Digitalisierung, Entscheiderfabrik und KHZG
Eine sprachgesteuerte, mobile Pflegedokumentation, die durch KI vollständig und fehlerfrei ist. Das ist die Vision eines Projektes, das u.a. bei den Kliniken der Stadt Köln an den Start gehen soll. Das System meldet kritische Formulierungen und liefert Echtzeithinweise während der Erfassung.

Das Team dieses Projektes schaffte es bereits unter die fünf Digitalisierungsprojekte 2020 der Entscheiderfabrik. Die Pflege-Controlling-Unit, ein smarter Pflegewagen inkl. Tablets, liefert die Basis. In diesem Jahr soll eine Spracherkennung die Pflegedoku noch weiter vereinfachen. Zudem können Warnhinweise melden, falls Einträge vergessen werden oder Informationen fehlen, die relevant zur Erlösgenerierung sind. Denn die Sprachsteuerung an sich ist nicht neu, jedoch bildet sie in diesem Vorhaben die Grundlage für eine Künstliche Intelligenz (KI), die kritische Formulierungen meldet und Echtzeithinweise, die die Dokumentation verbessern. Die Umgebungsgeräusche filtert die Spracherkennung heraus – da sie nur auf die Stimmen der Pflegenden reagiert. Auch die Hygiene kann verbessert werden, da z.B. vor, während oder nach einem Verbandwechsel keine Tastauren bedient werden müssen. Die Attraktivität eines pflegerischen Arbeitsplatzes kann so enorm gesteigert werden.
Das Digitalisierungsprojekt „Closed Loop Dokumentation – Sprachverständnis mithilfe der künstlichen Intelligenz“ will so die Rahmenbedingungen für die Pflege effizienter gestalten und eine raschere sowie vollständige und fehlerfreie Dokumentation ermöglichen, die Erlösrelevanz im Blick hat. Die gemeinsame Vision ist eine moderne, sprachgesteuerte und mobile Pflegedokumentation, die mithilfe von KI vollständig und fehlerfrei ist. Eingeführt wird die Soft- und Hardware von 3M, NursIT Institute, alphatron medical und Netsfere …
- im Zollernalb Klinikum,
- bei den Kliniken der Stadt Köln,
- im Universitätsklinikum der Technischen Universität München,
- und im Krankenhaus Porz am Rhein.
Im ersten Schritt wird ein System zur sprachgesteuerten Pflegedokumentation angeboten – dies schließt die Navigation in der Pflegedokumentation per Sprache sowie die Spracherkennung ein. Darauf setzt im zweiten Schritt eine semantische Analyse der eingegebenen Dokumentation auf, mit deren Hilfe die Pflegefachkraft KI-basierte Verbesserungsvorschläge zu ihrer Dokumentation erhält.
Erlösrelevanz bereits während Doku optimieren
Konkret bedeutet dies, dass für Pflegende nicht nur die Erfassung der Dokumentation zeitsparender erfolgt, da handlungsbegleitend dokumentiert werden kann und außerdem das Beschaffen des Dokumentationsmediums – egal ob Rechner oder Papierakte – entfällt. Zudem werden Dokumentationslücken und -inkongruenzen erkannt, auf welche die Pflegenden hingewiesen werden. So besteht die Möglichkeit, die Eintragungen der Pflegefachkräfte rundherum sach- und fachgerecht zu gestalten und auch in puncto Erlösrelevanz zu optimieren, bevor sie final in der Dokumentation abgelegt werden.
Überblick über Projektstatus beim Sommer-Camp
Beim Sommer-Camp der Entscheiderfabrik werden bereits erste Ergebnisse präsentiert. Stephan Hohndorf, Projektmanager bei NursIT, erklärt: „Aktuell schaffen wir mit unseren Klinikpartnern die Voraussetzungen dafür, dass die in der Pflege-Software ‚careIT Pro‘ von NursIT integrierten Automatisierungsprozesse durch die Integration der Sprachlösung ‚Fluency Direct‘ von 3M per Spracherkennung und -steuerung genutzt werden können sowie das Modul ‚CDI Engage‘ von 3M entsprechende Echtzeithinweise zur Dokumentationsqualität liefert. Flankierend erfolgt die Einbindung des smarten Pflegewagens ‚Amis Pro‘ von Alphatron, um auch den Prozess des Medikationsvergabemanagements anzubieten, der über den am Wagen befindlichen Scanner ein Scannen sowohl des Patientenindividuellen Barcodes als auch der Medikamentenverpackung ermöglicht. NetSfere rundet das Paket mit der Bereitstellung einer Messaging-Technologie ab.“
Mitarbeitende regelmäßig über Projektstand informieren
Dieses Vorhaben erfordert ein Umdenken und verändert die Prozesse der Pflegenden, nicht immer eine einfache Aufgabe wie Hohndorf weiß: „IT-Projekte verändern mitunter die Prozesse der Protagonisten. Die Innovation muss deutlich herausgearbeitet werden, damit von Beginn an Akzeptanz für die einhergehenden Zusatzbelastungen der Implementierung sichergestellt ist. Häuser sind gut beraten, wenn kontinuierlich über den Projektfortgang informiert wird – nach intern wie nach extern. Es benötigt Menschen mit Brückenfunktion, die die Sprache unterschiedlicher Protagonisten sprechen und beispielsweise originär pflegerische Belange in IT-spezifische Fragestellungen übersetzen können, die es den Entwicklern erlauben, eine punktgenaue Konfiguration bereitzustellen. Zudem sind die meisten Prozesse in Krankenhäusern so komplex und haben oft mehr als eine Profession in ihre Abläufe eingebunden, dass stets sichergestellt sein sollte, dass sich zu keinem Zeitpunkt einer der Protagonisten außen vorfühlen sollte, selbst wenn er nicht im Zentrum des Prozesses steht.“
Projekt förderfähig nach KHZG
Im durch das Projekt initiierten Zusammenspiel der Partner ergibt sich ein übergeordneter Gesamtprozess, der die Voraussetzungen für die Fördertatbestände drei (Digitale Pflege- und Behandlungsdokumentation) sowie vier (Einrichtung von teil- oder vollautomatisierten klinischen Entscheidungsunterstützungssystemen) erfüllt.