Gesundheit 4.0 Mensch. Maschine. Markt.

Die New York Times hat das FOM-Gebäude vor wenigen Tagen zu den weltweit acht bedeutendsten Neubauten des Jahres gezählt. An diesem futuristischen Ort haben sich Wissenschaft und Praxis zur diesjährigen Jahreshauptversammlung der DGFM e.V. getroffen. Es wurde ein neues Präsidium gewählt und der Vorstand erweitert.Neue Unternehmen kommen auf den Markt (als Raketen dargestellt) und hinterfragen derzeitige Strukturen und Beziehungen der Akteure.Die Gesellschaft macht sich zukunftsfest. Passend dazu war das Thema des Netzwerktreffens: Gesundheit 4.0 – Mensch. Maschine. Markt. Es wurde diskutiert und gefragt, ob die Digitalisierung die Branche auf den Kopf stellen wird. Wenn sich die Verhältnisse ändern, wandeln sich Beziehungen. Führung und Marktorientierung bieten Chancen, der Digitalisierung von Gesundheitsbeziehungen zu begegnen, wenn man akzeptiert, dass es sich dabei um basale Tugenden handelt, die in sich verändernden Märkten wichtiger denn je sind. Überlegungen von Startups, die unmittelbar vom Patienten genutzt werden, benutzerfreundlicher zu gestalten, erheben medizinisch notwendige Alltagsgegenstände von Betroffenen zu Lifestyle Gadgets. So erscheint die größte Erfindung der letzten Jahre nicht ein Medikament oder Medizintechnologie für die klinische Anwendung. Vielmehr ist das Smartphone die wichtigste Errungenschaft Patienten zu befähigen, ihrer Krankheit zu begegnen. Wer also eine App in das Verhältnis zwischen Arzt und Patient schiebt, beteiligt sich an der Veränderung von Verhältnissen und treibt den Wandel. Arzt oder Maschine: Wer hat das Sagen?Aus der Perspektive der Medizin bieten viele neue IT-Lösungen, z.B. aus der Telemedizin, interessante neue Anwendungen. Jeder Arzt freut sich über neue Diagnose- und Behandlungsverfahren. Die Probleme liegen in der Machtverschiebung, die die „IT“-isierung der Medizin bewirkt: weg von demokratisch legitimierten Organisationen, hin zu monopolistisch operierenden Konzernen – auf allen Ebenen: der des einzelnen ebenso wie der Gesellschaft. Wissen Sie wirklich, was Ihr Computer tut? Wenn Sie Ihre Daten in der Cloud speichern, haben Sie nicht einmal mehr die Kontrolle darüber, wo sie sich physikalisch befinden. US-Geheimdienste behalten sich vor, auf diese Daten zuzugreifen. Google weiß längst, wo Sie sich gerade befinden und was Sie tun; wenn Sie Amazons Echo besitzen, hört der große Bruder ständig mit. Profitinteresse ersetzt AltruismusFrüher wurden Ärzte an öffentlichen, d.h. dem Gemeinnutz verpflichteten, Universitäten ausgebildet, und dann haben sie für ihre Patienten auf Basis ihrer Ausbildung die richtigen Behandlungsinstrumente ausgesucht. Bei der Abrechnung ist es heute schon andersherum: da sitzt der Assistenzarzt abends vor einer „DRG-Maschine“, die er nicht versteht, und kreuzt irgendwelche Kästchen an. Wenn Dr. Watson sich durchsetzt, kontrolliert nicht der Arzt die Maschine, sondern die Maschine ihren Bediener und den Patienten. Der springende Punkt ist, dass diese und andere Maschinen jeder demokratischen Kontrolle entzogen sind: die paar Konzerne, die das Internet beherrschen, und deren Börsenwert so hoch ist, dass sie jede Konkurrenz wegkaufen können, bestimmen dann, wie die Medizin funktioniert. Und das nicht aus Altruismus, sondern aus Profitinteresse. Patienten und Ärzte sind dann bestenfalls „User“, aber was mit ihnen gemacht wird, entscheiden sie nicht mehr. Gesundheitskompetenz ist wichtigLaut einer Studie anlässlich des Entstehens des Nationalen Aktionsplans Gesundheitskompetenz, verfügen 54,3% der Bevölkerung über eine eingeschränkte Gesundheitskompetenz. Ein Zustand, den wir weniger dem Internet und dem Smartphone zu verdanken haben, mit dem man heute weltweit auf Daten, Informationen und dokumentiertem Wissen zugreifen kann. Vielmehr zeigt sich in dieser Zahl das systematische Problem in Verlängerung einer anerzogenen Vollkaskomentalität, die sich erst langsam aufzulösen beginnt. Menschen sehnen sich nach zeitgemäßer Hilfestellung im Umgang mit ihrer Krankheit. Vieles, was durch alle Generationen für andere Lebensbereiche als selbstverständlich erachtet werden darf, ist beim Wert Gesundheit nach wie vor nicht angekommen. Insofern sieht sich die DGFM e.V. in der Verantwortung, integrativ an der digitalen Agenda in Gesundheitsbeziehungen zu wirken und gemeinsam mit den Professionen der Gesundheitswirtschaft nach Wegen zu suchen, der digitalen Zukunft aktiv zu begegnen. Die DGFM hat dazu auch ein neues Präsidium gewählt (siehe Kasten unten). David Matusiewicz (FOM Hochschule), Frank Stratmann (privat), Christian Thielscher (FOM Hochschule)

Gesundheit 4.0 Mensch. Maschine. Markt.

Reimbursement im Überblick

Digitale Gesundheit von A bis Z

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