Umweltfreundlich waschen Mikroplastik im Waschprozess vermeiden

In Gesundheitseinrichtungen fallen täglich Tonnen von Textilien zur Wäsche an. Bei jedem Waschgang lösen sich Mikroplastikpartikel aus der Kleidung und gelangen so ins Grundwasser. Wie kann hier Abhilfe geschaffen werden? Im Jahr 2020 arbeiteten rund 5,84 Millionen Beschäftigte im deutschen Gesundheitswesen, die täglich Berufskleidung tragen. Hier besteht großes Potenzial für nachhaltige Lösungen. Dies zeigt sich beim Einkaufsprozess der Textilien. Der Einkauf in einem Krankenhaus, einer Pflegeeinrichtung oder einer Wäscherei läuft meist über eine zentrale Einkaufsabteilung oder eine Materialwirtschaftsstelle. Dabei werden die Textilien, wie Hosen und Oberteile für Ärzteschaft und Pflegepersonal, in großen Mengen bestellt und somit die gesamte Einrichtung versorgt. Solch eine Bestellung könne für eine einzelne Klinik etwa 45.000 Produkte umfassen. Bestände diese Bestellung aus nur nachhaltig produzierten Produkten, wäre dies ein großer Schritt für die Nachhaltigkeit, eine deutliche CO₂-Einsparung und die Klimaziele einer Einrichtung könnten vorzeitig erreicht werden. Textiles Mikroplastik löst sich beim Waschen Bei Wäschereien gibt es noch eine Besonderheit, denn aktuell sind die meisten Berufstextilien aus Polyester und bei mehrfachem Waschen lösen sich Mikroplastikpartikel aus den Textilien und gelangen ins Grundwasser. Textiles Mikroplastik sind faserförmige Mikroplastikpartikel, die kleiner als fünf Millimeter lang sind und bei der Produktion und Nutzung in die Umwelt gelangen. Jährlich gelangen circa fünf bis zwölf Millionen Tonnen Plastik ins Meerwasser. Problematisch ist die Existenz von Mikroplastik, da es sich weiter in kleine Nanopartikel zersetzt und der Abbau bis zu 2.000 Jahre andauert (BMK, 2021). Eine regionale Krankenhauswäscherei hat einen durchschnittlichen Durchlauf von rund 20 Tonnen Textilien am Tag. Im Allgemeinen werden abhängig von der Textilart bis zu 3.000 Fasern pro Waschgang freigesetzt und gelangen ins Abwasser. Das Abwasser fließt anschließend in Kläranlangen, doch diese kleinen textilen Mikroplastikfasern können nicht vollständig in den Kläranlagen entfernt werden (Möhl, 2014). Kunststoffstrategie der EU gegen Mikroplastik Die Europäische Union geht nun auch gegen diese Verunreinigung vor und hat 2022, im Rahmen der 2018 veröffentlichten EU-Kunststoffstrategie, eine Beschränkung für Mikroplastik verabschiedet. Diese wird über einen Zeitraum von sechs Jahren spezifische Produktgruppen mit Mikroplastik schrittweise verbieten. Dazu zählen Produkte für den gewerblichen und den Verbraucherbereich, die Kunststoffpartikel mit einem Durchmesser von ≤5 Millimetern und Kunststofffasern mit einer Länge von ≤15 Millimetern besitzen. Durch das Verbot soll die Freisetzung von 500.000 Tonnen Mikroplastik über einen Zeitraum von 20 Jahren vermieden werden (ECHA, 2021). Mikroplastik bereits in der Produktion vermeiden Das von Dalia Hasan gegründete Start-up Green Textile Solutions hat sich dazu entschieden, das Problem von Mikroplastik bereits in der Produktentwicklung zu lösen und damit jegliches Ausscheiden von Mikroplastik in der Produktion, Nutzung und während des Waschens zu verhindern. Dies ist ein weiterer Schritt in Richtung nachhaltig hergestellter Textilien aus Naturfaser und Bio-Baumwolle, durch die der Umwelt kein Schaden zugefügt werde. Darüber hinaus bieten nachhaltige Textilien im medizinischen Bereich zahlreiche Vorteile, wie Reduzierung der CO₂-Emissionen innerhalb weniger Monate, Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit und Attraktivität gegenüber den Patientinnen und Patienten. Zudem zeige eine Einrichtung durch nachhaltige Berufskleidung Wertschätzung gegenüber ihren Mitarbeitenden, können diese länger an sich binden und werden attraktiver auf dem Arbeitsmarkt. Die nachhaltige Berufskleidung zeichne sich dadurch aus, dass sie aus Bio- und Fairtrade-Baumwolle besteht, aus 100 Prozent Naturfaser hergestellt ist und einen hohen Tragekomfort aufweist. Zusätzlich halten die Textilien einer hohen Belastbarkeit stand, besitzen eine ausgeprägte Reißfestigkeit und bieten einen natürlichen Schutz gegen Bakterien, was für den medizinischen Bereich wichtig ist. Zusammenarbeit mit den Produktionsstätten Gleichzeitig haben die Produkte eine nachhaltige Lieferkette durch die direkte Zusammenarbeit mit den Produktionsstätten und Lieferengpässe können rechtzeitig ausgeglichen werden. Außerdem könne durch die direkte Zusammenarbeit mit den Betriebsverantwortlichen vor Ort sichergestellt werden, dass Mitarbeitende eine faire Entlohnung erhalten, Arbeits- und Sicherheitsstandards eingehalten und Förderprogramme für junge Mädchen und Frauen angeboten werden. Trotz der genannten Vorteile gibt es weiterhin Schwierigkeiten bei der nachhaltigen Beschaffung, da der Einkauf oft noch über das Budget stattfindet. Die meisten Einkäufer müssen auf Budgetvorgaben Rücksicht nehmen und könnten die Preise für nachhaltige Zertifizierungen, transparente Lieferketten und umweltschonende Ressourcen nicht zahlen. In der aktuellen Situation zahlen die Einkaufenden bei der Beschaffung von nachhaltigen Textilien einen gewissen Aufpreis gegenüber herkömmlichen Berufstextilien. Wenn jedoch mehr Einrichtungen nachhaltige Berufskleidung nachfragen und einkaufen, würden umweltbewusste Textilien Standard werden und demnach würde sich in Zukunft auch der Preis anders gestalten. Literatur BMK – Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (2021): EU-Kunststoffstrategie. www.bmk.gv.at/themen/klima_umwelt/kunststoffe/europ_kunststoffstrategie.html [01.11.2022]. ECHA – European Chemicals Agency (2021): Mikroplastik. https://echa.europa.eu/de/hot-topics/microplastics [15.11.2022]. Möhl, S. (2014): Mikroplastik im Abwasser überfordert Kläranlagen. www.welt.de/wissenschaft/umwelt/article133807978/Mikroplastik-im-Abwasser-ueberfordert-Klaeranlagen.html [01.11.2022]. Kontakt zur Autorin: Julia Kastl, julia.kastl@greentextilesolutions.com

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