Erfahrungen wegweisend für den Neubau Großhadern sein. Kontakt zur Autorin: Dr. Irena Schwarzer, Zentrumsleitung Klinikum Innenstadt, LMU Klinikum, irena.schwarzer@med.uni-muenchen.de

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