Krankenhauscontrolling-Studie 2022/2023 Nachhaltigkeitsberichte: Neue Aufgaben im Controlling

Für viele Krankenhäuser wird die Nachhaltigkeitsberichterstattung bald zur Pflicht. Nicht alle sind schon gut vorbereitet. In der aktuellen Befragungsrunde der Krankenhauscontrolling-Studie stand die Berichterstattung zu Nachhaltigkeitsaspekten erstmals im Fokus. Die Ende 2022 vom EU-Parlament verabschiedete Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) weitet die Pflicht zur Berichterstattung über Nachhaltigkeitsaspekte deutlich aus. Bislang galt sie v.a. für kapitalmarktorientierte Großunternehmen. Für Geschäftsjahre, die aMm oder nach dem 1. Januar 2025 beginnen, unterliegen nun aber alle großen Kapitalgesellschaften und solche Unternehmen, die wie große Kapitalgesellschaften Rechnung legen, der Berichtspflicht. Gut 50 Prozent der deutschen Krankenhäuser erfüllen mindestens zwei der drei Größenkriterien (Bilanzsumme >20 Millionen Euro, Nettoumsatzerlöse >40 Millionen Euro und Beschäftigtenzahl >250) und sind damit berichtspflichtig im Sinne der CSRD. Und auch Häuser, die unter den Schwellenwerten bleiben, wird das Thema betreffen, wenn ihre Stakeholder – seien es Eigentümer, Banken oder die interessierte Öffentlichkeit – freiwillig veröffentlichte Nachhaltigkeitsberichte einfordern. Es ist davon auszugehen, dass sich die zunächst nach außen gerichtete Berichtspflicht auch auf die internen Berichtsprozesse und die Unternehmenssteuerung auswirken wird. Ohne ein internes Berichtswesen zu Nachhaltigkeitsaspekten fehlt es der Krankenhausleitung sowohl an Transparenz über den Status quo als auch an einer Entscheidungsgrundlage für Maßnahmen zur Stärkung der Nachhaltigkeit. Vor diesem Hintergrund wurde in der aktuellen Befragungsrunde der Krankenhauscontrolling-Studie erstmals danach gefragt, ob die teilnehmenden Häuser sich bereits mit der Berichterstattung zu ökologischen, sozialen und ökonomischen Nachhaltigkeitsaspekten ihrer Geschäftstätigkeit beschäftigen. "Wir erwarten schon bald einen starken Anstieg der Controllingaktivitäten zum Thema Nachhaltigkeit" Prof. Björn Maier Nachhaltigkeitsberichte bislang nur wenig verbreitet Die Ergebnisse der Befragung verdeutlichen, dass das Thema in den Krankenhäusern gerade erst Fahrt aufnimmt. Zwar geben fast zwei Drittel der Häuser an, sich bereits damit zu beschäftigen. Einen Bericht zur Nachhaltigkeit – unabhängig davon, ob für die interne Nutzung oder extern veröffentlicht – erstellen allerdings bislang nur 5,6 Prozent der Häuser. Dabei scheinen überwiegend qualitative Inhalte berichtet zu werden, da nur eines der Häuser mit Nachhaltigkeitsbericht angibt, auch bereits Kennzahlen zur Messung und Überprüfung der Nachhaltigkeit zu nutzen. Weitere 4,4 Prozent der Häuser in der Stichprobe geben an, solche Kennzahlen schon zu nutzen, aber noch keinen Bericht zu erstellen. Dabei handelt es sich durchgängig um Kennzahlen zum Energieverbrauch und dadurch bedingte Emissionen, teils verbunden mit einem umfassenden Energie- und Umweltaudit. Offen bleiben somit bislang die Dimensionen „Social“ und „Governance“. Hohe Dynamik beim Aufbau der Berichtssysteme erwartet Zusammengefasst haben bislang erst zehn Prozent der Häuser in der Stichprobe zumindest erste Elemente eines Berichtswesens zum Thema Nachhaltigkeit umgesetzt. Die Studienergebnisse lassen aber erwarten, dass sich dieser Anteil schon in naher Zukunft deutlich erhöhen wird. Ein Drittel der teilnehmenden Krankenhäuser plant aktuell die Einführung von Nachhaltigkeitsberichten, so dass diese schon bald in fast 40 Prozent der Häuser im Einsatz sein werden (Abbildung 1). Der Großteil davon will mit den Berichten sowohl intern Transparenz schaffen als auch externe Stakeholder informieren. Eine kleinere Gruppe will die Berichte – zumindest zunächst – nur intern nutzen. Hierbei handelt es sich teilweise auch um Häuser, die zukünftig unter die CSRD-Berichtspflicht fallen. Diese Häuser wollen sich offensichtlich durch den frühzeitigen Aufbau des internen Berichtswesens auf die externe Berichtspflicht vorbereiten. Wenige Häuser stellen allein auf die externe Berichterstattung ab. Berichte oft auch ohne Berichtspflicht geplant Eine naheliegende Vermutung ist, dass v.a. zukünftig berichtspflichtige Häuser heute schon Nachhaltigkeitsberichte einführen. Die Studien- ergebnisse zeigen aber einen anderen Befund. Deutliche Unterschiede bestehen in erster Linie zwischen denjenigen Häusern, die bereits wissen, ob sie berichtspflichtig sind, und diejenigen, die das noch nicht wissen (Abbildung 2). Von den uninformierten Häusern hat sich fast die Hälfte noch gar nicht mit dem Thema Nachhaltigkeit beschäftigt, nur jedes vierte uninformierte Haus nutzt schon Nachhaltigkeitsberichte oder plant deren Einführung. Bei den informierten Häusern sind die Verhältnisse fast genau umgekehrt. Hier plant rund die Hälfte Nachhaltigkeitsberichte einzuführen oder nutzt sie sogar bereits, nur etwas mehr als ein Viertel dieser Häuser hat noch keine Aktivitäten angestoßen. Innerhalb der Gruppe der informierten Häuser gibt es hingegen keine statistisch signifikanten Unterschiede zwischen Häusern mit und ohne zukünftiger Berichtspflicht. Es scheint also auch ohne Berichtspflicht gute Gründe für Nachhaltigkeitsberichte zu geben. Für die nächsten Jahre ist auch aufgrund der schon im Entwurf vorliegenden European Sustainability Reporting Standards (ESRS) mit genaueren, branchenspezifischen Vorgaben von einer großen inhaltlichen Dynamik beim Aufbau von Nachhaltigkeitsberichten auszugehen. Dabei werden viele Bereiche im Krankenhaus eng zusammenarbeiten müssen, um nicht nur die regulatorischen Anforderungen zu erfüllen, sondern auch ein für die Führungskräfte hilfreiches Berichtswesen aufzubauen. Hintergrund zur Krankenhauscontrolling-Studie 2022/2023 Die Studie zum Stand und zur Umsetzung des Controllings in deutschen Akutkrankenhäusern wird seit 2011 regelmäßig von folgenden Institutionen durchgeführt:- Deutscher Verein für Krankenhauscontrolling(DVKC) e.V.,- Lehrstuhl für Controlling der BergischenUniversität Wuppertal und- Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Curacon.Die vollständigen Ergebnisse der aktuellen Umfrage werden am 23. und 24. Mai 2023 auf dem 30. Deutschen Krankenhaus-Controllertagvorgestellt. Die Teilnahme ist sowohl vor Ort in Potsdam als auch virtuell möglich. Weitere Informationen zum Kongress, das aktuelle Programm inklusive aller Vortragenden sowie die Möglichkeit zur Anmeldung gibt es unter www.dvkc.de. Studienergebnisse im Detail Weitere Ergebnisse der Krankenhauscontrolling-Studie 2022/2023, an der sich mit 90 Krankenhäusern rund fünf Prozent des Marktesbeteiligt haben, stellt Health&Care Management (HCM) in der Ausgabe 3 (Erscheinungstermin: 7. Juni 2023) vor. Kontakt zu den Autoren: Prof. Dr. Nils Crasselt, Inhaber des Lehrstuhls für Controlling an der Schumpeter School of Business and Economics der Bergischen Universität Wuppertal, crasselt@wiwi.uni-wuppertal.de Dr. Christian Heitmann, Partner und Leiter Geschäftsbereich Unternehmensberatung, Curacon, Münster, Christian.Heitmann@curacon.de Prof. Dr. Björn Maier, Studiendekan an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg Mannheim, Bereich Gesundheitswirtschaft, und Vorstandsvorsitzender des DVKC e.V., bjoern.maier@dhbw-mannheim.de

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