Hauswirtschaft und Nachhaltigkeit
Nachhaltigkeit in Gesundheitseinrichtungen gelingt besser, wenn sie von der Führungsebene vorgelebt wird. Mindestens genauso wichtig ist es aber, die einzelnen Abteilungen und Mitarbeitenden zu aktivieren und einzubinden. Wie das in der Hauswirtschaft gelingen kann, erklärt Expertin und Beraterin Christine Klöber.

Ob auf Unternehmensebene, Abteilungsebene oder im Team: Für die Entwicklung einer Nachhaltigkeitsstrategie braucht es den Blick auf den „Dreiklang der Nachhaltigkeit“, erklärt Christine Klöber, Unternehmensberaterin für hauswirtschaftliches Dienstleistungs- und Qualitätsmanagement bei Klöber Kassel, im Webinar der HCM Academy bei den digitalen Impulswochen Fokus Management & Zukunft.
Nachhaltige Hauswirtschaft im Setting von Ökologie, Soziales und Ökonomie
Der Dreiklang Nachhaltigkeit gliedert sich dabei laut Klöber in
- Ökologische Ziele (Erhaltung der Naturfunktionen/Kreislaufgerechtigkeit)
- Soziale Ziele (intra- und intergenerative Gerechtigkeit)
- Ökonomische Ziele (Sicherung angemessener Bedürfnisbefriedigung)
„Vor 30 Jahren wurde in der 1. UN-Konferenz für Umwelt und Entwicklung in Rio de Janeiro die Nachhaltigkeit zum Leitbild für internationale, nationale und kommunale Politik festgelegt. Das heißt: In jedem Gesetzgebungsprozess sollen seither deren Auswirkungen auf ökologische, ökonomische und soziale Verhältnisse immer im Blick behalten werden“, erklärt Klöber und liefert damit gleichzeitig einen zentralen Anreiz, sich auf allen Managementebenen die Relevanz von Nachhaltigkeit zu vergegenwärtigen. Dieser kommt mitunter auch aus dem Grundgesetzt und nicht zuletzt durch die Sustainable Development Goals (SDGs) der Vereinten Nationen.
Grundgesetz Artikel 20 a
„Der Staat schützt auch in Verantwortung der künftigen Generationen die natürlichen Lebensgrundlagen in Rahmen der verfassungsmäßigen Ordnung durch die Gesetzgebung und nach Maßgabe von Gesetz und Recht durch die vollziehende Gewalt und die Rechtsprechung.“
Handlungsfelder aus dem SDG-Bereich für die nachhaltige Hauswirtschaft entdecken
„Im Sozial- und Care-Bereich haben wir viele Möglichkeiten die SDG-Handlungsfelder zu besetzen“, erklärt Klöber. So z.B. das SDG-Ziel zwei „Kein Hunger“. Hier stehen Ernährungssicherheit, eine bessere Ernährung und eine nachhaltige Landwirtschaft im Fokus. Im Verantwortungsbereich der Hauswirtschaft könne man laut Klöber v.a. wenn es um das Thema Verpflegung geht einen großen Beitrag leisten. Einfache Fragestellungen wie „Gibt es einen Schöpfkellenplan?“ könnten auf das Ziel einzahlen, in dem durch angebundene Maßnahmen wie das Kochen ohne Überschuss mehr Nachhaltigkeit erreicht wird.
Nachhaltigkeitsbeitrag aus der Hauswirtschaft
Professionelle Hauswirtschaft kann laut Klöber „Teil des Erd-Rettungsschirmes“ werden, indem sie
- eine Selbstverpflichtung zur Nachhaltigkeit eingeht,
- nachhaltige Einkaufsentscheidungen trifft,
- auf nachhaltige Strukturgestaltung und Prozesssteuerung setzt,
- nachhaltige Qualitätsmanagementbekenntnisse trifft.
Vom Commitment zur Nachhaltigkeitsstrategie: Diese Schritte sind notwendig
Wer sich als Führungskraft für nachhaltiges Hauswirtschaften in seinem Arbeitsbereich einsetzen möchte, sollte laut Klöber zunächst einmal den Austausch mit den Kolleginnen und Kollegen bzw. dem Team suchen. „Sprechen Sie gemeinsam über den Begriff“, rät die staatlich geprüfte hauswirtschaftliche Betriebsleiterin, „und legen Sie gemeinsam eine Dienstdefinition des Begriffes fest.“ In Ableitung daraus können dann erste Ziele abgeleitet werden. Hier empfiehlt Klöber sich im nächsten Schritt „auf wirkliche kleine Ziele“ zu verständigen, diese aber mit einem zeitlichen Rahmen zu versehen. „Lassen Sie die Mitarbeitenden unbedingt selbst Ideen für nachhaltiges Hauswirtschaften in ihrem Arbeitsumfeld einbringen, das steigert die Motivation für die Umsetzung von Maßnahmen“, erklärt die Hauswirtschafterin.
Kostenbedenken in Sachen Nachhaltigkeit lässt Klöber nicht gelten. „Wir haben in der Hauswirtschaft begrenzte finanzielle Ressourcen zur Verfügung, das heißt wir müssen damit sparsam umgehen und gezielt einsetzen“ – nachhaltig für Nachhaltigkeit.
Natürlich braucht es laut Klöber auch ein nachhaltiges Leitbild für das gesamte Unternehmen bzw. auch seitens des Trägers. Doch auch „im Kleinen“ kann man viel erreichen, betont die Beraterin.
Ihr Tipp, um ins Handeln zu kommen: „Setzen Sie auf den Plan-Do-Check-Act-Kreislauf. Definieren Sie für jeden Quadranten auf ihren Verantwortungsbereich zugeschnittene Ziele und Maßnahmen und kontrollieren Sie Ihre Ergebnisse. Im Anschluss passen Sie Ihre Maßnahmen entsprechend an.“
Wo die Hauswirtschaft ansetzen kann: Beispiel Nachhaltigkeitsfeld Reinigung
„Auf der Reinigungsagenda sollten folgenden Zukunftsthemen stehen:
- Digitalisierung,
- Ressourcenschonung und Einsparung,
- Automation von Reinigungsprozessen,
- Nachhaltigkeit sowie
- Einkaufs- und Beschaffungsleitthemen“,
erklärte Klöber zum Handlungsfeld Reinigung. Sie empfiehlt nicht nur auf professionelle und nachhaltige Produkte zu setzen, sondern auch auf Maschinentechnik, mit der sich nachhaltige Reinigung wirksam umsetzen lässt: Zum Beispiel durch nebelfeuchte oder staubbindende Technik anstelle von Feuchtwischgeräten. Folgende Checkliste stellt einen Auszug der im HCM-Academy-Webinar vorgestellten Leitfaden zur nachhaltigeren Gestaltung des Reinigungsbereiches dar und kann für die Erarbeitung von Nachhaltigkeit in mit Reinigung betrauten Teams hilfreich sein:
Selbstcheck Reinigung
- Werden ergonomische und moderne Reinigungstechniken zur Verringerung der körperlichen Arbeitsbelastung für die Mitarbeitenden eingesetzt?
- Sind die Mitarbeitenden auf ressourcenschonendes Arbeiten geschult?
- Ist Nachhaltigkeit im Hauswirtschaft-/Reinigungskonzept verankert?
- Ist Nachhaltigkeit im Einrichtungsleitbild fixiert?
- Bietet mir ein Lieferant Reinigungsmittel mit Nachhaltigkeitszertifikat?
- Enthalten die Auswahlkriterien von Dienstleistern und Lieferanten nachhaltige Aspekte?
- …
Quelle: Christine Klöber/Klöber Kassel
Weitere Informationen rund um das Thema Nachhaltigkeit für Healthcare-Einrichtungen finden Sie auf der HCM-Themenseite Nachhaltigkeit.