Hygiene und Patientensicherheit
Eine „Spülmaschine“ für Ultraschallsonden, so kann man sich den „trophon2“ vereinfacht vorstellen, der Viren und Bakterien abtötet. Damit entfallen die Aufbereitung per Wischdesinfektion und die händische Doku. Darauf setzen neben der Charité nun auch die Mühlenkreiskliniken.

Ultraschallsonden sind aus der modernen Diagnostik nicht wegzudenken. In allen Fachdisziplinen wie der Urologie, Gynäkologie oder Gastroenterologie sind sie täglich im Einsatz – teilweise in hygienisch besonders kritischen Bereichen. Nur mit optimaler Desinfektion der Untersuchungsgeräte lassen sich Kreuzinfektionen zwischen Patienten vermeiden. Herkömmlich geschieht die Desinfektion manuell, mithilfe von Wischtüchern. Doch Nanosonics bietet mit „trophon2“ eine technologiebasierte Alternative. Das Gerät wurde in Australien entwicket und ist in Deutschland u.a. an der Berliner Charité in Gebrauch, die dafür 2020 mit den zweiten Platz beim Preis für Patientensicherheit ausgezeichnet wurde. Inzwischen setzen auch die Mühlenkreiskliniken auf das Gerät.
Die Technik habe sich sehr gut bewährt, sagt Dr. Peter Witte, Direktor des Instituts für Krankenhaushygiene, und verdeutlicht das mit einer beeindruckenden Zahl: „In der Gynäkologischen Ambulanz wurde das Gerät in den ersten sechs Monaten 773 Mal genutzt.“ Drei Geräte seien bereits in der Urologie und Gynäkologie im Krankenhaus Lübbecke und im Universitätsklinikum Minden im Einsatz, die Anschaffung eines vierten Desinfektionssystems stehe bevor.
Standardisierte, vollautomatisierte Desinfektion
„Die Sonden werden optimal aufbereitet“, erläutert Witte, Facharzt für Hygiene und Umweltmedizin. „Das bedeutet maximale Sicherheit für die Patientinnen und Patienten.“ Auch bei den hochproblematischen Humanen Papillomviren (HPV) oder multiresistenten Erregern beweist das Gerät seine Stärken: „Alle Viren und Keime werden damit sehr sicher abgetötet.“
Aufbereitung wird elektronisch dokumentiert
Gegenüber der herkömmlichen Wischdesinfektion habe die Aufbereitung der Sonden im „trophon2“ mehrere Vorteile, so Witte, der auch Facharzt für Innere Medizin und Pneumologie ist: „Der wichtigste Vorteil ist die erhöhte Patientensicherheit, die sich aus dem standardisierten, immer gleich und vollautomatisch ablaufenden Verfahren ergibt.“ Hinzu kommt eine Vereinfachung der Dokumentationspflicht, weil die komplette Aufbereitung elektronisch dokumentiert wird. „Die neue Technologie ist eine Entlastung unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Es entfallen einerseits die händische Aufbereitung und zweitens die anspruchsvolle Dokumentation. All das übernimmt nun der trophon2. Das Gerät ist sowas wie eine Geschirrspülmaschine für Sonden – nur viel gründlicher“, erklärt Witte, der sich auch als Mitglied der Sektion „Krankenhausbau und Raumlufttechnik“ der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene (DGKH) intensiv mit Fragen zu neuen technologischen Möglichkeiten beschäftigt.
Gesundheitsschutz der Mitarbeitenden
Zusätzlich wird der Gesundheitsschutz der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gestärkt. Denn dank des geschlossenen Systems entstehen weder toxische Dämpfe noch direkter Kontakt zum Desinfektionsmittel. Das Wirkmittel auf Wasserstoffperoxidbasis befindet sich in versiegelten Kartuschen, die erst im Geräteinnern geöffnet werden, wo ein desinfizierendes Aerosol erzeugt wird. Die feinen Partikel erreichen jeden Winkel der Sondenoberfläche. „Als Nebenprodukte fallen Wasser und Sauerstoff an, die leicht und ohne Belastung der Umwelt entsorgt werden können“, ergänzt Witte, der mit seiner weiteren Qualifikation als Facharzt für Öffentliches Gesundheitswesen auch immer das Gemeinwesen im Blick hat.
Die Sonden werden zunächst manuell vorgereinigt und dann, ohne dafür vom Ultraschallgerät entkoppelt werden zu müssen, in die Reinigungskammer des „trophon2“ eingehängt. Der Sondenhandgriff wird genauso sorgfältig gereinigt wie der Sondenkopf: ein zusätzliches Plus an Sicherheit.
Rechtssichere Anwendung nach KRINKO/BfArM-Empfehlung
„Die maschinelle Aufbereitung wird die händische zunehmend ersetzen“, ist Witte überzeugt und bezieht sich dabei auch auf die Empfehlungen der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention (KRINKO) beim Robert Koch-Institut (RKI). Danach ist bei der Reinigung und Desinfektion „maschinellen Verfahren insbesondere aufgrund der besseren Standardisierbarkeit und Reproduzierbarkeit sowie des Arbeitsschutzes der Vorzug zu geben“. Diese Empfehlungen werden bei den Mühlenkreiskliniken mithilfe zukunftsweisender Technik schon jetzt umgesetzt.